Tiefe Krise in der SPÖ Feldkirch: Rücktritt, Abgänge und Ratlosigkeit

Der Rücktritt von Elias Wehinger stürzt die SPÖ Feldkirch in eine existenzielle Krise. Ohne Nachfolger, mit internen Spannungen und einer schrumpfenden Kandidatenliste droht der Partei bei den bevorstehenden Wahlen der politische Bedeutungsverlust.
Die SPÖ Feldkirch steht dreieinhalb Monate vor den Gemeindevertretungs- und Bürgermeisterwahlen vor einem politischen Fiasko. Nach dem angekündigten Wechsel von Stadtvertreter Karl Selig zu den Grünen sorgte in der Nacht auf Freitag der Rücktritt des Stadt- und Bezirksparteivorsitzenden Elias Wehinger für den nächsten Paukenschlag. In einer Mitteilung auf Instagram und Facebook erklärte er um 0:19 Uhr, dass er nicht mehr als Vorsitzender und auch nicht als Spitzenkandidat zur Verfügung stehe.
“Bereichernde Zeit”
Wehinger begründete seinen Rücktritt mit persönlichen Überlegungen. Er wolle sich auf seine berufliche Weiterentwicklung konzentrieren, ein Studium aufnehmen und mehr Zeit für Familie und Freunde finden. Rückblickend sprach er von einer „bereichernden Zeit“, betonte jedoch, dass er sich künftig auf andere Prioritäten fokussieren wolle. Der SPÖ will Wehinger weiterhin als Mitglied und “insbesondere als Vorsitzender der Jungen Generation” verbunden bleiben.

Führungsstil sorgte für Spannungen
Hinter den Kulissen zeichnet sich jedoch ein anderes Bild ab: Innerhalb der Stadtpartei brodelt es offenbar schon länger. Selig bestätigt im NEUE-Gespräch, dass er aus Unzufriedenheit über Wehingers Führungsstil aus dem Stadtparteivorstand ausgetreten ist und bei der nächsten Wahl für die Grünen antreten wird. “Er pflegte keinen guten politischen Stil. Er war überfordert und meiner Meinung nach einfach zu jung”.
Auch das zweite Stadtvertretungsmitglied, Markus Unterhofer, soll laut Insidern nicht mehr für eine Kandidatur zur Verfügung stehen. Ein weiteres Fraktionsmitglied, Sophia Berkmann, hat kürzlich den Wohnort gewechselt. Damit steuert die Fraktion ohne klare Führung und einem zunehmend ausgedünnten Team auf die Gemeindewahlen zu.
Wer folgt nach?
Wer seine Nachfolge an der Spitze der Stadt- und Bezirkspartei übernehmen könnte, ließ Wehinger in seinem nächtlichen Schreiben unbeantwortet. Die stellvertretende Stadtparteivorsitzende und Frauenvorsitzende, Stefanie Matei, derzeit in Mutterschutz, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Todestag von SPÖ-Urgestein Baschny jährt sich heute
Während die SPÖ mit internen Querelen und personellen Abgängen kämpft, jährt sich heute der Todestag von Brigitte Baschny, die viele Jahre als feste Größe in der Feldkircher Stadtpolitik galt. Die Juristin und Sozialdemokratin prägte die politische Arbeit der Partei durch ihr Engagement für soziale Gerechtigkeit und Frauenpolitik. Mit ihrem Leitsatz „Wo es Stärkere gibt, auf Seiten der Schwächeren sein“ war sie nicht nur in der Stadtvertretung, sondern auch in der SPÖ-Bundeskontrolle und als Klubobfrau ein Vorbild. Baschny hinterließ nicht nur politisch, sondern offenbar auch menschlich eine große Lücke – eine Lücke, die sich in der aktuellen Krise der SPÖ Feldkirch besonders deutlich zeigt.