Was bleibt ist ein Stück hartes Brot

Der Feldkircher Bürgermeister Wolfgang Matt tritt heute zurück. In seiner fünfjährigen Amtszeit sind viele wichtige Themen liegen geblieben. Ein Kommentar.
In Feldkirch gibt Wolfgang Matt heute Abend nach fünf Jahren sein Amt als Bürgermeister ab. Wie in solchen Fällen üblich, hat die NEUE das scheidende Stadtoberhaupt um ein Bilanzinterview gebeten. Leider wollte Matt dafür nicht zur Verfügung stehen.
Stattdessen präsentierte er den Bürgerinnen und Bürgern im Feldkircher Anzeiger, worauf er als Bürgermeister besonders stolz ist: Ausbau der Schulen, Klimaschutzprojekte, Ausstattung der Feuerwehren und Hochwasserschutz. Das sind also die Highlights? Alles Sowieso-Projekte, die entweder aufgrund gesetzlicher Verpflichtungen endlich umgesetzt werden mussten oder nicht zuletzt wegen der spürbaren Folgen des Klimawandels unumgänglich sind. Klar, die Projekte wurden operativ gut umgesetzt – aber das ist der Verdienst einer (noch) gut aufgestellten Verwaltung. Noch, weil im Feldkircher Rathaus in den letzten Jahren eine enorme Fluktuation zu verzeichnen war.
Kein Dank an Vereine
Aber indirekt sagt es Matt in seiner Kolumne „Aus dem Rathaus“ ohnehin selbst: Viele wichtige Themen sind liegen geblieben, vieles wurde stiefmütterlich behandelt, viele Interessen zu wenig berücksichtigt. Es ist schon bezeichnend, wenn ein Bürgermeister in seinem letzten Statement nicht wenigstens die Gelegenheit nutzt, dem Ehrenamt zu danken und dieses zu würdigen. Natürlich leisten die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, auf die Matt in seiner Kolumne hinweist, unglaublich wichtige Arbeit. Aber es gibt in Feldkirch auch viele Vereine, die die Gesellschaft zusammenhalten und vor allem im Jugendbereich unschätzbare Arbeit leisten.
Das harte Brot
Von der „Ära“ Matt werden vor allem die negativen
Highlights in Erinnerung bleiben: Eines davon ist der Sager zum „Harten Brot“, der ihm im ZIB-2-Interview mit Armin Wolf im Zuge seines Vordrängelns bei einer Corona-Impfung herausrutschte. Zu viel hartes Brot hat Matt wohl auch im Umgang mit seinen Mitmenschen hart gemacht. Er gilt als wenig einfühlsam im Umgang mit Andersdenkenden. Wer ihn kritisierte, hatte es schwer – auch innerhalb der Partei. Ein Verhalten, mit dem der Bürgermeister auch potenzielle Nachfolger vergrault haben dürfte. Apropos:
Amtsübergabe in letzter Minute
Nicht vorgedrängt hat sich Matt hinsichtlich der nun anstehenden Amtsübergabe. Diese hat er zwar mehrfach angekündigt, nun aber quasi auf den letzten Drücker vollzogen. Ob mit oder ohne Intervention der Landespolitik, sei dahingestellt. Dem Vernehmen nach wollte er noch länger bleiben. Besser spät als gar nicht, könnte man in diesem Fall sagen.
Nachfolger muss aufräumen
Manfred Rädler, der heute zum neuen Bürgermeister gewählt wird, hat es deutlich leichter als Matt, der 2019 in die großen Fußstapfen des langjährigen Bürgermeisters Wilfried Berchtold trat. Rädler kann es nur besser machen. Wie, das wird sich zeigen. Denn es wird nicht einfach sein, den Scherbenhaufen, den Matt nun hinterlässt, aufzuräumen. Ich würde es den Feldkircherinnen und Feldkirchern jedenfalls von ganzem Herzen wünschen – und allen politisch Tätigen, die sich redlich für die Montfortstadt einsetzen.