Doch kein Erfolgskurs: Werkzeugbauer stellt seinen Betrieb ein

Trotz erfolgreicher und vorzeitig abgeschlossener Sanierung sind beim Dornbirner Unternehmen Freiform plötzlich Aufträge weggeblieben.
Eine bemerkenswerte Nachricht kommt jetzt aus der Vorarlberger Werkzeugbauerbranche.
Doch kein Erfolgskurs
Denn die Freiform Werkzeugbau GmbH mit Sitz in Dornbirn wird aus eigener Entscheidung heraus in den kommenden Monaten ihren Betrieb einstellen. Gegenwärtig befindet sich das Unternehmen gemäß Firmenbuch in Liquidation, der Name wurde auf Freiform Werkzeugbau GmbH in Liqu. geändert. Freiform begann seine Tätigkeit 1998 in Lustenau.
Die Angelegenheit ist deswegen bemerkenswert, da Freiform nach der Eröffnung eines Insolvenzverfahrens im März 2021 ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung absolviert hat. Dieses Sanierungsverfahren mit einer Quote von 30 Prozent auf anerkannte Forderungen von etwa 130.000 Euro wurde im Sommer 2022 und damit ein Jahr früher als geplant abgeschlossen. Im Herbst 2022 berichtete Freiform in einer Pressemitteilung, dass man „auf Erfolgskurs“ sei und die positive Umsatzentwicklung die vorzeitige Rückzahlung der Sanierungsquote ermöglicht habe. Keine neun Monate später stellt das Unternehmen selbst am Landesgericht Feldkirch den Antrag auf Liquidation und Firmenauflösung.
Plötzlich Aufträge ausgeblieben
Der geschäftsführende Gesellschafter Marco (Markus) Ebnicher erklärte im Gespräch mit der Wirtschaftspresseagentur.com, dass ein paar Wochen nach dem erfolgreichen Abschluss des Sanierungsverfahrens plötzlich die Aufträge ausgeblieben seien. „Ich habe mich noch darüber gewundert, dass uns fast niemand mehr anruft und Kunden, die Aufträge mündlich schon zugesagt haben, nicht mehr vergeben wollten“, erzählt er. Der mit deutlichem Abstand größte Kunde von Freiform, ein in Vorarlberg ansässiger Industriebetrieb mit einem Umsatzanteil jenseits der 50-Prozent-Grenze, habe die Zusammenarbeit nach mehr als 20 Jahren plötzlich fast komplett eingestellt. Durch Zufall habe er erfahren, dass ein Ranking beziehungsweise eine Bonitätseinstufung eines der in Österreich tätigen Gläubigerschutzverbände oder einer Wirtschaftsauskunftsdatei die Ursache sein dürfte.
Schlechtes Ranking
„Ein Mitarbeiter des Kunden hat mir gesagt, dass wir kein gutes Ranking mehr hätten und er deshalb nicht mehr bei uns bestellen könne.“ Dass dieser Kunde während des Sanierungsverfahrens noch mit ihm zusammengearbeitet und erst danach die Kooperation beendet habe, könne er sich nur mit der plötzlichen Verschlechterung der Bonitätseinstufung erklären. „Das alles passierte wohlgemerkt nach positivem und vorzeitigem Abschluss des Sanierungsverfahrens. Zu diesem Zeitpunkt waren wir ja schuldenfrei“, so Ebnicher. Offenbar werde man als Unternehmen nach Abschluss eines Sanierungsverfahrens automatisch schlechter und mit höherem Risiko verbunden eingestuft, egal, wie die Geschäftslage sei.
Kein Interesse
Jedenfalls habe die verbliebene Zeit nicht mehr gereicht, um genügend neue Kundinnen und Kunden an Land zu ziehen, um eine Zukunft für das Unternehmen zu sehen. Deshalb habe er sich dazu entschieden, das Unternehmen zu schließen, wenn sich nicht doch noch eine andere Lösung ergibt. Denn ob sich noch oder ein Käufer für das Unternehmen in Liquidation findet, will Ebnicher nicht mehr beurteilen. Es habe zwar mehrere Interessenten gegeben, das sei jedoch alles im Sand verlaufen. „Offenbar ist trotz des ständigen Geredes über den Facharbeitermangel in Vorarlberg kein Interesse an einem Werkzeugbauer. Es wird halt doch sehr viel günstiger im Ausland zugekauft“, sagt Ebnicher.
Nach aktuellem Stand werde das Unternehmen folglich in den kommenden Monaten liquidiert. Der Maschinenpark soll soweit wie möglich verkauft werden, die verbliebenen drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden ihren Job verlieren. Vor neun Monaten beschäftigte Freiform noch sieben Mitarbeitende. Der Firmenstammsitz in Dornbirn mit etwa 2000 Quadratmetern Nutzfläche ist angemietet.
Ebnicher selbst werde in den kommenden Jahren einer anderen beruflichen Tätigkeit nachgehen oder als Beschäftigter in einem Unternehmen mit Bedarf nach einem Werkzeugmacher mit jahrzehntelanger Erfahrung tätig werden, wie er sagt.
Günther Bitschnau/WPA