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“Das Leben bringt oft Überraschungen”

18.02.2024 • 01:00 Uhr
Seit 2013 Bürgermeisterin in Dornbirn: Andrea Kaufmann. <span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Seit 2013 Bürgermeisterin in Dornbirn: Andrea Kaufmann. Klaus Hartinger

Dornbirns Bürgermeisterin Andrea Kaufmann (ÖVP) spricht im NEUE-Interview über ihren angekündigten Rückzug, ihr Verhältnis zur ­Bundespartei, Frauen in Teilzeitarbeit und darüber, warum ihr die Dinge manchmal zu langsam gehen.

Wie geht es Ihnen, Frau Kaufmann?

Andrea Kaufmann: Danke, mir geht’s ausgezeich­net.

Amtsmüde wirken Sie nicht.

Kaufmann: Nein das bin ich nicht. Ich übergebe ja auch erst im Frühjahr 2025 und es steht uns noch eine intensive Zeit bevor.

Ihre Ansage, 2025 nicht mehr als Bürgermeisterin zu kandidieren, hat viele überrascht. Was hat Sie dazu bewogen?

Kaufmann: Ich weiß, es ist in der Politik eher unüblich, ohne Not oder einen speziellen Anlassfall aus einer doch sehr guten Position freiwillig auszusteigen. Ich war und bin sehr gerne Bürgermeisterin. Aber nächstes Jahr ist der richtige Zeitpunkt um aufzuhören. Ich habe mit Julian Fässler jetzt einen ausgezeichneten Nachfolger, das könnte in fünf Jahren schon wieder ganz anders sein.

Man hört, Vizebürgermeister Julian Fässler soll aufgrund seiner eigenen Lebensplanung auf eine Entscheidung gedrängt haben. Stimmt das?

Kaufmann: Nein, im Gegenteil. Das ist von mir ausgegangen. Ich habe ihn bereits im Frühjahr des vergangenen Jahres gebeten, sich zu überlegen, ob er sich das vorstellen kann. Mit Ende 2023 sind wir gemeinsam zu dem Entschluss gekommen, dass 2025 der richtige Zeitpunkt ist.

Auf dem Weg ins Büro der Bürgermeisterin. <span class="copyright">Hartinger</span>
Auf dem Weg ins Büro der Bürgermeisterin. Hartinger

Dem Vernehmen nach soll sogar der Landeshauptmann von der Entscheidung überrascht worden sein.

Kaufmann: Ich habe den Landeshauptmann selbstverständlich informiert, bevor wir die neue Situation öffentlich bekannt gegeben haben.

Es gibt auch das Gerücht, dass Sie Wallner beerben könnten, sollte er bei den Landtagswahlen im Herbst zu viel verlieren.

Kaufmann: Das ist völlig aus der Luft gegriffen. Ich bin noch bis April 2025 im Amt, also bis zur konstituierenden Sitzung der Stadtvertretung. Ich habe dem Landeshauptmann zugesichert, dass ich ihn im Wahlkampf mit all meiner Dynamik und voller Kraft unterstützen werde.

Rein hypothetisch: Würde Sie die Funktion der Landeshauptfrau nicht reizen?

Kaufmann: Ich habe 15 intensive Jahre in der Politik hinter mir. Meine bisherigen politischen Funktionen habe ich zwar auch nie geplant, aber die Landeshauptfrau liegt nun absolut nicht in meiner Lebensplanung.

Andrea Kaufmann erwartet die NEUE zum Interview. <span class="copyright">Hartinger</span>
Andrea Kaufmann erwartet die NEUE zum Interview. Hartinger

Gegenüber dem Kurier sagten Sie, dass sie „derzeit“ keine Ambitionen auf ein weiteres politisches Amt hätten. Daraus könnte man jetzt schließen, dass Sie sich ein Hintertürchen offenlassen wollen.

Kaufmann: Ich wurde gefragt, ob ich amtsmüde bin. Nein, das bin ich nicht. Ich hadere auch nicht mit der Politik. Im Gegenteil. Ich habe all meine politischen Funktionen sehr gerne ausgeübt. Ich habe noch nichts Berufliches geplant. Ich lasse es auf mich zukommen, in welcher Aufgabe auch immer ich meine Erfahrungen einbringen kann.

Ich weiß, es ist in der Politik eher unüblich, ohne Not oder einen speziellen Anlassfall aus einer doch sehr guten Position freiwillig auszusteigen.

Andrea Kaufmann

Sie schließen also nicht aus, nach Ihrem Rückzug als Bürgermeisterin wieder ein politisches Amt, etwa im Bund oder Land, zu übernehmen?

Kaufman: Ich schließe nichts aus. Wenn man mich vor 15 Jahren gefragt hätte, ob ich das Bürgermeisteramt ausschließe, hätte ich damals vielleicht auch Ja gesagt, und fünf Jahre später wäre es dann anders gekommen. Aus Erfahrung weiß ich: Das Leben bringt oft Überraschungen.

Haben Sie denn schon Angebote aus der Privatwirtschaft erhalten?

Kaufmann: Es ist etwas früh. Ich bin wie gesagt noch 14 Monate im Amt. Vor Herbst werde ich mich damit nicht auseinandersetzen.

Aber gibt es Angebote?

Kaufmann: Sagen wir es so: Es gibt immer wieder Gespräche.

Wo zieht es Sie beruflich hin, was interessiert Sie?

Kaufmann: Ich bin da sehr offen. Ich komme aus dem Controlling, habe im Bereich Wirtschaft und Finanzen viel Erfahrung. Ich habe mich immer schon für Lehrtätigkeiten interessiert. Ich würde auch gerne mit jungen Leuten arbeiten und meine Erfahrungen weitergeben.

Bürgermeisterin Andrea Kaufmann stellt sich den Fragen der NEUE. <span class="copyright">Hartinger</span>
Bürgermeisterin Andrea Kaufmann stellt sich den Fragen der NEUE. Hartinger

Warum wäre Julian Fässler Ihrer Meinung nach ein guter Bürgermeister?

Kaufmann: Er ist sehr führungsstark, was er auch in der Privatwirtschaft bewiesen hat. Es tut der Stadt Dornbirn sicher nicht schlecht, wenn jemand aus der Privatwirtschaft in diese Funktion wechselt. Zudem ist er ein extrem kluger, politisch-strategischer Kopf, der weiß, wie man die Dinge anpacken muss und einen möglichst guten Konsens findet. Er ist sowohl menschlich als auch fachlich sehr geeignet, und ich freue mich, dass er sich bereit erklärt hat, bei der Wahl in den Ring zu steigen.

Fässler wurde bei der Vizebürgermeisternachwahl wider Erwarten statt Juliane Alton gewählt. Vonseiten der Grünen kam damals der Vorwurf des Stimmenkaufs. Hat die Stadt oder die ÖVP rechtliche Schritte dagegen unternommen?

Kaufmann: Nein, haben wir nicht, wir hatten es uns damals aber vorbehalten. Wer da von den anderen Fraktionen nicht mitgestimmt hat, weiß ich bis heute nicht. Ich lege Wert darauf, dass das nichts mit der ÖVP zu tun hatte, sondern die Vereinbarung der anderen Fraktionen gegen uns nicht gehalten hat.

Andrea Kaufmann<span class="copyright"> Klaus HArtinger</span> will noch einiges Projekte auf Schiene bringen, bevor sie als Bürgermeisterin abdankt.
Andrea Kaufmann Klaus HArtinger will noch einiges Projekte auf Schiene bringen, bevor sie als Bürgermeisterin abdankt.

Was wollen Sie noch umsetzen bis zu den Wahlen 2025?

Kaufmann: Wir haben viele Projekte in der Pipeline. Ein Riesenthema ist die Innenstadt, auch wegen der vergangenen Diskussionen um den Messepark. Es wird einen Masterplan für die Stärkung der Innenstadt geben. Da geht es um die Aufenthaltsqualität, aber auch um die Bereiche Handel, Wohnen, Gewerbe und Gastronomie. Wir wollen die Entscheidungen nicht aus dem Bauch heraus treffen. Deshalb haben wir da einen breiten Prozess gestartet. Natürlich wird da auch die Markthalle ein Thema sein.

Die Markthalle ist ihr Herzens­projekt, nicht?

Kaufmann: Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass die Markthalle ein tolles Projekt für Dornbirn wäre. Es laufen derzeit Gespräche mit möglichen Partnern. Es wäre wünschenswert, wenn wir die Markthalle, aber auch das emotional diskutierte Projekt Badesee, noch in dieser Periode beschlussmäßig auf Schiene bringen könnten. Daneben gibt es natürlich wichtige Bauvorhaben im Schul- und Kindergartenbereich.

Zur Person

Andrea Kaufmann

hat Volkswirtschaft studiert, war von 2009 bis 2013 als Landesrätin Mitglied der Vorarlberger Landesregierung und ist seit 2013 Bürgermeisterin der Stadt Dornbirn. Seit 2020 Präsidentin des Vorarlberger Gemeindeverbandes, seit März 2022 Vizepräsidentin des Österreichischen Gemeindebundes. Im Sommer 2023 übernahm sie die Co-Leitung des Gemeindebunds. Kaufmann ist verheiratet und Mutter von vier Kindern,

Was waren Ihre Highlights, auf was sind Sie besonders stolz?

Kaufmann: Es war mir immer wichtig, dass die Entwicklung der Stadt im Vordergrund steht, dass es eine gute Kommunikation gibt und nicht ein Klima des Gegeneinanders gefördert wird. Das ist mehr oder weniger gelungen, weil es immer an den handelnden Personen liegt. Wir haben sehr viel aktive Grundstückspolitik gemacht in den letzten Jahren. Die Flächen wurden nicht nur für Betriebsansiedlungen genutzt, die natürlich ein starker Wirtschaftsfaktor sind. Auch der gemeinnützige Wohnbau hat davon profitiert. Der Weg des aktiven Flächenmanagements war goldrichtig. Sonst hätten wir wahrscheinlich vieles nicht umsetzen können. Das sieht man auch beim Areal um die Fachhochschule. Daneben war es mir immer wichtig, dass Dornbirn eine offene, tolerante und vielseitige Stadt bleibt und das Zusammenleben funktioniert – zwischen Generationen und unterschiedlichen Kulturen. Ich kann rückblickend sagen, dass wir vieles richtig gemacht haben.

Und was ist Ihnen weniger gelungen?

Kaufmann: Es gibt natürlich einige Projekte, die entweder noch nicht umgesetzt wurden oder aufgrund der politischen Konstellation schwierig umsetzbar sind.

Die da wären.

Kaufmann: Mir wäre recht, wenn wir bei der Erweiterung der Fußgängerzone in der Innenstadt schon einen Schritt weiter wären. Da bremsen teilweise Private, die wir da auch im Boot haben müssen. Es sind oft zähe Prozesse. Manchmal geht es mir zu langsam.

Frustrieren Sie diese zähen Prozesse?

Kaufmann: Sachliche Dinge sind mir nie an die Substanz gegangen. Da bin ich sehr geerdet. Zehren würden eher Dinge, die persönlich motiviert sind.

Andrea Kaufmann wurde quasi in die Politik hineingeboren. Ihr Vater war Nationalratsabgeordneter. <span class="copyright">Hartinger</span>
Andrea Kaufmann wurde quasi in die Politik hineingeboren. Ihr Vater war Nationalratsabgeordneter. Hartinger

Die ÖVP in Dornbirn hat 2015 die absolute Mehrheit verloren. Sie setzen seitdem auf das freie Spiel der Kräfte. Hat sich das bewährt?

Kaufmann: In der ersten Periode hat sich das absolut bewährt. Wir haben hart diskutiert, aber immer breite Mehrheiten gefunden. Mittlerweile geht es teilweise nicht mehr um die Sache und um die Stadt, sondern um politisch motivierte Aktionen. Das ist nicht meine Welt und äußerst mühsam. Rückblickend wäre es also in dieser Periode besser gewesen, mit einer Fraktion zusammenzuarbeiten.

Rückblickend wäre es in dieser Periode besser gewesen, mit einer Fraktion zusammenzuarbeiten.

Andrea Kaufmann

Sie wurden quasi in die Politik hineingeboren. Ihr Vater war Nationalratsabgeordneter, Sie selbst kamen mit Mitte 20 in die Kommunalpolitik und landeten später auch in der Landespolitik. Wie hat sich das politische Geschäft in dieser Zeit verändert?

Kaufmann: Es ist viel schneller, unmittelbarer und intensiver geworden. Auch die Ansprüche an die politisch Verantwortlichen sind höher geworden. Man erwartet sich innerhalb von Stunden eine Antwort. Man ist angreifbarer geworden und muss stärker präsent sein.

Und wie hat sich die ÖVP verändert?

Kaufmann: Für mich gibt es nicht die ÖVP. Ich diskutiere das oft mit meinen Kindern. Ich glaube, es gibt keine Partei, die die innere Werthaltung und Einstellung einer Person zu 100 Prozent abdeckt. Aber man kann sagen, dieser oder jener Partei fühlt man sich am ehesten zugehörig. Die Parteienlandschaft insgesamt ist schwieriger und beliebiger geworden.

“Ich hoffe, sie wird wieder mehr zu einer Partei der Mitte.

Andrea Kaufmann über dei Bundes-ÖVP
Andrea Kaufmann: Neben dem Bürgermeisteramt managt sie eine Familie mit vier Kindern. <span class="copyright">kaufmann</span>
Andrea Kaufmann: Neben dem Bürgermeisteramt managt sie eine Familie mit vier Kindern. kaufmann

Wie ist Ihr Verhältnis zur Bundespartei?

Kaufmann: Sehr gut. Im Zuge der Finanzausgleichsverhandlungen war ich da stark involviert. Ich unterstütze nicht immer alles, was die Bundespartei macht. Aber wenn man sich zugehörig fühlt, kann man nicht bei jeder Gelegenheit draufhauen. Da ist auch eine gewisse Loyalität gefragt. Das heißt aber noch lange nicht, dass man mit allem einverstanden sein muss. Das bin ich auch nicht.

Ist die ÖVP noch eine Partei der Mitte?

Kaufmann: Ich hoffe, sie wird wieder mehr zu einer Partei der Mitte. Was ich immer geschätzt habe, ist die große Bandbreite. Die kann zwar sehr mühsam sein, hat aber auch einen großen Vorteil. Wir haben Vertreterinnen und Vertreter der Bauern, Jugend, Senioren, der Wirtschaft und der Arbeitnehmer etc. Das macht die Diskussionen bunt und spannend. Es muss allerdings immer eine Balance zwischen links und rechts gefunden werden. Ich persönlich sehe mich – wie wahrscheinlich viele andere in der ÖVP – stark in der Mitte. Die Wirkung nach außen ist wieder etwas anderes – vor allem, was die Bundespartei betrifft. Mir wäre recht, wenn sie sich stark in der Mitte positionieren würde.

Im Herbst 2023 schimpfte Kanzler Nehammer in einem heimlich aufgenommenen Video über Frauen, die Teilzeit arbeiten. Was haben Sie sich damals gedacht?

Kaufmann: Ich glaube nicht, dass er geschimpft hat. Er meinte vielmehr, dass man die Erwerbsquote bei Frauen erhöhen könnte. Ich bin ein Fan der Teilzeit in gewissen Lebenssituationen. Gerade in einer Familienphase sollte es möglich sein, weniger zu arbeiten, egal ob Frau oder Mann. Dass es wirtschaftlich problematisch ist, wenn wir zu viele Teilzeitkräfte haben, liegt aber auf der Hand.

Kaufmann im NEUE-Interview. <span class="copyright">Hartinger</span>
Kaufmann im NEUE-Interview. Hartinger

Kritiker sagen, dass die hohe Teilzeitquote vor allem dem konservativen Frauen- und Mütterbild der ÖVP geschuldet ist.

Kaufmann: Das weise ich vehement zurück. Wir haben ein sehr modernes, lebensnahes und pragmatisches Frauen- und Mutterbild. Es gibt eine Phase im Leben, da möchte man mehr Zeit in die Familie investieren. Das ist auch der Wunsch der Eltern. Natürlich muss es diese Wahlmöglichkeit auch geben.

Viele haben aber keine Wahl und müssen in Teilzeit arbeiten, weil es an Kinderbetreuungsplätzen fehlt.

Kaufmann: Das mag in manchen ländlichen Gegenden und in manchen Bundesländern so sein. In Dornbirn bekommt jedes Kind einen Platz, allerdings nicht immer in der Wunscheinrichtung. Die letzte Familienforschungsumfrage zeigte im Übrigen, dass über 50 Prozent der teilzeitarbeitenden Frauen keine Betreuungspflichten haben.

Stellen Sie diese Frage auch einem männlichen Bürgermeister?

Andrea Kaufmann

Sie selbst haben vier Kinder und einen Fulltime-Job. Wie ist das zu schaffen?

Kaufmann: Stellen Sie diese Frage auch einem männlichen Bürgermeister? Als die Kinder jünger waren, war das noch schwerer. Ich hatte aber viel Unterstützung im familiären Umfeld. Die Kinder wachsen mit einer gewissen Selbstständigkeit auf. Es hat ihnen nicht geschadet, es sind selbstbewusste junge Menschen geworden. Die Herausforderung, mit einem Fulltime-Job eine Familie zu managen, ist dennoch groß. Auch deswegen, weil bei aller Unterstützung immer noch vieles an den Frauen hängen bleibt. Etwa der Haushalt und alles, was so dazugehört zu einem Familienleben. Aber ich habe es immer gern gemacht. Und wenn man etwas gern tut, fällt vieles leichter.

Früher – und teilweise auch heute noch – wurden Vollzeit arbeitende Frauen, die ihre Kinder fremdbetreuen ließen, als Rabenmütter gebrandmarkt. Haben Sie selbst solche kritischen Stimmen gehört?

Kaufmann: In den Anfängen meiner Bürgermeisterzeit gab es das, ja. Leider kam diese Kritik hauptsächlich von Frauen. Mittlerweile habe ich bewiesen, dass es geht. Mit diesen Fragen werden wir wohl noch länger leben müssen, wahrscheinlich auch noch meine Töchter.

Themawechsel. Sie sagten kürzlich, dass es noch nie so schwer war, ein Budget zu erstellen. Wo liegen die Herausforderungen für die Gemeinden im Allgemeinen und für Dornbirn im Speziellen?

Kaufmann: Kurz zusammengefasst: Wir haben stagnierende Einnahmen und eine hohe Ausgabendynamik. Letztere trifft uns vor allem beim Personal, bei den Zinsen sowie im Pflege-, Sozial- und Gesundheitsbereich. Da muss man sich dann überlegen, wie man das Delta auffängt. Es ist Gott sei Dank noch nicht so weit, dass wir den laufenden Haushalt teilweise mit Darlehen finanzieren müssen. Das wäre eine Spirale nach unten. In Dornbirn haben wir eine komfortable Rücklagensituation. Wir müssen heuer allerdings auch Rücklagen auflösen, um Investitionen tätigen können. Es muss heuer jedenfalls eine finanzielle Entlastung für die Gemeinden geben. Wir verhandeln gerade mit dem Land, um Finanzausgleichgelder in die Kommunen zu bringen.

Rathaus Dornbirn: noch bis Frühjahr 2025 Kaufmanns Arbeitsplatz. <span class="copyright">Hartinger</span>
Rathaus Dornbirn: noch bis Frühjahr 2025 Kaufmanns Arbeitsplatz. Hartinger

Wie schaut es künftig mit der Gemeindefinanzierung aus, nachdem es bisher keine Einigung auf eine Reform der Grundsteuer gegeben hat?

Kaufmann: Es ist im Wesentlichen eine Verhandlung zwischen Städte- und Gemeindebund, die jeweils unterschiedliche Interessen haben. Die Reform wäre sehr wichtig, weil die Gemeinden nicht viele eigene Steuern haben. Es gibt die Kommunalsteuer und indirekt die Grunderwerbsteuer, die ist allerdings stark eingebrochen im vergangenen Jahr.

Noch kurz zum FC Dornbirn: Vizebürgermeister Julian Fässler und Sie haben die mediale Kritik zur Investoren-Posse als Spott abgetan. Kritiker sagen, das liegt daran, dass Ihr Ehemann Wolfgang Kaufmann im Beirat beim FC Dornbirn sitzt und die Idee der Zusammenarbeit mit Franz Schwaiger noch öffentlich gelobt hat, als der schon wieder weg war.

Kaufmann: Das ist ein absoluter Blödsinn. Noch einmal: Es geht hier ja nicht nur um den Spitzensport, sondern um einen Traditionsverein mit über 250 Nachwuchsspielern. Das ist natürlich ein enormer Imageschaden.

Also sind mal wieder die Medien schuld?

Kaufmann: Nein, die Schuld ist klar. Es ist nur die Frage, wie man damit umgeht. Muss man fünfmal draufhauen auf einen ehrenamtlichen Funktionär (Anm.: Vereinspräsident Hubert Domig), der eh schon öffentlich bekannt hat, dass er einen Fehler gemacht hat und einem Betrüger aufgesessen ist? Die Vorgänge selbst möchte ich keineswegs beschönigen. Das war teilweise unterirdisch, was da passiert ist.

Haben die Kontrollgremien Ihrer Meinung nach funktioniert?

Kaufmann: Das kann ich nicht sagen, weil ich nicht in den Verein hineinsehe. Wir hatten mit der Sache zu tun, weil es um ein städtisches Grundstück ging, das der Verein benötigt hätte. Ich habe in einem Gespräch mit Herrn Schwaiger kritisch hinterfragt, warum er als Kärntner hier in Dornbirn investieren möchte. Er hat zwei Stunden geredet, und ich bin mit einem seltsamen Gefühl aus diesem Gespräch hinausgegangen. Das war’s.