Rondo-Kraftwerk: Nachbargemeinde bekämpft Bescheid

Göfis will Umweltverträglichkeitsprüfung – weitere Beschwerden wurden von Bürgern eingebracht, die um ihre Gesundheit fürchten.
Eigentlich wollte der Frastanzer Wellpappe-Verpackungshersteller Rondo Ganahl eine „Fast Lane“, also eine eigene Überholspur für die Genehmigung seines geplanten Reststoffkraftwerks am Standort Frastanz. Nun dürfte das Gegenteil eintreten. Denn gegen den negativen UVP-Feststellungsbescheid wurden mehrere Beschwerden eingebracht. Einzelne besorgte Bürger, aber auch die Nachbargemeinde Göfis fordern, dass die Auswirkungen des Projekts auf Mensch und Umwelt genauer untersucht werden.
Wie berichtet, hatte das Land festgestellt, dass für das Projekt keine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) notwendig ist. Jetzt kommt der Fall vor das Bundesverwaltungsgericht in Wien.

Gemeinde will genaue Untersuchung
Die Gemeinde Göfis, die auf einem Sonnenplateau oberhalb von Feldkirch und Frastanz liegt, fordert nach einem Beschluss im Gemeindevorstand eine gründliche Neubewertung des Projekts. Der Bescheid unterschätze die potenziellen ökologischen Risiken des Vorhabens und übergehe die Notwendigkeit einer UVP, die bei Projekten dieser Tragweite Standard sein sollte, heißt es sinngemäß in der Beschwerde.

Bürgermeister Thomas Lampert von der ÖVP-nahen Dorfliste legt allerdings Wert auf die Feststellung, dass die Gemeinde nicht grundsätzlich gegen das Kraftwerk ist. „Wir wollen nur sichergestellt haben, dass ausreichend geprüft wird, dass wir als Nachbargemeinde keine gesundheitsschädlichen Beeinträchtigungen zu erwarten haben“, sagt Lampert auf Anfrage.
Trinkwasserbrunnen gefährdet?
Die Gemeinde spricht in ihrer Beschwerde mehrere kritische Punkte an. So wird befürchtet, dass der gemeindeeigene Trinkwasserbrunnen beeinträchtigt werden könnte. Der Brunnen liegt rund eineinhalb Kilometer vom Standort des geplanten thermischen Kraftwerks entfernt. „Aufgrund der durch die geplante Anlage entstehenden zusätzlichen Schadstoff- und Staubemissionen ist mit einer erheblichen Zusatzbelastung (…) zu rechnen, die sich negativ auf die Trinkwasserqualität auswirkt“, heißt es in dem Schreiben. Außerdem verweist die Gemeinde auf mögliche Messungenauigkeiten und eine zu geringe Toleranzschwelle bei der Abfallannahme.
Dies könnte dazu führen, dass die tatsächlichen Kapazitäten des Kraftwerks über den genehmigten Werten liegen und somit eine Umweltverträglichkeitsprüfung erforderlich machen. Weiters bemängelt die Gemeinde, dass keine ausreichende Einzelfallprüfung durchgeführt worden sei, insbesondere im Hinblick auf kumulative Umweltauswirkungen sowie lokale Wetterbedingungen am geplanten Standort, die zu erhöhten Schadstoffbelastungen führen könnten.

Knapp unter UVP-Schwelle
Wie berichtet, soll das thermische Kraftwerk mit aufbereiteten Industrie- und Gewerbeabfällen, papierfremden Stoffen und Faserschlämmen aus der Altpapieraufbereitung sowie Biomasse betrieben werden. Die beantragte Menge an nicht gefährlichen Abfällen liegt mit 34.650 Tonnen pro Jahr knapp unter der Schwelle (35.000 Tonnen), ab der das Projekt UVP-pflichtig werden würde. Die Rondo Ganahl AG könne durch technische Maßnahmen sicherstellen, dass die beantragten Mengen eingehalten werden, heißt es im Bescheid der Umweltabteilung des Landes.

Besorgte Bürger
Mindestens sechs weitere Beschwerden wurden von Privatpersonen aus Frastanz, Göfis und Ludesch eingebracht, darunter Othmar Mäser, Initiator der Gruppe „Besorgte Bürger“. Der Psychiater und Neurologe beschäftigte sich intensiv mit den Kraftwerksplänen der Firma Rondo und informiert auf einer Website über mögliche Risiken. Auch er sieht zahlreiche Mängel im Bescheid, etwa das Fehlen eines meteorologischen und humanmedizinischen Gutachtens. Wie die Gemeinde Göfis sieht auch Mäser die besondere Inversionswetterlage am künftigen Kraftwerksstandort nicht ausreichend berücksichtigt. Diese könnte seiner Meinung zu einer außergewöhnlich hohen Schadstoffbelastung führen.

“Es brodelt”
Dass nun gleich mehrere Beschwerden gegen den negativen UVP-Bescheid eingebracht wurden, wundert ihn nicht. „Es hat sich ja schon bei der Informationsveranstaltung im Frühjahr gezeigt, dass es in Frastanz brodelt.“ Mäser ist überzeugt, dass die Einsprüche Wirkung zeigen werden. Er geht davon aus, dass das Bundesverwaltungsgericht die Sache an das Land zurückverweisen wird und die Mängel im Bescheid behoben werden.
Warum Rondo ein Heizkraftwerk bauen will
Die Herstellung von Rohpapier braucht Unmengen an Energie. Das geplante Kraftwerk soll deshalb insbesondere dazu genutzt werden, um die benötigte Prozesswärme für die Rondo-Papierfabrik d zu erzeugen. Die notwendige Wärmeenergie dafür konnte bisher nur mit Gas erreicht werden und machte Rondo zu Vorarlbergs größtem Erdgasverbraucher. Benötigt werden derzeit jährlich rund 14 Millionen Normkubikmeter Gas bzw. 150 GWh an thermischer Energie, was dem Jahresbedarf von zirka 10.000 Haushalten entspricht. Für das Unternehmen stellt die thermische Verwertung von Reststoffen „die ressourcenschonendste Art der Energiegewinnung“ dar. Die Kosten für das Projekt sind mit 95 Millionen Euro veranschlagt.