Pflegepersonal aus der Schweiz erhofft

Wieso die KHBG nun gezielt in der Ostschweiz nach Personal sucht.
An sich schlechte Nachrichten kamen vergangene Woche aus dem Kanton St. Gallen.
Wie vergangene Woche bekannt geworden ist, streichen die St. Galler Spitalsverbunde in den kommenden fünf Jahren 440 Stellen in vier Krankenhäusern des Kantons, allein in den nächsten Monaten sollen 260 Stellen abgebaut wurden. Grund für diesen drastischen Schritt ist die schlechte finanzielle Lage (die NEUE berichtete). So negativ das für die Betroffenen und die Krankenhäuser ist: In Vorarlberg wurde diese Nachricht auch positiv vernommen. Denn nach wie vor herrscht im Pflegebereich Personalmangel.
Gerald Fleisch, Direktor der Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG), sagt: „Es gibt immer zwei Seiten. Wir sind solidarisch mit den Nachbarländern und fühlen mit. Wir öffnen jedoch auch unsere Türen und freuen uns über alle, die den Sprung über den Rhein nach Vorarlberg wagen.“

Über die sozialen Medien werde schon in der Ostschweiz nach Interessierten gesucht, dieses Engagement werde in nächster Zeit intensiviert. „Das machen wir aber nicht, um St. Gallen zu schwächen, sondern um Mitarbeitende zu finden, die auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz sind“, erläutert der KHBG-Direktor.
Nicht nur das Gehalt zählt
Angesprochen auf die Schere zwischen einem österreichischen Gehalt und den höheren Lebenshaltungskosten bei den Eidgenossen, meint er: „Grundsätzlich ist diese Schere nicht so groß, wie immer gesagt wird. Da sind nicht Welten dazwischen. Zudem haben wir in Vorarlberg für österreichische Verhältnisse ein hohes Lohnniveau.“ Das Gehalt sei außerdem nicht alles, es gebe Werte, die den Mitarbeitenden ebenfalls sehr wichtig seien. Dazu zählen laut Fleisch eine sehr gute Teamarbeit an den Vorarlberger Krankenhäusern, gute Perspektiven, eine hohe Professionalität und eine Vielfalt bei den Fachrichtungen. „Abgesehen von Transplant- und Herzchirurgie bieten wir alles an.“

Ein weiteres Zuckerl für die Schweizer Arbeitskräfte dürften „vernünftige Arbeitszeiten“ sein sowie die Vereinbarkeit des Berufes mit der Familie, weil beispielsweise Kindergartenplätze angeboten werden, so Fleisch. Er ist zuversichtlich, mit all dem auch in der Schweiz punkten zu können.
Schließlich sei es auch so, dass im umgekehrten Fall – Vorarlberger, die für eine Arbeit in einem Krankenhaus in die Schweiz pendeln – viele wieder zurückkämen. Wenn die höhere Arbeits- und die kürzere Karenzzeit in der Schweiz sowie die Steuerabgaben mitgerechnet würden, stelle sich heraus, dass das Gras jenseits der Grenze auch nicht viel grüner sei. „Wir haben keine belastbaren, offiziellen Zahlen zum Brain-Drain in Richtung Schweiz und zurück, aber aus unserer Erfahrung sehen wir das“, so der Chef der KHBG.
Umbruch in Süddeutschland
Ein weiterer potenzieller Arbeitskräftemarkt ist eine weitere Grenzregion: Süddeutschland. „Schon immer kommen von dort Grenzgänger zu uns. Das nimmt jetzt zu, weil das süddeutsche Krankenhauswesen in einem sehr großen Umbruch ist, und es finanziell sehr unter Druck steht“, erklärt Fleisch.
Grundsätzlich ist die Schere zwischen einem hiesigen Gehalt und den Schweizer Lebenshaltungskosten nicht so hoch, wie immer gesagt wird.
Gerald Fleisch, Direktor der KHBG
Nichtsdestotrotz: In manchen Bereichen und Abteilungen in Vorarlberg werden dringend Arbeitskräfte gebraucht. Im vergangenen Jahr startete deshalb die Kampagne „Mein Job fürs Leben“. Unter dem Motto „Viele Gründe dagegen, noch mehr dafür“ erklären Mitarbeitende, was ihnen an diesem Beruf gefällt. Wie viele neue Pflegekräfte dadurch gewonnen werden konnten, sei schwer nachzuweisen. „Fakt ist aber, dass wir online Millionen Zugriffe hatten. Ich traue mich zu behaupten, dass der Pflegemangel ohne die Kampagne höher wäre“, sagt Fleisch.