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Wenn 200 Kinder ein Theaterstück erarbeiten

11.07.2023 • 23:00 Uhr
Hier wird am Bühnenbild gemalt.  <span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Hier wird am Bühnenbild gemalt. Klaus Hartinger

In der ersten Ferienwoche findet auch heuer wieder das Fest des Kindes der Bregenzer Festspiele statt. Ein Besuch.

Wie lange es das Fest des Kindes schon gibt, weiß keiner so genau“, sagt Simon Kräutler, seit 23 Jahren künstlerischer Leiter dieser Kinderveranstaltung der Bregenzer Festspiele. „Ich war schon als Kind dabei, da war ich elf“, erzählt der heute 49-jährige Vorarlberger Musiker und Sänger, der seit Jahren in Tirol lebt. Rund 200 Kinder im Volksschulalter sind diese Woche in der Volksschule Weidach in Bregenz, um ein Theaterstück mit Musik zu erarbeiten.

Der künstlerische Leiter Simon Kräutler.  <span class="copyright">Hartinger</span>
Der künstlerische Leiter Simon Kräutler. Hartinger

„Anmeldungen gab es noch mehr, aber bei 200 ist Schluss“, erklärt Kräutler. Aufgeteilt auf fünf Gruppen und jeweils im gleichfarbigen T-Shirt mit Namen wird von den Kindern alles für die Produktion in Workshops unter Anleitung selbst gemacht: Tanz, Musik, Kostüme, Regie und Bühnenbild.

“Madame Flatterstein”

„Madame Flatterstein und das Gruselschloss“ heißt das diesjährige Stück. Traditionell hat es immer einen Bezug zur Seebühnenproduktion – heuer findet sich der im Titel. „Inhaltlich ist es manchmal schwierig, wenn es bei der Oper um Tod und andere Tragödien geht“, merkt der künstlerische Leiter dazu an. Bei der Madame-Flatterstein-Geschichte gibt es Vampire, Zombies, Werwölfe, Kopflose und Geister. Madame Flattersteins Job wäre es, im Auftrag des Weisenrates das Image des Gruselschlosses zu ändern – also Vampire zum Milch trinken zu bekehren oder Werwölfe zu Schoßhündchen werden zu lassen. Allerdings: Ganz so funktioniert das natürlich nicht.

Auch die Kostüme werden selber gemacht. <span class="copyright"> Hartinger</span>
Auch die Kostüme werden selber gemacht. Hartinger

Die Kinder jeder Gruppe erarbeiten in den Workshops jeweils alle Bereiche der Produktion, sodass es letztlich fünf kleine Geschichten gibt. Diese werden für die Aufführung am Sonntag auf der Werkstattbühne des Festspielhauses zu einer großen zusammengefasst. Dabei wird jedes der 200 Kinder auch auf der Bühne stehen.

Es wird auch gesungen und getanzt.  <span class="copyright">Hartinger</span>
Es wird auch gesungen und getanzt. Hartinger

„Wir wollen vermitteln, was Theater, was Musical ist“, sagt Kräutler. „Und das ursprüngliche Ziel, dass sie alles selber machen, funktioniert immer noch“, so seine Erfahrung nach 23 Jahren. Und: „Darauf sind wir stolz“. Rund 35 Personen umfasst das Erwachsenen-Team. Darunter sind Fachleute für die einzelnen Bereiche, aber auch pädagogische Fachkräfte. Von 9 bis 15 Uhr sind die Kinder täglich beschäftigt. „Der Spaß steht ganz vorn und das größte Kompliment ist, dass sie jeden Tag kommen“, so der künstlerische Leiter. Kräutler hat den Job vor 23 Jahren übernommen, mit dem Vorsatz, ihn zehn Jahre lang zu machen, erzählt er. „Jetzt sind es 23“, sagt er und lacht. „Aber es macht Spaß und es hält jung.“

Bei dieser Gruppe geht es gerade um Regie.  <span class="copyright">Hartinger</span>
Bei dieser Gruppe geht es gerade um Regie. Hartinger

Eine Gruppe von Kindern hat sich mittlerweile in den Raum für das Bühnenbild verzogen. Mit Malerkittel und Schuhüberziehern ausstaffiert lauschen sie den Ausführungen der Workshopleiterin, um dann in Gruppen Kartons zu bemalen. Die Werwolf-Gruppe in ihren lila T-Shirts ist indes in der Aula im Regieworkshop und die hellblauen „Kopflosen“ beschäftigen sich in einem anderen Raum mit den Kostümen, während die grünen Zombies in wieder einem anderen Raum im Musikworkshop ein Lied lernen. Die Tanz-Gruppe befindet sich in einem weiteren Teil des großen Schulgebäudes.

Die Kinder sind eifrig bei der Sache.  <span class="copyright">Hartinger</span>
Die Kinder sind eifrig bei der Sache. Hartinger

Trotz der Vielzahl an Kindern herrscht im Haus eine entspannte und erstaunlich ruhige Atmosphäre. Die Kinder sind durchwegs konzentriert bei der Sache, lauschen den Ausführungen der Erwachsenen oder sind in ihre jeweiligen Arbeiten vertieft. „Beim Mittagessen geht es dann schon anders zu“, erzählt Kräutler. Bis inklusive Freitag wird jetzt noch gearbeitet. Für die Aufführung am Sonntag bekommt jedes Kind drei Karten. Dazu kommen noch „Schoßkinder“. „Damit ist die Werkstattbühne dann wieder gut gefüllt“, so der künstlerische Leiter.

“Warum bist du/sind Sie dabei?”

Yeshi Siebenhofer, Gruppenleiterin: Ich bin Sozialpädagogin und ich war letztes Jahr schon dabei. Es gefällt mir einfach total gut, mit den Kindern zu arbeiten und zu sehen, wie es ihnen Spaß macht.

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Ida, elf Jahre: Ich bin heuer zum dritten Mal da oder vielleicht auch schon zum vierten Mal. Ich bin wieder gekommen, weil es mir sehr viel Spaß macht. Am besten von allem gefällt mir das Schauspielen.

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Marie, neun Jahre: Ich war schon im letzten Jahr da und es hat mir schon sehr gut gefallen. Ich spiele sehr gern Theater, aber auch das Singen und die Kostüme machen finde ich ziemlich cool.

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Lea Wunderlich, Betreuerin:
Ich bin in der Ausbildung zur Volksschullehrerin und mache diese Arbeit hier echt gern. Die Kinder haben hier einen schönen Ferienanfang und erleben auch etwas Besonderes.

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Maria Keckeisen-Felder, Workshopleiterin Kostüme und Maske: Ich bin schon seit mindestens zehn Jahren dabei. Es macht sehr viel Spaß und es ist schön, wenn die Kinder kreativ sein können.

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Florin, sieben Jahre: Es gefällt mir hier gut, eigentlich sehr gut. Ich bin heuer zum ersten Mal hier. Das Basteln gefällt mir am besten. Da haben wir eine Wand gemacht. Die haben wir für das Bühnenbild angemalt.

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Samuel, sieben Jahre: Ich bin auch das erste Mal hier. Meine Mama hat mich angemeldet, ich weiß auch nicht wieso. Mir gefällt eigentlich alles am besten. Singen und Regie haben wir schon gemacht.

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Naemi, zehn Jahre: Ich bin schon das vierte Mal dabei, weil es mir Spaß macht und weil man neue Freunde findet. Eigentlich ist alles, was wir machen, cool. Ganz gern mag ich aber das Bühnenbild malen.

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