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Mehr Abweisungen als im Winter davor

24.04.2023 • 18:07 Uhr
Beim Dowas in Bregenz mussten immer wieder Menschen abgewiesen werden.<span class="copyright"> (c) hartinger</span>
Beim Dowas in Bregenz mussten immer wieder Menschen abgewiesen werden. (c) hartinger

Die Notschlafstellen im Land waren auch im vergangenen Winter gut ausgelastet.


Acht Betten für Menschen ohne Unterkunft gibt es in der Notschlafstelle der Caritas in Feldkirch, elf Plätze sind es beim Dowas in Bregenz. In beide Orten waren sie im vergangenen Winter gut ausgelastet, wie eine Nachfrage ergab.
Im Oberland bewegten sich die Übernachtungszahlen in etwa im Bereich der vergangenen Jahre bzw. des Winters davor, informiert Christian Beiser. Er ist der Leiter der zuständigen Caritas-Beratungsstelle Existenz & Wohnen. So wurden in Feldkirch von Jänner bis März knapp unter 500 Übernachtungen gezählt worden – ein Durchschnittswert, erklärt er

Christian Beiser von der Caritas.<span class="copyright">(C) STEURER</span>
Christian Beiser von der Caritas.(C) STEURER

Kälte

Aus langjähriger Erfahrung weiß der Caritas-Mitarbeiter allerdings auch, dass die Auslastung der Notschlafstelle nicht unbedingt etwas mit den Außentemperaturen zu tun hat. Ausschlaggebend dafür seien andere Kriterien.
Es hänge davon davon, wie viele Leute ohne Wohnsitz unterwegs seien oder auch von Delogierungszahlen, sagt Beiser. Letztere seien bis zum Jahr 2021 rückläufig gewesen. Im vergangenen Jahr seien sie aber wieder angestiegen, wobei man das bislang in der Notschafstelle noch nicht gemerkt habe. „Bei uns kommen derartige Entwicklungen meistens zeitverzögert an“, erläutert dazu der Experte.

Volle Betten

Von sehr viel Zulauf in der Notschlafstelle in diesem Winter spricht Ferdinand Koller vom Dowas. Der Leiter der Beratung und aktuell auch noch der Notschlafstelle erzählt, dass im Vergleich zum Winter 2021/22 die Zahl der Abweisungen von Mitte September bis Mitte Jänner sehr hoch war. Das heißt, die Betten waren voll und Menschen mussten wieder verschickt werden – mehr als sonst. „Im März hat sich die Situation dann wieder entspannt“, informiert Koller.

Auch seinen Erfahrungen nach suchen im Winter nicht unbedingt mehr Menschen die Notschlafstelle auf als im Sommer. Die große Nachfrage im heurigen Winter führt er unter anderem auf „die Situation in anderen Systemen“ zurück. Konkret: „Wenn im LKH Rankweil Stationen gesperrt werden und in anderen Einrichtungen ebenso massiver Personalmangel herrscht, dann spüren wir das, weil wir die letzten sind, zu denen die Leute dann kommen.“

Ferdinand Koller vom Dowas <span class="copyright">(C) KLOCKER</span>
Ferdinand Koller vom Dowas (C) KLOCKER

Beratungsbedarf

Aber nicht nur die Betten des Dowas waren in den vergangenen Monaten stark gefragt, auch die Beratung. „Seit dem Sommer 2022 erleben wir auch da einen starken Zulauf und auch, was die Wohnraumsicherung betrifft“, erklärt Koller. „Das hat ganz sicher mit der Teuerung zu tun“, ist er überzeugt.
Auch bei der Caritas hat es in der Beratung im Vorjahr einen massiven Anstieg bei den Erstkontakten gegeben, erzählt Beiser. In den anderen Bereichen sei es in etwa gleich geblieben. Erstanfragen hätten auch heuer wieder angezogen, sagt er, allerdings seien in disem Jahr die Beratungsdienste insgesamt sehr stark nachgefragt. „Wir merken seit etwa einem Jahr, dass die Teuerung ein großes Thema ist“, so die Erfahrungen. Waren es zuerst vor allem die Lebensmittelpreise, die für viele zum Problem wurden, so kamen dann noch Wohnen und Energie dazu, erklärt der Experte.