Eine schwere Last

Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen ist eines der drängendsten Gesundheitsprobleme unserer Zeit. In Österreich sind rund 250.000 Kinder und Jugendliche übergewichtig, 40.000 davon adipös. Auch in Vorarlberg sind die Zahlen alarmierend: 17,8 Prozent der Schüler zwischen 6 und 15 Jahren sind übergewichtig oder adipös, bei den 14-Jährigen fast jeder Dritte.
Diese Zahlen zeigen, dass Übergewicht längst nicht nur ein individuelles Problem ist – es ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Doch anstatt aktiv zu werden, bleibt die Gesellschaft oft passiv. Schulen haben oft keine ausreichenden Einrichtungen, um Bewegung zu fördern, und die Versorgung mit gesunden Lebensmitteln lässt zu wünschen übrig.
Übergewichtige Kinder werden häufig gemobbt und im Sportunterricht ausgeschlossen. Dabei ist Adipositas von der WHO als chronische Krankheit anerkannt. Stigmatisierung und Schuldzuweisungen verschärfen die Situation. Diese Kinder entwickeln nicht nur körperliche Probleme, sondern leiden dann auch seelisch.
Vorzeigeland Frankreich
Frankreich ist ein positives Beispiel dafür, dass staatliches Handeln eine Wirkung haben kann. Dort wurde der Konsum zuckerhaltiger Getränke durch eine Zuckersteuer in nur zwei Jahren um 33 Prozent gesenkt. Bildungskampagnen und die Zusammenarbeit mit der Lebensmittelindustrie haben ebenfalls geholfen, die Zahl übergewichtiger Kinder zu senken. Auch Österreich könnte von solchen Maßnahmen profitieren. Österreich hinkt hier deutlich hinterher. So wird etwa die tägliche Turnstunde erst 2034 bundesweit eingeführt.
Viele Kinder verbringen zu viel Zeit vor Bildschirmen und konsumieren ungesunde Snacks und zuckerhaltige Getränke. Deren ständige Verfügbarkeit – oft direkt in der Schule – macht es den Kindern schwer, gesunde Entscheidungen zu treffen.
Schulen, Eltern und die Politik müssen zusammenarbeiten, um langfristig das Wohl der Kinder – und damit unserer Zukunft – zu sichern.
Eltern in der Verantwortung
Die Verantwortung darf jedoch nicht allein bei den Schulen liegen. Wenn es um die Ernährung und Bewegung der Kinder geht, kommt naturgemäß den Eltern eine zentrale Rolle zu. Experten wie Kurt Widhalm, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde sowie Präsident des Österreichischen Akademischen Instituts für Ernährungsmedizin, betonen, dass eine Ernährungsumstellung ein langsamer, aber notwendiger Prozess ist. Er sagt, Eltern müssten verstehen, dass es nicht darum geht, den Kindern das Schnitzel oder die Süßigkeiten komplett zu verbieten, sondern sie für gesündere Alternativen zu sensibilisieren. Ohne die Eltern wird es deshalb schwer bis unmöglich, nachhaltige Verbesserungen zu erreichen.
Die aktuellen Zahlen sind besorgniserregend, aber es ist noch nicht zu spät, um gegenzusteuern. Schulen, Eltern und die Politik müssen zusammenarbeiten, um langfristig das Wohl der Kinder – und damit unserer Zukunft – zu sichern. Präventionsprogramme, die sowohl Bewegung als auch Ernährung abdecken, sind entscheidend. Wir müssen Kindern helfen, gesunde Gewohnheiten zu entwickeln, statt sie für ihre Probleme zu stigmatisieren.