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Für die Sicherheit von Mutter und Kind

18.08.2021 • 18:34 Uhr
Hebammen und Ärzte schlüpfen in die Rolle des Patienten um festzustellen, wie gut sich dieser bei dem Pflegeteam aufgehoben fühlt. <span class="copyright">LKH Bregenz</span>
Hebammen und Ärzte schlüpfen in die Rolle des Patienten um festzustellen, wie gut sich dieser bei dem Pflegeteam aufgehoben fühlt. LKH Bregenz

Die Gynäkologie und Geburtshilfe am LKH Bregenz bereitet sich auf Krisensituationen vor.

Zwischen 70 und 80 Prozent der vermeidbaren medizinischen Zwischenfälle sind laut Studien nicht auf mangelnde medizinische Kenntnisse zurückzuführen, sondern auf den „Faktor Mensch“. Das weiß auch Saskia de Bruin, Oberärztin der Gynäkologie und Geburtshilfe am Landeskrankenhaus Bregenz: „Effizient und klar verständlich kommunizieren, das Team gut führen, mit Zeitdruck umgehen, Notfallsituationen richtig einschätzen – all das sind Faktoren, die zur Sicherheit der Patienten beitragen.“

Mit Hilfe verschiedener Ertrappen werden Krisenszenarien durchgespielt. <span class="copyright">LKH Bregenz</span>
Mit Hilfe verschiedener Ertrappen werden Krisenszenarien durchgespielt. LKH Bregenz

Um in Krisensituationen richtig und kompetent handeln zu können, bedarf es regelmäßiger intensiver Vorbereitungen auf den Ernstfall. Einmal monatlich übt das Team der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe des LKH Bregenz im Zuge von Simulationstrainings den Umgang mit Krisensituationen – für die Sicherheit von Mutter und Kind.

Monatliche Trainings

Seit Jahrzehnten beweist die Luftfahrt auf diese Art und Weise bereits, welche Rolle fachliches Können, langjährige Erfahrung sowie regelmäßige Trainings am Simulator in der kompetenten Ausübung ihrer Arbeit spielen. Kein Wunder daher, dass heutzutage beinahe alle Hochsicherheitsbereiche auf ähnliche Maßnahmen setzen – so auch die Medizin. Seit drei Jahren trainieren die interdisziplinären Teams der Abteilungen für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Anästhesie am LKH Bregenz simulierte Szenarien. Und das vor Ort am gewohnten Arbeitsplatz.

„Durch die monatlichen Trainings können wir die Kommunikation im Team verbessern, routinierte Abläufe optimieren und prüfen, ob alle Prozesse funktionsfähig und alle wichtigen Utensilien im Notfall sofort griffbereit sind. Gegebenenfalls bessern wir nach“, erklärt die Oberärztin den Sinn hinter den Simulationstrainings.

 Seit drei Jahren trainieren die interdisziplinären Teams der Abteilungen für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Anästhesie am LKH Bregenz simulierte Szenarien.<span class="copyright"> LKH Bregenz</span>
Seit drei Jahren trainieren die interdisziplinären Teams der Abteilungen für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Anästhesie am LKH Bregenz simulierte Szenarien. LKH Bregenz

Die Rollen der Patienten werden dabei von ebenfalls im Landeskrankenhaus Bregenz tätigen Hebammen oder Ärzten gespielt. Ein großer Vorteil, ist Hebamme und Instruktorin Almut Störr überzeugt: „In dieser Rolle entwickeln die Teilnehmer ein Gefühl dafür, ob sie sich in einem Notfall bei unserem Team gut aufgehoben fühlen. Ziel ist es, Situationen zu trainieren, die im Alltag nur selten auftreten“, erläutert Störr. „Wir können jeden nötigen Handgriff und die dazugehörige Kommunikation realitätsnah in allen Schwierigkeitsstufen trainieren. Dadurch können wir die Sicherheit unserer großen wie kleinen Patienten und die Qualität der Behandlungen weiter steigern.“

Reflexion und Analyse

Knapp eine Stunde lang dauern die einmal im Monat abgehaltenen Trainings, von denen jedoch lediglich 15 Minuten für das tatsächliche Szenario vorgesehen sind. Die Simulationsübung wird nämlich gefilmt und in der restlichen Zeit genaustens von allen Teilnehmern besprochen. Dabei stehen deren persönliche Eindrücke und Erfahrungen im Vordergrund des Feedbacks. „Uns ist es ein Anliegen, dass jeder für sich reflektiert und analysiert, was beim Training gut und weniger gut gelaufen ist. Es ist wichtig, dass wir dabei in die Tiefe gehen und sich die Teilnehmenden darüber bewusst werden, warum sie wie gehandelt haben. Damit erzielen wir die größten Lernerfolge“, schildert de Bruin.

Anschließend wird die Übung gemeinsam noch einmal genau analysiert.  <span class="copyright">LKH Bregenz</span>
Anschließend wird die Übung gemeinsam noch einmal genau analysiert. LKH Bregenz

„Der abschließende Austausch im Team erlaubt es, voneinander zu lernen und

„Der abschließende Austausch im Team erlaubt es, voneinander zu lernen und gemeinsam Lösungsansätze zu erarbeiten.“ Ein Konzept, das nicht nur große Wirkung zeigt, sondern auch bei den Mitarbeitern sehr gut anzukommen scheint, wie die Oberärztin resümiert: „Wir merken definitiv, dass sich die Kommunikation zwischen den Ärzten- und Pflegeteams sowie den Hebammen seit dem Einsatz der Simulationen noch mehr verbessert hat.“