Eine Winterrunde am Tannberg

Wanderführer Hertha Glück und Gerhard Vylet nutzen den schneereichen Frühling und erfreuen sich bei einer Winterwanderung am Hochtannberg an der Landschaft.
Ob mit dem Bus oder dem eigenen Auto, die Anreise nach Hochkrumbach auf den Hochtannberg nimmt einige Zeit in Anspruch. Dafür erlebt man bei einer Wanderung durch die malerisch verschneite Landschaft einen herrlichen Tag im Gebirge. Bis Mitte April kann man dem Schneevergnügen noch frönen, ehe dort die Saison zu Ende geht.
Auf den Simmel
Die Bushaltestelle direkt beim Gasthaus Adler ist der perfekte Startpunkt für diese Tour. In der Mitte der Passhöhe ragt der Simmel auf. Der Hügel lohnt diese ersten circa 90 Höhenmeter allemal. Auf dem gut präparierten Winterwanderweg erreicht man zuerst die kleine Kapelle und danach den Aussichtspunkt beim Kreuz. Das Weltfriedenskreuz wurde vor 42 Jahren am fünften September 1982 auf der Hügelkuppe des Simmels oberhalb der Simmel-Kapelle aufgestellt. Seither wird jedes Jahr im Oktober eine Friedensmesse beim Kreuz abgehalten. Im Blick nach Westen zu Saloberbahn, Kalbelesee und dem hügeligen Ausläufer des Falkenkopfs ist der erste Teil der Wanderung im Überblick zu sehen. Im Osten schaut man hinunter zur Jägeralp und auf den dahinter aufragenden Biberkopf. Derselbe Weg bringt einen wieder zur Abzweigung, ab der man links hinauf zur Passhöhe kommt.

Bei der Saloberbahn quert man den Parkplatz und geht rechts vom Kalbelesee über die Ebene auf das Chörberchreuz zu. Dabei überschreitet man den Abfluss des Sees, der zur Bregenzerach fließt. Auf den als Witlichöpf bezeichneten Hügeln gewinnt man wieder an Höhe. Dabei sind in Marschrichtung vorerst nur die Spitzen der umliegenden Berge zu sehen. Am höchsten Punkt angelangt, blickt man auf die hochaufragende Nordwand der Juppenspitze, hinter der die Mohnenfluh noch zu sehen ist. Links daneben reihen sich Butzenspitze, Braunarlspitze, Hochberg und Rothorn zu einer imposanten Bergsilhouette.
Hinunter zum Körbersee
Hier oben trifft die Skipiste auf den Wanderweg, die den kurzen, aber steilen Abstieg zum Körbersee begleitet. Der See liegt etwas unterhalb des Berghotels vielleicht noch unter Schnee verborgen. Beeindruckend ist auch die hinter dem See aufragende Karstmulde mit den Zirbenwaldresten. Der Rückweg ist bekannt, beschert aber eine neue Blickrichtung. Oben angekommen, ist links die markante Hochkünzelspitze, geradeaus der Kamm von der Höferspitze zum Widderstein zu sehen. Auf den Hügeln schwingt sich der Weg rechts hinunter zum Kalbelesee. An dessen Hangseite haben die Wasserzuläufe Schneespalten geschaffen, in denen der Schnee leuchtet. Kurz darauf kommt man der Welt des Skisports nahe.

An den Gebäuden und dem Sammelpunkt der Skischulen führt der Weg an der Talstation des Saloberjet-Lifts vorbei Richtung Jägeralpe. Ab dem Kuchllift ist die Kapelle wieder zu sehen. Weiter unten, vor den ersten Häusern, gelangt man zur Ebene, dem Wasaried. Die Schneedecke ist auch hier von den Bächen der Moorlandschaft aufgebrochen worden. Mit dem letzten Anstieg dieser Tour wird der Simmel ganz umrundet. Der planierte Weg führt auf dem alten Saumpfad zum Pass. Auf diesem Weg wurde das Salz aus Hall in Tirol von Trägern in den hinteren Bregenzerwald und ins Große Walsertal gebracht. Auch im Gasthof Adler sind alte und moderne Zeiten vereint. Dort kann man sich nach der Wanderung kulinarisch mit einem Kaiserschmarren verwöhnen, bevor einen Bus oder Auto zurück ins Tal bringen.
Kurzbeschreibung
Besonderes: Man wandert auf dem Weg der Lastenträger, zauberhafte Winterlandschaft.
Anforderung und Gehzeit: Es sind insgesamt circa vier Stunden Gehzeit und circa 330 Höhenmeter im Auf und Ab des Wegverlaufs.
Markierungen: pink
Charakter der Wege: planierter Winterwanderweg
Kultur und Natur: Hochtannbergpass, alter Säumerweg, Simmel-Kapelle, Gasthof Adler, Weltfriedenskreuz, Kalbelesee, Körbersee
Anziehen und Mitnehmen: Wanderkleidung je nach Witterung, je nach Schneeverhältnissen Schneeschuhe oder Grödel, Sonnencreme und Sonnebrille
Einkehrmöglichkeiten: bei Start und Ende Gasthof Adler, unterwegs bei Salober-Talstation, am Körbersee und Jägeralpe
Start und Ende: Hochtannbergpass Hotel Adler, Buslinien 852 Haltestelle „Gasthaus Adler“, letzter Bus 17.34 Uhr
Unter einem besonderen Patron

Die Kapelle Hl. Jakobus am Simmel wurde bereits 1550 urkundlich erwähnt. Sie ist dem auf Spanisch „Santiago“ genannten Heiligen geweiht. Unter anderem ist er Schutzpatron der Lastenträger, Pilger und Wallfahrer. Zur Pfarre Lech gehörend, wurde die Kapelle 1678 zur Kaplanei und nach dem Neubau 1681/82 im Jahr 1687 zur eigenständigen Pfarrkirche erhoben. Damit war sie einst die höchstgelegene Pfarrkirche Vorarlbergs. Weitere Umbauten folgten: im Jahr 1719 der Turm, 1730 die Sakristei und 1781 das Widum östlich der Kirche. Letzteres wurde 1917 abgetragen, ist aber noch auf alten Fotografien zu sehen. 1867 wurde die Kirche wieder in die Pfarre Warth eingegliedert, nachdem sie gut zehn Jahre nicht mehr besetzt war. Seither wird sie auch wieder als Kapelle bezeichnet. Bau und Erhebung zur Pfarrkirche fallen in jene Zeit, als Hochkrumbach mit circa 70 Personen die höchste Einwohnerzahl hatte. Das kärgliche Leben führte zur fast gänzlichen Abwanderung. Am dritten Juli 1884 schlossen sich die Gemeinden zu „Warth-Hochkrumbach“ zusammen, welches seit November 1924 Warth heißt.
Der Gasthof Adler war um 1900 das einzige ganzjährig bewohnte Haus in Hochkrumbach. Doch die Geschichte dieses Gasthauses reicht bis ins Jahr 1713 zurück. Damals wurde der erste Gasthof an seiner heutigen Stelle errichtet. 1914 beginnt die Geschichte des heutigen Gasthofs beziehungsweise Hotel Adler mit einem Brand. Das vormalige Gebäude wurde ein Raub der Flammen. Dem aufkommenden Tourismus entsprechend wurde das Gebäude über die Jahre den Ansprüchen der Zeit angepasst. Heute präsentiert es sich als eine Gaststätte, in der sich Tradition und Moderne auf positive Art verbinden.
Passstraße

Der Winterwanderweg verläuft wie der alte Saumweg von der Jägeralpe zur Passhöhe. Die erste Straße durch den Bregenzerwald, die L 200, wurde ab 1901 bis Schröcken gebaut. Ab 1912 wollte man die Straße bis Warth verlängern. Wie auf alten Karten zu sehen ist, wurde bereits in den 1930er-Jahren der Abschnitt von Warth bis zum damaligen Zollhaus gegenüber vom Gasthof Adler gebaut, erst anfangs der 1950er-Jahre die weitere noch heute bestehende Verbindung nach Schröcken.
Quellen: warth-schroecken.at; hoteladler.at; Dehio Vorarlberg, Verlag Anton Schroll & Co., 1983; Karten: Alpenvereinskarte 3/2 Lechtaler Alpen; Winterwanderwege und Loipen, Warth Schröcken Tourismus