Leute

Fachkräftemangel: „Für Kunden und Mitarbeiter spürbar“

09.01.2025 • 10:00 Uhr
Fachkräftemangel: „Für Kunden und Mitarbeiter spürbar“
Die NEUE hat sich unter den Besuchern und Besucherinnen umgehört. Canva/Hartinger/Swozilek

Das Thema des Fachkräftemangels ist allgegenwärtig. In vielen Branchen fehlt Personal. Die NEUE hat sich umgehört, wo der Fachkräftemangel der Bevölkerung im Alltag auffällt.

“Der Fachkräftemangel ist im Alltag für mich auf jeden Fall spürbar“, erzählt Nicole aus Meiningen. Die 42-Jährige arbeitete selbst lange Zeit in der Altenpflege und bekam den Notstand an qualifiziertem Personal hautnah mit. „Mittlerweile arbeite ich im Handel. Aber auch hier merke ich die angespannte Situation extrem deutlich.“ Die 42-Jährige findet aber auch, dass das während ihres Einkaufs im Messepark deutlich spürbar ist. „Die Leute sind gestresst, die Wartezeiten an den Kassen teilweise enorm, weil für die Öffnung einer zweiten Kassa das Personal fehlt. Den Personalmangel merkt man sowohl als Kunde, als auch als Mitarbeiter.“ Eine ähnliche Situation erleben Ida und Siegrid aus dem Walgau. Auch sie finden, dass der Fachkräftemangel im Alltag deutlich zu spüren ist. „Hauptsächlich fällt es mir in Pflegeberufen auf“, sagt Ida. „Aber auch im Lebensmittelhandel ist es deutlich spürbar“, findet ihre Begleitung Siegrid. „Viele der Mitarbeiter werden gerade erst eingelernt, das Fachwissen fehlt einfach“, sind sich die beiden Frauen einig.
„Fachkräfte aus dem Ausland zu holen, ist ein schwieriges Thema“, findet Nicole. Sie erzählt, dass sie in der Altenpflege negative Erfahrungen damit gemacht habe. „Ich weiß, dass diese Menschen gut arbeiten können, das ist überhaupt keine Frage. Das Problem ist einfach die Sprachbarriere. Hier müssten gewisse Kurse verpflichtend sein.“

Umfrage Messepark Fachkräftemangel
Sabine aus Lustenau.

“Keine Beratung”

“Man bekommt keine qualifizierten Leute mehr“, klagt Sabine, aus Lustenau. „Beim Einkaufen ist das deutlich spürbar. Man bekommt keine Beratung mehr.“ Aber auch die Tatsache, dass viele Menschen nur mehr in Teilzeit arbeiten wollen, sieht die 59-Jährige als Problem. „Ich finde einfach, dass junge Menschen vollzeit arbeiten sollten“, sagt sie. „Im Gegensatz dazu finde ich es schrecklich, dass darüber diskutiert wird, das Pesionsalter zu erhöhen.“ Fachkräfte aus dem Ausland wären für Sabine hingegen eine Lösung. „Wenn sie gut Deutsch lernen und qualifiziert sind, sehe ich hier überhaupt kein Problem.“

Sabine, 59, Lustenau

Umfrage Messepark Fachkräftemangel
Peter aus Dornbirn.

„Keine Zeit um zu helfen“

“Mir persönlich fällt der Fachkräftemangel im Alltag nicht allzu deutlich auf“, findet hingegen Peter aus Dornbirn. „Am ehesten vielleicht noch im Baumarkt, da fehlt schon qualifiziertes Personal“, sagt der 54-Jährige. „Wenn man hier etwas braucht, ist der Service einfach nicht sonderlich gut. Es hat nicht sofort jemand Zeit um zu helfen, das fällt mir auf.“ Dem Thema der ausländischen Fachkräfte sieht er gelassen entgegen. „Wieso nicht, wenn sie sich auskennen. Wenn wir hier in Vorarlberg zu wenig Leute haben, wüsste ich nicht, warum es nicht auch so funktionieren sollte“, sagt er.

Peter, 54, Dornbirn

Umfrage Messepark Fachkräftemangel
Lilly (l.) und Tiara (r.) aus Feldkirch.

„In Lebensmittelläden fehlt Personal“

“Mir fällt der Fachkräftemangel vor allem in den Supermärkten auf“, findet Lilly. Die 20-Jährige ist gerade mit einer Freundin im Messepark unterwegs. „In den Lebensmittelgeschäften fehlt definitiv Personal. Das merkt man bei jedem Einkauf“, bekräftigt sie. Die Feldkircherin spricht auch die angespannte Situation in den Spitälern an. Ansonsten fallen ihr Missstände nicht auf, ein Problem sei es trotzdem.

Lilly, 20, Feldkirch

„Mir fällt der Mangel in den Spitälern auf“

Mir fällt der Fachkräftemangel speziell in den Vorarlberger Spitälern auf“, sagt Tiara. Auch die Altenpflege nennt die 18-Jährige als Beispiel. „Hier fehlen definitiv qualifizierte Leute.“ Aber auch in Supermärkten fällt Tiara der Fachkräftemangel auf. Die junge Frau kommt gerade aus einem solchen. „Ganz besonders deutlich merke ich die Situation im Krankenhaus in Feldkirch. Ich komme selbst aus Feldkirch, deshalb bin ich mit der Lage dort relativ vertraut“, sagt sie. Aber auch sonst fällt ihr auf, dass in der Pflege Leute fehlen. Fachkräfte aus dem Ausland zu holen, wäre für Tiara definitiv eine Option. Sie stellt allerdings klare Bedingungen. „Die Menschen müssen logischerweise die richtigen Lizenzen und Zulassungen für ihre Berufe haben. Ein Arzt muss sein Studium nachweisen können.“ Ansonsten sieht die 18-Jährige hier kein Problem. „Solange den Menschen hier mit dem zusätzlichen Personal geholfen wird, finde ich es super.“ Was Tiara ebenfalls noch vorschlägt: Menschen, die bereits in Pension sind, aber noch freiwillig, oder in Teilzeit irgendwo arbeiten, oder helfen wollen, könnten dies in der Pflege tun. „Solange es körperlich und mental noch geht, ist das super.“

Tiara, 18, Feldkirch

Umfrage Messepark Fachkräftemangel
Berkant kommt eigentlich aus Linz, kennt das Problem des Fachkräftemangels aber durchaus auch.

„Viel weniger Wissen“

“Der neuen Generation fällt der Fachkräftemangel vielleicht nicht so deutlich auf, aber ich merke schon, dass sich die Leute früher in ihrem Fachgebiet besser ausgekannt haben“, sagt Berkant, der eigentlich aus Linz kommt, aber in Dornbirn zu Besuch ist. „Man merkt, dass die Leute in ihren Fachgebieten viel weniger Wissen haben. Vor allem im Einzelhandel fällt mir das auf“, findet der 25-Jährige. Doch er hätte einen Lösungsvorschlag, wie man das Problem beheben könnte. „Ich finde, es sollten einfach mehr Lehrlinge ausgebildet werden. Es sollte bei der Jugend angepackt werden.“ Zum Thema der ausländischen Fachkräfte hat Berkant ebenfalls eine klare Meinung. „Ich glaube Fachkräfte aus dem Ausland waren eine Zeit lang die Lösung, sind es aber nicht mehr.“ Pauschalisieren möchte er seine Aussage allerdings nicht. „Selbstverständlich hilft es dem Land, wenn beispielsweise ein fertig ausgebildeter Arzt aus dem Iran bei uns arbeitet“, sagt er. Vorallem, weil ihm auch in dieser Branche der Fachkräftemangel auffällt. „Aber einfach jeden wieder einstellen, um ein Land wieder aufzubauen, ist nicht die Lösung. Das wurde nach dem zweiten Weltkrieg vielleicht so gemacht.“ Der junge Mann aus Linz findet, dass zuerst bei der heimischen Bevölkerung angepackt werden sollte.

Berkant, 25, Linz