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„So einen Flohmarkt wie hier hab ich noch nie gesehen!”

03.02.2024 • 15:24 Uhr
Der 49. Dornbirner Flohmarkt. <span class="copyright">Steurer</span>
Der 49. Dornbirner Flohmarkt. Steurer

Gestern wurde der Ansturm auf den Dornbirner Flohmarkt eröffnet. Bis heute um 12 Uhr dauert der Verkauf für den guten Zweck an.

Es ist kurz nach sieben am Flohmarktsamstag. Die Autobahnabfahrt Dornbirn West ist verstopft. Wenn sich in einer knappen Stunde die Eingangstore zum 49. Dornbirner Flohmarkt öffnen, werden Schnäppchenjäger aller Altersklassen und Gesellschaftsschichten lossprinten. Noch ist es nicht soweit, noch laufen innen Durchsagen mit Infos zum diesjährigen Flohmarkt und zum Gruppenfoto aller Helfer. „Vielen Dank für die letzten vier Wochen, ihr seid super!“, hallt durch die Lautsprecher.

In den vergangenen Wochen haben die Helfer die gespendete Ware der Bevölkerung angenommen, vorab sortiert und auf den Ständen hergerichtet. Plüscheinhorn zu Plüscheinhorn, Bommelmütze zu den Mützen, Vogelvoliere zu den Tierkäfigen.

„Wir haben drei Mal pro Woche die neu eingetroffenen gespendeten Sachen sortiert und an die entsprechenden Abteilungen gegeben. Dort wurde noch mal genauer sortiert. Sehr viele Helfer von den Pfadfindern und den Lions sind dabei. Wir helfen gern, sonst wären wir alle nicht dabei“, erklärt Stephan Fritz.

Stefan Fritz hilft seiner Freundin am Stand - mit Moorhuhn auf dem Kopf <span class="copyright">Philipp Steurer</span>
Stefan Fritz hilft seiner Freundin am Stand - mit Moorhuhn auf dem Kopf Philipp Steurer

Wir alle, das sind über 650 Helferinnen und Helfer, oft halbe Familien. „Mein Papa hilft bei den Büchern, meine Mama ist bei den Körben, meine Freundin und meine Stiefmama sind hier bei den Plüschtieren“, ergänzt Fritz. Dass er mit Spaß bei der Sache ist, sieht man von Weitem: Er hat eine Plüschmoorhuhnmütze auf dem Kopf. Kurz überlegt er, ob er sie fürs Foto abnehmen soll. Am Ende behält er sie auf.

Zweite Auflage nach Corona

Nach wie vor strömen Helfer herein, nehmen lila Helfer-T-Shirts entgegen. „Flohmarkt Dornbirn“ steht darauf gedruckt. Während Corona ist die Veranstaltung ausgefallen. Vergangenes Jahr war dann ein richtiger Ansturm auf den Flohmarkt; es galt, etwas aufzuholen. Sachspenden und Besucherzahlen lagen höher als sonst.

Heuer rechnet Martin Rhomberg von den Lions mit weniger Besuchern als im vergangenen Ausnahmejahr. Zwischen 30.000 und 40.000 Schnäppchenjäger könnten es werden. „Wobei manche doppelt gezählt werden, weil sie an beiden Tagen kommen“, sagt Rhomberg verschmitzt. Er ist in der Abteilung „Bilder“ und „Rahmen“.

<span class="copyright">Philipp Steurer<br></span>Ansturm in die Messehalle
Philipp Steurer
Ansturm in die Messehalle

„Heuer verkaufen wir wieder viele Originale. Sie sind signiert, und ich kenne mich so gut aus, dass ich den Wert der Bilder dann schon einordnen kann“, erklärt Rhomberg.

Er hilft beim Flohmarkt aus demselben Grund wie vermutlich alle: Das Geld wird einem guten Zweck zugeführt. Gespendet wird an Vorarlberger Projekte und an Menschen in Vorarlberg, die anderweitig keine finanzielle Hilfe bekommen. Wer dieses Jahr bedacht wird, steht noch nicht fest. „Die Kommission wird Vorschläge machen“, sagt Rhomberg.

Der Ansturm beginnt

Dann ist es soweit, der Zeiger der Uhr rückt Richtung acht. Per Durchsage wird für die Helfer, für die Spannung und die gute Stimmung der Countdown heruntergezählt, bis die Besucher hereingelassen werden: „Zehn, neun, acht, sieben, sechs, fünf, vier, drei, zwei, eins – sie kommen!“ Das tun sie, und wie!

Menschenmassen im Dornbirner Flohmarkt <span class="copyright">Philipp Steurer</span>
Menschenmassen im Dornbirner Flohmarkt Philipp Steurer

Jugendliche, Männer und Frauen joggen mit Koffern und Trolleys in die Bücherabteilung. „Ich wollte nach Mangas schauen, aber es ist schon alles weg“, sagt ein Mädchen ein paar Minuten nach acht.

„Es gibt Leute, die nehmen alles zu einem bestimmten Thema oder Genre mit, lesen es und bringen es nächstes Jahr als Sachspende wieder. So schließt sich der Kreislauf“, sagt Waltraud Wehrle, eine der wenigen, die erst zum zweiten Mal mit­anpacken. Sie war im Verkauf eines Buchhandels tätig und ist beim Abkassieren sichtlich in ihrem Element, wie ein Fisch im Wasser. Manche Besucher feilschen, andere geben mehr für den guten Zweck.

Waltraud Wehrle kassiert von vielen „Großkunden“. Miriam Jaeneke
Waltraud Wehrle kassiert von vielen „Großkunden“. Miriam Jaeneke

Aus der Steiermark angereist

Während einer Wühlpause erzählt Stefan Leitner: „Wir gehen oft auf Flohmärkte“. Er ist mit seiner Frau extra aus Graz angereist. Sie übernachten im Flint Hotel, haben am Vorabend in Dornbirn gut gegessen und sind nun an beiden Flohmarkttagen in der Messe. „Meine Frau hat eine kleine Boutique direkt neben dem Kunsthaus in Graz“, berichtet Leitner. Er hat zwei große Ikea-Taschen voller Kleidung und extravaganter Hüte in den Händen. Das ist für ihn erst der Anfang.

Stefan Leitner und seine Frau suchen Stilvolles für ihre Boutique <span class="copyright">Miriam Jaeneke</span>
Stefan Leitner und seine Frau suchen Stilvolles für ihre Boutique Miriam Jaeneke

Der Grazer ist erstaunt: „So einen Flohmarkt wie hier hab ich noch nie gesehen. So durchorganisiert. Normalerweise kann man direkt zu den Sachen hingehen, die einen interessieren, und sie anschauen. Hier wartet man, bis eine Helferin Zeit hat und einen bei der Suche unterstützt.“ Ob er schon viel gefunden hat? „Immer!“, schmunzelt Leitner, und weiter geht’s.

Dornbirner Flohmarkt<span class="copyright">Philipp Steurer</span>
Dornbirner FlohmarktPhilipp Steurer