Jungen Menschen Raum zum Feiern geben

Thomas Krobath möchte mit „Vabrik“ in Röthis wieder durchstarten.
Seit Wochen sorgen Bilder von feiernden Jugendlichen am Wiener Donaukanal für Aufregung. Müllberge türmen sich, Bier wird illegal verkauft, und der Corona-Mindestabstand wird meist nicht eingehalten. Stadt und Polizei suchen nach Maßnahmen, um die neue „Partymeile“ in den Griff zu bekommen. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Innsbruck entlang des Ufers des Inn.
Auch in Vorarlberg finden sich seit dem Shutdown junge Menschen zahlreich in den Abendstunden in Innenstädten oder an (Bagger-)Seeufern ein. Was all diese Beispiele zeigen: Jugendliche brauchen Plätze, an denen sie sich treffen und austauschen können. Gibt es dafür keine Räumlichkeiten, finden sie eben selbst für sich passende Orte.
Nicht beschaulich
„Wo gehobelt wird, da fallen Späne“, sagt Thomas Krobath, der Geschäftsführer des Röthner Nachtclubs „Vabrik“. Und meint damit: Wo junge Menschen zusammenkommen, da ist es laut, da wird gefeiert und Alkohol konsumiert. Dass das nicht immer beschaulich und ohne Zwischenfälle vonstattengeht, ist klar. Auch, dass das nicht immer gern gesehen wird. Krobath weiß das so gut wie kaum ein anderer.
Politische Verantwortliche würden seinen Nachtclub grundsätzlich lieber woanders sehen. Dabei müsste man meinen, die Örtlichkeit in Röthis wäre für ein solches Etablissement ideal. Das große, gut isolierte Gebäude befindet sich auf einem Grundstück in der Industriezone, es gibt keine direkten Anrainer. Doch Krobath muss seit Jahren gegen Widerstände kämpfen.
„Für Leute mit einem konservativen Menschenbild ist die Nightlife-Branche grundsätzlich etwas Unsägliches“, sagt er. „Nach deren Meinung sollte es am besten gar keine Bars und Diskotheken geben, weil sie die Jugend verderben.“ Dass es aber ein Grundbedürfnis junger Leute sei, sich zu treffen, sich auszutauschen und zu feiern, würde von diesen Leuten übersehen, meint er. „Die Frage ist, ob es nicht sinnvoller ist, den Jungen die Möglichkeit zu bieten, sich in einem geschützteren Rahmen wie einer Disco zu treffen, als sie unbeaufsichtigt sich selbst zu überlassen.“ Bei ihm im Club seien Securitys anwesend. Es gebe klare Regeln. Er will jedenfalls nicht aufgeben.

Motivationsschub
Der Corona-Shutdown wäre ein perfekter Zeitpunkt für ihn gewesen, aufzuhören. Krobath stand ohne Schulden da, der Mietvertrag hätte sich leicht lösen lassen. Seine Mitarbeiter musste er kündigen – sie waren alle geringfügig angestellt. „Die Tätigkeit in der Vabrik war für sie ein Nebenjob.“ Auch sich selbst musste er entlassen, damit die GmbH so wenig wie möglich Fixkosten hat.
Der 41-Jährige hat eigentlich Betriebswirtschaftslehre studiert. Er musste die letzten Monate von seinen Reserven und Geld aus dem Härtefonds leben. Doch während des Shutdowns wurde ihm umso mehr bewusst, wie gerne er veranstaltet und organisiert. „Mir hat diese Zeit einen richtigen Motivationsschub gegeben“, sagt er. Er verfolgte die politischen Entscheidungen genau. „Bis Mitte Mai ging ich davon aus, dass es längere Zeit nicht möglich sein würde, auch nur irgendetwas anzubieten“, erzählt er.
Während der gesamten Zeit behielt er die Organisatoren der Feldkircher poolbar im Auge. Denn er wusste, dass sie hart daran arbeiteten, eine Lösung für das Festival im Sommer zu finden.
Dann kamen die Lockerungsverordnungen, und er entdeckte, dass nicht nur die poolbar – natürlich unter besonderen Bedingungen – stattfinden würde können, sondern auch er in der Lage sein würde, einen Neustart zu versuchen. „Eine der wichtigsten jetzt geltenden Regeln ist, dass jeder Gast einen zugewiesenen Sitzplatz braucht“, erläutert er. Das kann er bieten, denn er kann über ein Riesengrundstück, ein großes Gebäude und einen weitläufigen Parkplatz verfügen. Zunächst dachte er nur an ein Open Air, das auf dem Parkplatz stattfinden hätte können. Doch nachdem er sich die Innenräume näher angesehen hatte, wurde ihm klar, dass er im Falle von schlechtem Wetter auch drinnen eine Möglichkeit schaffen konnte.
Auf dem Parkplatz errichtet er nun Logen, also abgetrennte Sitzmöglichkeiten. 400 Leute an 100 Vierertischen können unter freiem Himmel so DJs lauschen, plaudern oder etwas trinken. Wer möchte, darf in diesem abgetrennten Bereich auch tanzen. Eine richtige Tanzfläche wird es aber nicht geben. Ist das Wetter schlecht, wird das Ganze nach drinnen verlagert. Für 225 Personen hat er dort Platz.

Nur Vorverkauf
Karten gibt es nur im Vorverkauf. Auf diese Weise kann Krobath genau regulieren, wie viele Menschen kommen und das auch belegen. „Der Kartenvorverkauf funktioniert wie im Kino“, erklärt er. „Man kann sich Reihe und Sitzplatz aussuchen.“ Von den Bregenzer Festspielen hat er sich die Idee der „Jedes-Wetter-Tickets“ abgeschaut. Wer ein solches Ticket kauft, ist in jedem Fall dabei. Am Mittwoch dem 1. Juli geht es los. Mit einer Maturaparty. „Damit sich die Maturanten wenigstens auf diese Weise treffen können, wenn sie schon nicht auf Maturareise fahren dürfen.“
Am Donnerstag gibt es gleich noch eine solche Party, diesmal nicht für die Oberländer wie am Mittwoch, sondern für die Unterländer. Am Freitag und Samstag erfolgen dann das offizielle Opening und eine 90er-Party.
Finanzielle Unterstützung
Äußerst dankbar ist Krobath für die finanzielle Unterstützung, die er vom Land erhalten hat. Das möchte er unbedingt betonen. Die Förderung in Form einer Auszahlung von sechs Prozent des Umsatzes des Zeitraumes März bis Mai 2019 hatte er drei Tage, nachdem er sie beantragt hatte, schon auf dem Konto. Auch dass die Kriegsopferabgabe bereits am 1. Juli abgeschafft wird, hilft ihm enorm. Und natürlich die bundesweite Senkung der Mehrwertsteuer auf fünf Prozent. „Man spürt, dass die Politik wirklich sehr daran interessiert ist, dass die Wirtschaft wieder zum Laufen kommt“, sagt er. Und das hilft auch ihm, dessen Branche von der Krise besonders gebeutelt wurde, sehr.
Krobath ist gespannt, ob sein Angebot angenommen wird. Er hat einen Plan für die nächsten drei Monate erstellt, möchte sich aber von Woche zu Woche weiterarbeiten. „Es wird sich zeigen, wie sich alles entwickelt.“ Ganz wichtig ist ihm das Einhalten aller Sicherheitsvorkehrungen. Er wird größte Vorsicht walten lassen, markiert etwa die einzelnen Sitzbereiche am Boden unaufgefordert mit Klebebändern.

Die Problematik einer möglichen Covid-Ansteckung, wenn so viele Menschen aufeinandertreffen, nimmt er sehr ernst. „Die Vorständin des Instituts für Soziologie, Michaela Pfadenhauer, hat in einer Fernsehsendung gesagt, dass die Menschen alle Regeln über Bord werfen, sobald man sie sich wieder frei bewegen lässt“, erzählt er. Das wird er zu verhindern suchen und als Covid-Beauftragter die gesamte Zeit vor Ort sein.
Jeder Besucher bekommt einen Infoflyer in die Hand gedrückt. Krobath muss und wird für alles, was passiert, mit seiner Person geradestehen. Das nimmt er in Kauf.
Wiedereröffnung
Veranstaltungen:
Mi, 1. Juli: MaturaAfterparty Oberland, 19-24 Uhr
Do, 2. Juli: MaturaAfterparty Unterland, 19-24 Uhr
Fr, 3. Juli: Sunset Disco Opening (16+) 19-24 Uhr
Sa, 4. Juli: Wannabe 90er Party (18+), 19-24 Uhr
Kartenvorverkauf:
Bei laendleticket.at und in allen Sparkassen und Raiffeisenbanken in Vorarlberg