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Alles Gute, Antibabypille! Wie verhütet Vorarlberg?

19.08.2025 • 10:27 Uhr
Alles Gute, Antibabypille! Wie verhütet Vorarlberg?
Die Antibabypille sorgt auch 65 Jahre nach ihrer Einführung für Gesprächsstoff.

65 Jahre Antibabypille – im August 1960 wurde in den USA erstmals die Pille erhältlich. Ein Jahr später kam sie auch nach Österreich. Die NEUE hat sich an der Bregenzer Seepromenade umgehört.

Von Paulina Summer und Johanna Fußenegger

Die Pille zählt bis heute zu den beliebtesten Verhütungsmitteln. Laut aktuellem Verhütungsbericht greifen 42 Prozent der Frauen in Österreich zur Pille oder Minipille, 40 Prozent verhüten mit Kondom, 17 Prozent mit einer Spirale. Jede zweite Frau in Österreich trägt die Kosten für Verhütung selbst. Das hängt vor allem damit zusammen, dass die meisten Verhütungsmethoden für Frauen entwickelt sind. Laut dem Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz würde jede dritte Frau bei einer Kostenübernahme von Verhütungsmitteln überhaupt erst beginnen zu verhüten, auf eine andere Methode umsteigen oder regelmäßiger verhüten.

Ivo Fischer, sw
Der Bregenzer Ivo Fischer war an der Erfindung der Antibabypille beteiligt.
STEURER

Der österreichische Verhütungsreport 2019 zeigt außerdem, dass sich sowohl Männer als auch Frauen mehr Aufklärungsangebote wünschen. Gefordert werden zusätzlich mehr Verhütungsmethoden für Männer sowie eine breitere, öffentliche Information über Verhütung.
Der Bericht von 2019 macht zudem deutlich, dass 56 Prozent der befragten Frauen Langzeitverhütungsmethoden wählen würden, wenn die Kosten dafür übernommen würden.

Diskussion um Kostenübernahme

Die Diskussion über Kostenübernahmen, Aufklärung und neue Methoden zeigt, dass Frauen und Männer gleichermaßen Verantwortung übernehmen und informiert entscheiden wollen. Zudem werden hormonfreie Alternativen und neue Verhütungsmethoden für Männer auch gewünscht, um mehr Gleichberechtigung zu schaffen. Auch in Vorarlberg sehen Passanten und Passantinnen an der Seepromenade in Bregenz die Pille grundsätzlich als gute Sache. Gleichzeitig äußern sie den Wunsch nach einer Pille für den Mann, nach weiteren hormonfreien Verhütungsmitteln für Frauen und nach einer Kosten­übernahme der Krankenkasse.

Alles Gute, Antibabypille! Wie verhütet Vorarlberg?
Hanna und Ann-Kathrin. Paulina Summer undJohanna Fußenegger

Die Pille wird einem einfach aufgedrückt

Ich finde, dass junge Mädchen die Pille von der Frauenärztin einfach so aufgedrückt bekommen. Ohne wirkliche Informationen, was dabei alles geschehen kann und welche Nebenwirkungen man haben könnte. In meinem Fall habe ich dann nach jahrelangem Einnehmen festgestellt, dass die Pille mein ganzes Körpersystem durcheinandergebracht hat. Jetzt habe ich immer noch Schwierigkeiten, mein Hormongleichgewicht wiederherzustellen. Eine Pille für Männer fände ich sehr gut. Immerhin leiden wir Frauen mit unserer Periode ohnehin schon mehr als genug. Allerdings wäre es schwer, dem Mann vollkommen zu vertrauen, dass er sie täglich einnimmt. Wenn er sie vergisst, trägt am Ende doch wieder die Frau die Konsequenzen. Ich nehme die Pille, damit ich dann selbst die Kontrolle über meinen Körper habe. Aber ich finde wir Frauen mussten schon genug zurückstecken, jetzt sollten eindeutig die Männer beginnen, Verantwortung zu übernehmen.

ANN-KATHRIN, 28

Die Kosten für die Pille sind sehr hoch

In meinen Augen war die Pille ein sehr großer und wichtiger Schritt in der Selbstbestimmung von Frauen. Vor allem wird Verhütung immer noch als Frauensache betrachtet, obwohl es eindeutig nicht so ist. Wir Frauen leiden schon genug, jetzt können auch die Männer ihren Teil dazu beitragen. Außerdem sind die Kosten für die Pille zu hoch. Ich glaube, dass besonders Jugendliche und Studenten sich das oft kaum leisten können.
Hier sollte der Staat stärker unterstützen. Für Minderjährige sollte die Pille kostenlos sein, denn schließlich möchte der Staat auch ungewollte Jugendschwangerschaften verhindern. Der Pearl-Index ist mit 0,3 bis 7 sehr hoch, das bedeutet, sie ist sicher. Deshalb ist die Antibabypille wohl auch noch die beliebteste Verhütungsmethode. Allerdings finde ich, dass man ein hormonfreies Verhütungsmittel erfinden sollte, wel­ches den Körper von Frauen weniger stark beeinflusst.

HANNA, 21
Alles Gute, Antibabypille! Wie verhütet Vorarlberg?
Rainer. Paulina Summer undJohanna Fußenegger

Ich würde die Pille für Männer nehmen

Dass es die Pille gibt, finde ich sehr gut. Sie hat die Emanzipation von Frauen damals sowie heute enorm vorangebracht. Natürlich weiß man, dass sie Nebenwirkungen hat. Ich bin kein Experte, aber ich denke, dass diese heute deutlich weniger sind als noch vor 65 Jahren. Man hört oft, dass Frauen, die die Pille sehr lange nehmen, später schwerer schwanger werden können. Ansonsten scheinen die Nebenwirkungen aber machbar zu sein.
Ich selber würde die Pille für den Mann nehmen. Da ich mir mit Kondomen immer etwas schwergetan habe, fände ich die Pille da angenehmer. Klar, das Kondom ist kein Eingriff, aber wenn man die Pille nimmt, verändert sich der Körper eben schon.
Eigentlich sollte die Krankenkasse die Kosten für die Pille übernehmen. Gerade einkommensschwächere Menschen haben häufiger Probleme mit frühen Schwangerschaften – da könnte man gegensteuern. Wenn es aber keine Kassenleistung ist, sollte man sich die Kosten teilen, weil Verhütung immer beide betrifft.

RAINER, 53
Alles Gute, Antibabypille! Wie verhütet Vorarlberg?
Andrea. Paulina Summer undJohanna Fußenegger

Wichtig für die Emanzipation

Ich wusste gar nicht, dass die Pille im selben Jahr wie ich geboren wurde.
Meine Mama hat sie genommen, um nach fünf Kindern keine weiteren mehr zu bekommen. Und ich würde generell behaupten, dass die Erfindung der Antibabypille sehr wichtig für die Emanzipation der Frau war. Zudem ist Verhütung auf keinen Fall nur Frauensache und sollte es auch eindeutig nicht sein. Meine Brüder übernahmen später selbst Verantwortung für Verhütung und ließen sich sterilisieren. Ein Eingriff, der für Männer vergleichsweise unkompliziert ist, während er für Frauen eine große Operation bedeutet. Deswegen finde ich es auch wichtig, dass die Kosten für die Pille in einer Beziehung von beiden getragen werden. Eine Pille für den Mann würde ich eindeutig befürworten. Ich denke, dass die Pille immer noch das am häufigsten genutzte Verhütungsmittel ist. Ich selbst habe sie für eine kurze Zeit genommen. Dabei hatte ich eigentlich keine Nebenwirkungen und zum Glück auch keine negativen Erfahrungen.

ANDREA, 65
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Jonas. Paulina Summer undJohanna Fußenegger

Frauen haben kaum gute Alternativen

Die Pille finde ich grundsätzlich gut, weil man damit sicher verhüten kann. Schade ist, dass es diese nicht auch für Männer gibt, denn ich persönlich würde diese benutzen. Generell gibt es für Männer viel zu wenige Methoden. Die Nebenwirkungen sind allerdings wirklich schlecht. Ich würde eine Pille für den Mann trotz Nebenwirkungen nehmen.
Wichtig finde ich auch, dass man die Kosten in einer Beziehung teilt, weil ja beide davon profitieren. Insgesamt bleibt die Pille aktuell, aber man sollte dringend an den Nebenwirkungen weiter forschen und arbeiten. Es sind doch sehr viele und 100 Prozent sicher ist die Pille ja auch noch nicht. Momentan gibt es für Frauen kaum bessere Alternativen. Vielleicht noch die Spirale. Aber auch diese ist sehr teuer und das Einsetzen ist mit Risiken und viel Aufwand verbunden. Für Männer soll es den Hodenring in der Testphase geben. Dieser klingt sehr vielversprechend, wie ich finde.

JONAS, 18