Was es mit den Hundstagen auf sich hat

Extreme Hitzetage werden oft als Hundstage bezeichnet. Das Sternbild „Großer Hund“ ist der Namensgeber.
Die Hundstage beginnen heute und enden am 23. August. Erfahrungsgemäß fallen in diesen Zeitraum die heißesten Tage. Mit Hundstagen meint man Hitzetage.
Mag sein, dass Hunde mit dichtem Fell noch mehr unter großer Hitze leiden, als wir. Der Begriff wird in mehreren Sprachen, „dog days“ im Englischen und „la canicule“ im Französischen verwendet. Die alten Römer sprachen von den „dies caniculares“ und meinten damit den Zeitraum von 23. Juli bis 23. August.
Der große Hund
In der Mythologie wird der Himmelsjäger Orion von zwei Hunden begleitet. Die Geschichte findet sein Pendant am Sternenhimmel. Neben dem auffälligen Wintersternbild Orion stehen der Kleine und der Große Hund, beides Sternbilder, die hauptsächlich durch ihre hellen Hauptsterne Prokyon und Sirius auffallen. Sirus ist sogar der hellste Stern des gesamten Himmels. Aufs erste mag es eigenartig klingen, das Wintersternbild „Großer Hund“ mit der Sommerhitze in Verbindung zu bringen.
Der große Hund steht an den Winterabenden hoch am Himmel. Einige Monate später dominieren die Jungfrau und der Löwe den Abendhimmel, während die Wintersternbilder tief im Westen untergehen. Je später man in der Nacht beobachtet, umso mehr tauchen Sternbilder am Osthorizont auf, die typisch für eine spätere Jahreszeit sind. Jetzt kann man sich fragen, wann das erste Mal der Hundsstern Sirius kurz vor Sonnenaufgang im Osten zu sehen ist. Zur Römerzeit geschah das am 23. Juli. Der helle Stern Sirius konnte in der Morgendämmerung beobachtet werden und verschwand kurze Zeit später im Licht der aufgehenden Sonne. Diese erste Sichtung im Jahr, der beinahe gleichzeitige Aufgang von Sonne und Sirius wird heliakischer Aufgang des Sirius genannt.
In der Antike einstand die Vorstellung, dass die Verschmelzung des Sonnenlichts mit dem Licht des hellsten Sterns für die große Sommerhitze verantwortlich sein müsse. In der Zeitspanne von 23. Juli bis 23. August hatte das gesamte Sternbild „Großer Hund“ seine erste Morgensichtbarkeit im Jahr. Daher nannten die Römer die Sommertage Hundstage, eine Bezeichnung, die sich bis heute gehalten hat.
Die Grenzen des Sirius
Sirius gehört mit gut acht Lichtjahren Entfernung zu unsern Nachbarsternen. Er hat die zweifache Sonnenmasse und ist 25-fach leuchtkräftiger als die Sonne. Er hat einen Zwergstern als Begleiter, der erst im 19. Jahrhundert entdeckt wurde. So interessant und gigantisch Sirius ist, kann er niemals für die hohen Temperaturen in den Sommermonaten mitverantwortlich sein. Das bewerkstelligt allein die Sonne. 1367 Watt an Strahlungsleistung bringt die Sonne auf jeden Quadratmeter der äußeren Lufthülle der Erde. Entscheidend für die Temperaturverteilung im Jahresverlauf ist der Einfallswinkel der Sonnenstrahlen. Mehr kann die Astrophysik zur Erklärung der irdischen Sommerhitze nicht beitragen. Die Zusammensetzung der Atmosphäre insbesondere ihr Kohlendioxid-, Methan- und Wasserdampfanteil führt zu spürbaren Variationen der Temperatur.
Verspätung
Seit der Antike haben sich die heliakischen Aufgänge des Sirius um einen ganzen Monat verspätet. Testen sie selber, vermutlich wird es Ende August erstmals gelingen, den Sirius in der Morgendämmerung auszumachen. Die Ursache der Verspätung liegt in der Taumelbewegung der Erdachse. Im Laufe mehrerer Jahrhunderte ändert sich deshalb der Anblick des Himmels deutlich. Eigentlich müssten wir sagen, die Hundstage beginnen im Jahre 2023 erst Ende August.
Robert Seeberger