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Erster grüner Ortschef Vorarlbergs

27.09.2020 • 14:40 Uhr
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Frank Matt gewann in Lochau das Vertrauen der Bürger. Dankiel Furxer

Frank Matt geht in Lochau als erster grüner Bürgermeister aus dem Rennen.

Der 57-jährige Augenarzt Frank Matt wird der erste grüne Bürgermeister Vorarlbergs. Er setzte sich am Sonntag in Lochau am Bodensee in der Bürgermeister-Stichwahl gegen Amtsinhaber den 61-jährigen Michael Simma (ÖVP) durch. Matt wandelte in der Stichwahl einen Rückstand von 151 Stimmen im ersten Wahldurchgang nunmehr in einen Vorsprung von 224 Stimmen um. Während ihm 1.366 Bürger das Vertrauen aussprachen (54,47 Prozent Stimmenanteil), kam Simma auf 1.142 Stimmen (45,53 Prozent).

Obwohl er am 13. September noch knapp sieben Prozentpunkte hinter Bürgermeister Michael Simma (ÖVP) zurückgelegen war, gab er sich in den zwei Wochen bis zur Stichwahl optimistisch: “Wir hoffen, im zweiten Anlauf das Bürgermeisteramt erobern zu können.” In einem Brief an die Bürger unterstrich er, sich “aus Liebe zu Lochau” (“der schönste Fleck auf Erden”) für das Bürgermeisteramt zu bewerben.Der seit 2014 amtierende Bürgermeister Simma hatte 1.024 Stimmen (47,36 Prozent) erhalten, Matt 873 Stimmen (40,38 Prozent). Die Wahlbeteiligung nahm in der Stichwahl gegenüber dem ersten Wahlgang um 3,91 Prozentpunkte auf 51,71 Prozent zu. Am 13. September waren es 47,80 Prozent.

“Sensationeller Erfolg”

Über einen “historischen Moment” freuten sich die Grünen Sonntag nach der Wahl des ersten Vorarlberger Bürgermeisters aus ihren Reihen. Landessprecher Johannes Rauch gratulierte Frank Matt (Lochau) – auch im Namen von Bundessprecher Werner Kogler – per Aussendung zum “sensationellen Erfolg”. Vor 35 Jahren waren erstmals grüne Gemeindegruppen angetreten, seither reichte es zwar mancherorts zum Vizebürgermeister, einen grünen Bürgermeister gab es im Ländle aber noch nicht.

Seit zehn Jahren in der Politik

Der als Augenarzt praktizierende Matt kam 2010 als “Neueinsteiger” – wie er sich selbst bezeichnete – in die Politik. Umweltpolitisch engagiert hatte er sich aber schon viel länger. Was in einer Jugendgruppe des Naturschutzbundes in Bregenz begann, setzte sich in aktivem Protest in der Hainburger Au und beim Kernkraftwerk Zwentendorf fort. Das politische Engagement für die Grünen in seiner Heimatgemeinde ging er ein, weil grüne Themen in Lochau bis zu seinem Einstieg “gefehlt” hatten, wie er es einst nannte.

Neben Umweltfragen legte der vierfache Familienvater Matt, der auch ein Enkelkind hat, den Fokus im Wahlkampf 2020 auf Familienfreundlichkeit, leistbares Wohnen und Gemeindezusammenarbeit. Auch Werte wie Gerechtigkeit und Transparenz hielt er hoch – und kam damit bei den Wählern bestens an.

Simma holte Rückstand auf

Hatte Matt 2015 in der ersten Wahlauseinandersetzung mit Simma noch einen Rückstand von über 33 Prozentpunkten (26,27 Prozent zu 59,31 Prozent) gehabt, konnte er nun – fünf Jahre später – seinen Rückstand im ersten Wahlgang in einen Erfolg umwandeln. Mit 54,47 Prozent der Stimmen wurde er zum neuen Bürgermeister von Lochau gewählt.

Durch Matt wird das Farbspektrum der 96 Köpfe umfassenden Vorarlberger Bürgermeisterschaft bunter, er gesellt sich zu vorerst zwei SPÖ- und drei FPÖ-Kollegen. Alle anderen Vorarlberger Bürgermeister gehören der ÖVP an oder gelten als bürgerlich. Am späteren Nachmittag könnte insbesondere in Hard am Bodensee mit Martin Staudinger noch ein SPÖ-Bürgermeister dazukommen, Chancen wurden auch den SPÖ-Kandidaten Mario Leiter in Bludenz und Michael Ritsch in Bregenz eingeräumt.