Luegerstraße in Feldkirch für SPÖ “ein Schandfleck”

Histrisch belastet: SPÖ und Grüne beantragen Umbenennung der Straße.
Straßen und Plätze mit historisch belasteten Namen sorgen in vielen Städten und Gemeinden für Debatten. In Wien etwa steht der Umgang mit dem Dr.-Karl-Lueger-Platz und der dort befindlichen Statue des früheren Wiener Bürgermeisters seit Jahren zur Diskussion. Lueger (1844–1910) war berüchtigter Antisemit und ein Idol Adolf Hitlers. Das Ehrenmal soll nun um 3,5 Grad nach rechts gekippt und dadurch in seiner problematischen historischen Bedeutung kenntlich gemacht werden. Unangetastet bleibt wohl der Name des Platzes, auf dem die Statue steht. Schon im Jahr 2012 umbenannt wurde der Dr.-Karl-Lueger-Ring, der seitdem Universitätsring heißt.
Zweiter Anlauf
Auch im Feldkircher Stadtteil Altenstadt wurde Anfang des 20. Jahrhunderts eine Straße nach Lueger benannt. SPÖ und Grüne wollen, dass die Straße einen anderen Namen bekommt. Über einen entsprechenden Antrag wird am kommenden Dienstag in der Stadtvertretung abgestimmt. Wie aus dem Umfeld der schwarz-blauen Koalition zu hören ist, wird der Antrag wohl abgelehnt bzw in einen Ausschuss verwiesen.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich Feldkirchs Mandatare mit der Luegerstraße auseinandersetzen. Bereits vor zehn Jahren hatten die Grünen eine Umbenennung gefordert. Ihr Antrag fand damals zwar keine Mehrheit, allerdings wurden Erläuterungstafeln angebracht (siehe Fotos).

„Die nach Lueger benannte Straße ist in unseren Augen ein Symbol des Hasses und somit ein Schandfleck für Feldkirch.“
Elias Wehinger, SPÖ Feldkirch
Argumentation
Auf Initiative der Sozialdemokraten erfolgt nun der zweite Anlauf für eine Umbenennung. „Der Antrag basiert auf unserem klaren Standpunkt gegen jegliche Form von Diskriminierung, Antisemitismus und Extremismus. Wir sind der festen Überzeugung, dass der öffentliche Raum frei von Namen sein sollte, die mit Hass und Hetze in Verbindung stehen“, sagt der geschäftsführende Vorsitzende der SPÖ Feldkirch, Elias Wehinger, auf NEUE-Nachfrage. Die nach Lueger benannte Straße ist nach Ansicht der SPÖ „ein Symbol des Hasses und somit ein Schandfleck für Feldkirch“. Geht es nach ihnen, soll die Straße künftig nach der jüdischen Widerstandskämpferin und Schriftstellerin Hilda Monte (1914–1945) benannt werden. Hilda Monte, die eigentlich Hilde Meisel hieß, wurde wenige Tage vor Kriegsende in Feldkirch an der Grenze zu Liechtenstein erschossen. „Wir möchten damit den Beitrag jüdischer Gemeinschaften zur sozialen Gerechtigkeit und zur Förderung der Menschenrechte hervorheben“, erklärt Wehinger.

Die Grünen hatten vor zehn Jahren vorgeschlagen, die Luegerstraße nach der Schriftstellerin und Malerin Paula Ludwig umzubenennen. Die gebürtige Feldkircherin stand dem Nationalsozialismus kritisch gegenüber und musste 1938 fliehen.
Und was ist mit dem Jahnplatz?
Eine weitere historisch belastete Adresse in Feldkirch ist der Jahnplatz, für den „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn (1778–1852) Pate stand. Jahn war eine einflussreiche Größe im frühen Deutschnationalismus und wie Lueger Antisemit. Wäre es nicht konsequent, hier ebenfalls eine Umbenennung zu fordern?
Man sei sich sehr wohl bewusst, dass Jahn deutschnationale und antisemitische Ansichten hatte, antwortet Wehinger und verspricht, dass seine Fraktion auch diesbezüglich aktiv werde. Der Vorsitzende will allerdings festgehalten wissen, dass die Einreichung eines Antrags ein mehrstufiger Prozess sei, der eine gründliche Analyse und Vorbereitung erfordere. „Die Entscheidung, welche Straßen zur Umbenennung vorgeschlagen werden, erfolgt daher schrittweise und basiert auf einer eingehenden Bewertung der historischen Hintergründe.“