Ein großer Lupf für eine kleine Gemeinde

Die Bregenzerwald-Gemeinde Mellau nimmt den Neubau des Gemeindeamts in Angriff. Derzeit läuft ein großer Architektenwettbewerb.
Dass die vom Tourismus geprägte Bregenzerwald-Gemeinde Mellau auch ein Händchen für ausgezeichnete Architektur und Baukultur hat, zeigt das 2018 eröffnete Gemeindezentrum. Wo früher Autos geparkt wurden, stehen nun zwei moderne Gebäude, die sich gemeinsam mit dem Bestand um einen neuen Dorfplatz gruppieren. Das Gebäudeensemble – geplant von Dorner/Matt Architekten und ausgezeichnet mit dem Vorarlberger Holzbaupreis – umfasst einen Mehrzwecksaal mit Foyer und Tiefgarage, ein Musikprobelokal sowie einen Kindergarten.
44 Entwürfe eingereicht
Nun folgt sozusagen der zweite Streich – denn auch das angrenzende Gemeindeamt soll neu gebaut werden. Ein entsprechender Architektenwettbewerb wurde Anfang März ausgeschrieben. Das Interesse an der Bauaufgabe sei sehr groß, berichtet Bürgermeister Tobias Bischofberger auf NEUE-Anfrage. Beim Hearing waren 60 Architektinnen und Architekten anwesend. Die Einreichfrist ist bereits abgelaufen, 44 Büros haben laut Bischofberger ein Projekt eingereicht. Derzeit läuft die Vorprüfung, juriert werden die Arbeiten am 18. und 19. Juli. Das Preisgeld beträgt insgesamt 64.000 Euro, der Sieger erhält 19.400 Euro.
„Das Interesse am Wettbewerb ist sehr groß. Es wurden 44 Projekte abgegeben. Ich bin überzeugt, dass wir am Ende die beste Lösung bekommen.“
Tobias Bischofberger, Bürgermeister

Wenn alles nach Plan läuft, wird das rund 60 Jahre alte Gebäude im dritten Quartal nächsten Jahres abgerissen. Eine Sanierung des „damals weitsichtig geplanten Kommunalbaus“ sei nicht mehr sinnvoll, sagt der Bürgermeister.
In zwei Jahren Bauzeit soll an gleicher Stelle ein Neubau entstehen. Neben dem Gemeindeamt werden darin auch die Verwaltung des Krankenpflegevereins, die neu gegründete Finanzverwaltung Hinterer Bregenzerwald, eine öffentliche Bücherei, ein Veranstaltungssaal und zwei Notwohnungen Platz finden. Die Fertigstellung ist laut Ausschreibungsunterlagen für das dritte Quartal 2027 geplant.
Fünf Millionen Euro
Der Neubau, der in Holzbauweise erfolgen soll, wird die Gemeinde finanziell fordern. Man rechnet mit Nettobaukosten von fünf Millionen Euro. „Das ist für eine so kleine Gemeinde wie Mellau schon ein großer Lupf“, sagt Bischofberger. Um die Kosten zu stemmen, muss die Gemeinde einen Kredit aufnehmen. Der Bürgermeister spricht von einer „Investition in die Zukunft“ – und ist überzeugt, im Zuge des offenen Architektenwettbewerbs „die beste Lösung“ für den Ort zu bekommen.
Pläne für ein neues Gemeindeamt gibt es in der Gemeinde nicht erst seit gestern. Die ersten Überlegungen reichen mehr als zehn Jahre zurück. Als erstes wurde jedoch nicht das Amtsgebäude, sondern der Dorfsaal und der Kindergarten realisiert. „Das dörfliche Zusammenleben hatte zu Recht Vorrang“, erinnert sich Bischofberger.
Vorbereitungen
Vor zwei Jahren nahm die Gemeinde das aktuelle Projekt in Angriff. Zunächst wurde eine ortsplanerische Studie in Auftrag gegeben – mit dem Ziel, die großräumigen Entwicklungspotenziale im Ortskern zu diskutieren und damit die Grundlage für einen neuen Architekturwettbewerb zu schaffen. Das Untersuchungsgebiet umfasste den Dorfplatz inklusive Kirche sowie den Kreuzungsbereich beim Hotel Bären bis zum Feuerwehrhaus. In diesen Prozess wurden neben Fachplanern auch Nachbarn und Grundstückseigentümer eingebunden. Die erarbeiteten Überlegungen mündeten dann in einen Bebauungsplan für den Zentrumsbereich. In diesen Prozess waren wiederum die Raumplanungsabteilung und der Gestaltungsbeirat des Landes eingebunden. Den vorläufigen politischen Abschluss fand das Projekt mit dem einstimmigen Gemeinderatsbeschluss im Dezember 2023.
