„Die Talsohle haben wir aber durchschritten“

AMS-Landesgeschäftsführer Bernhard Bereuter hat die arbeitsmarktpolitischen Schwerpunkte des heurigen Jahres präsentiert.
Bevor der Geschäftsführer des Arbeitsmarktservice (AMS) Vorarlberg, Bernhard Bereuter, gestern bei einer Pressekonferenz in Bregenz auf das heurige Arbeitsprogramm einging, gab es noch einen Rückblick auf das Vorjahr. So konnte 2023 trotz des geringen Wachstums ein kleines Beschäftigungsplus von 0,6 Prozent oder 1036 zusätzlichen Beschäftigungsverhältnissen im Vergleich zum Jahr davor erzielt werden. Die Arbeitslosenquote lag im Vorjahr im Schnitt bei 5,2 Prozent (siehe dazu auch Grafik oben). Die verschiedenen Branchen waren dabei unterschiedlich betroffen. Größere Zuwächse zwischen über sieben und knapp neun Prozent gab es im Bau und in der Industrie.

Laut Prognose des AMS-Chefs werden sich die Arbeitslosenzahlen heuer weiter leicht erhöhen, nachdem die Konjunktur noch nicht so stark sei. „Die Talsohle haben wir aber durchschritten“, ist Bereuter überzeugt. Er geht davon aus, dass es im Jahresschnitt rund 500 Arbeitslose mehr sein werden als 2023 – da waren es 9394 Personen. Was die Beschäftigungszahlen betrifft, lautet seine Prognose, dass diese auch heuer um rund 1000 steigen werden.
Schwerpunkte
Drei Schwerpunkte hat sich das AMS für das heurige Jahr gesetzt. Über 43 Millionen Euro werden dafür aufgewendet. Mit „entgegenwirken der strukturellen Arbeitslosigkeit“ und „Langzeitbeschäftigungslosigkeit verhindern und abbauen“ (Bereuter) werden Schwerpunkte der vergangenen Jahre fortgesetzt. Bei Ersterem geht es um Qualifizierung. Was die Langzeitarbeitslosigkeit betrifft, konnten 2023 Erfolge erzielt werden. Sie sank um 18 Prozent, allerdings stieg sie Ende des Jahres wieder an.
Bereuter wies zum wiederholten Mal darauf hin, dass die Zahl der Arbeitslosen mit maximal Pflichtschulabschluss hoch sei. 2023 lag der Anteil bei 47,5 Prozent. Die Arbeitslosenquote in dieser Gruppe lag im Dezember bei 16 Prozent – im Vergleich dazu lag sie bei Personen mit Lehrabschluss bei 4,7 Prozent und allen anderen mit höheren Abschlüssen bei deutlich unter drei Prozent, „quasi Vollbeschäftigung“. Für Betriebe, die höher qualifiziertes Personal suchen, sei daher das „AMS-Potenzial sehr schwierig“, so Bereuter.

Daher setze man bei geringer Qualifizierung an, sagt der AMS-Geschäftsführer. Bei Jugendlichen, die sich schwer tun, eine Stellle zu finden, etwa mit dem überbetrieblichen Ausbildungszentrum (AZV), für Erwachsene gibt es verschiedene arbeitsplatznahe Qualifizierungsmodelle, Stiftungsmodelle, aber auch ein Sprachkompetenzzentrum. Noch heuer soll laut Bereuter eine Kampagne unter dem Motto „Ich will mehr“ gestartet werden, in der auf die Vorteile von Qualifizierung aufmerksam gemacht wird. Für Langzeitarbeitslose, deren Zahl stark von konjunkturellen Entwicklungen abhängig sei, wird es heuer unter anderem 490 Plätze in sozialen Unternehmen geben, informierte Bereuter.

Ein dritter Schwerpunkt liegt heuer im „Kerngeschäft Vermittlung“, erläuterte der AMS-Chef. Dieses soll professionalisiert werden – unter anderem mit einem neuen Tool. Mit diesem „Matching mit Kompetenzen“ sollen Kompetenzen – statt Jobtitel oder Berufsbezeichnungen – von Bewerberinnen und Bewerbern mit jenen, die von den Betrieben gefordert sind, verglichen werden. Bereuter erhofft sich dadurch eine höhere Trefferquote. Auch der diesjährige AMS-interne Schwerpunkt lautet so wie der letztjährige: „Erhalten und Gestalten attraktiver Arbeitsplätze“ (Bereuter) für die 280 Personen in Vorarlberg, die beim Arbeitsmarktservice beschäftigt sind.
Ein Weg
Der Fokus der Arbeit des AMS liege auch heuer stark auf Personen mit geringer Qualifikation und solchen, die schon länger arbeitslos sind, betonte Bereuter zusammenfassend. Abschließend versprach der AMS-Geschäftsführer dann noch: „Wenn jemand eine Ausbildung machen möchte, finden wir gemeinsam einen Weg.“