Götzner Bürgermeister will “Sack bis Ende Sommer zumachen”

Verhandlungen über Aufteilung der Gewinne aus dem Kiesabbau im Gang. Alternativprojekt ohne Chance?
Seit Herbst 2020 ist der positive Behördenbescheid für die großangelegten Kiesabbaupläne der Gemeinde Altach rechtskräftig. Die schon vor eineinhalb Jahren ausgeschöpften Abbauflächen im Altacher Sauwinkel dürfen damit um das in Götzner Eigentum befindliche Grundstück „Gutshof Rheinau“ erweitert werden. Vorgesehen ist, dass Altach den Grund von der Marktgemeinde Götzis pachtet und die Kiesgrube betreibt. Abgebaut werden soll der Rohstoff von der seit vielen Jahrzehnten mit der Gemeinde Altach verbandelten Kopf Kies + Beton GmbH.
Es geht um viel Geld
Geschätzte 35 Millionen Euro sollen mit dem Aushub von 1,5 Millionen Kubikmeter Kies und der anschließenden Wiederverfüllung mit Aushubmaterial zu verdienen sein. Wie die Summe zwischen Altach und Götzis aufgeteilt werden soll, ist nach wie vor unklar. „Wir wollten die Verhandlungen nicht im Wahlkampf führen“, heißt es aus den Bürgermeisterbüros.
Auch heute, knapp acht Monate nach den – wegen der Corona-Pandemie – verschobenen Gemeindevertretungswahlen, scheinen die Verhandlungen noch nicht weit gediehen zu sein. „Wir befinden uns im Austausch“, gibt sich der Götzner Bürgermeister Christian Loacker auf Anfrage bedeckt. Er rechnet damit, die Sache bis Ende Sommer zum Abschluss bringen zu können.

Koalitionspartner Thomas Ender von der Grünen Liste Götzis (GLG) wünscht sich endlich Klarheit, „Wir wollen wissen, wie sich Altach die Zusammenarbeit konkret vorstellt. Wir werden sicher keinem diffusen ÖVP-Projekt zustimmen“, nimmt Ender auch den Bürgermeister in die Pflicht. Ebenfalls klare Worte findet der Grünpolitiker zum Aufteilungsschlüssel: „50:50 ist für uns keine Option.“ Wie berichtet, hatte Götzis das erste Angebot von Altach, den Gewinn 80:20 aufzuteilen, abgelehnt. Das Götzner Gegenangebot von 70:30 fand wiederum wenig Anklang in Altach.
Zweites Projekt
Für politische Debatten sorgt auch der Umstand, dass es offensichtlich ein Unternehmen aus Götzis gibt, das den Kies laut eigenem Bekunden „wesentlich ökologischer“ abbauen könnte, für den Abtransport keinen Autobahnanschluss benötigen würde und dessen Beteiligung für die Marktgemeinde mitunter finanzielle Vorteile bringen könnte. Die Oppositionsfraktionen SPÖ, Neos, FPÖ und Bürgerbewegung glauben, dass die ÖVP den Unternehmer absichtlich ignoriert. In der Gemeindevertretungssitzung im März 2021 beantragten sie deshalb die Aufhebung des Beschlusses, mit dem 2019 die Zusammenarbeit mit Altach grundsätzlich besiegelt wurde. Bürgermeister Loacker räumt auf Anfrage zwar ein, dass er ein E-Mail von besagtem Unternehmer bekommen habe, ein konkretes Projekt sei zum damaligen Zeitpunkt jedoch nicht vorgelegt worden. Mittlerweile habe die sogenannte Arbeitsgruppe Kies auch dieses Projekt diskutiert und Kriterien für dessen Bewertung erarbeitet. Loacker macht jedoch keinen Hehl daraus, dass er hinter dem bereits bewilligten Projekt mit Altach steht. Schließlich gehe es hier auch um die nachbarschaftliche Zusammenarbeit in der Region, so Loacker.
Arbeitsgruppe Kies
Für Unmut sorgt auch die Besetzung der Arge Kies. Laut NEUE-Informationen hat die ÖVP Josef Loacker in die Runde entsendet. Loacker führte viele Jahre das gleichnamige Betonfertigteile-Unternehmen in Götzis und war als solcher auch Abnehmer des Altacher Kieswerks Kopf. Zudem ist Josef Loacker ein Cousin des Geschäftsführers Franz Kopf. Der Götzner Bürgermeister sieht in dem Naheverhältnis kein Problem. Die Arge Kies entscheide nichts und gebe auch keine Empfehlung ab, sondern trage nur Fakten zusammen. SPÖ-Mandatar Christian Vögel verurteilt die Vorgehensweise der ÖVP. „Man richtet sich’s und will das Projekt mit Altach durchdrücken.“
Jörg Stadler