Gutes Wetter als Weihnachtswunsch

Der gebürtige Dornbirner Thomas Bereuter (36), der im Wohnhaus der Lebenshilfe in Hard lebt, hat das NEUE-Titelbild für den Heiligabend gezeichnet.
Thomas Bereuter ist aufgeregt. Der Besuch der NEUE an seinem Arbeitsplatz im Artelier der Lebenshilfe in Lustenau ist für ihn ein sehr emotionaler Moment. Der 36-Jährige, der im Rollstuhl sitzt, hat das Bild gemalt, das am Heiligabend auf dem Titelblatt der NEUE Vorarlberger Tageszeitung zu sehen ist. Es zeigt ihn selbst mit einem Christbaum, um den eine Lichterkette gewickelt ist. Unter dem Baum liegen liebevoll verpackte Geschenke.
Geburtstag gefeiert
Ende November hat Thomas Bereuter Geburtstag gefeiert. Da ist er ins Gasthaus essen gegangen, erzählt er. Geboren wurde er 1988 in Dornbirn, wo er mit zwei Brüdern und zwei Schwester aufgewachsen ist. Schon mit 18 Jahren zog er zuhause aus. Er lebt im Wohnhaus der Lebenshilfe in Hard, wo es ihm sehr gut gefällt, wie er erzählt. Jeden Montag aber fährt er ins Artelier der Lebenshilfe in Lustenau, jene Einrichtungen, in denen die Kreativität von Menschen mit Behinderungen gefördert wird und wo sie sie ausleben können. Thomas Bereuter ist bei seiner Fahrt nach Lustenau nicht auf andere angewiesen. Er kann sie selbstständig mit dem Landbus bewerkstelligen.

Zeichnen und malen tue er sehr gern, erzählt er. Für ein Werk hat er auch schon mal einen Preis gewonnen. Seine Motive findet er in seinem Leben. Er zeichnet, was er am Wochenende getan hat oder was er im Alltag erlebt hat. Die Bilder beschriftet er auch dementsprechend bzw. beschreibt er mit Worten, was zu sehen ist. Warum diese Motivwahl? „Damit die Leute wissen, was ich getan habe“, lautet seine Begründung.
Nutella und Cola
Seine Freizeitaktivitäten hängen vom Wetter ab. Ein Ausflug an den See oder Eis essen, mag er gern. Regen und Kälte weniger, auch weil er da immer so viel anziehen muss. Deshalb ist ihm auch der Sommer lieber als der Winter. Ziemlich originell sind seine Lieblingsspeisen: Nutella und Cola. Was er erstaunlicherweise allerdings nicht mag, sind Süßspeisen. „Er hat schon mal gesagt, wenn es Kaiserschmarren gibt, geht er heim“, erzählen Claudia Katz und Johanna Isenberg, die als Assistentinnen im Artelier arbeiten. Was er wiederum liebt, ist Pizza und die isst er am liebsten in der Pizzeria.

Ein großes Hobby von Thomas Bereuter ist das Klettern. Das musste er leider einstellen, weil die damalige Betreuungsperson nicht mehr zur Verfügung steht. Seither hofft er, dass er wieder jemand findet, der mit ihm klettern geht und ihn dabei unterstützt. Interessierte können sich gern im Wohnheim in Hard oder im Artelier in Lustenau melden. Der Kontakt mit anderen Leuten und auch die Höhe sind es, die ihn beim Klettern faszinieren, erklärt er.
Im Wohnhaus in Hard komme er mit allen gut aus, sagt der 36-Jährige, der auch in einer Werkstätte der Lebenshilfe arbeitet. Dort und auch im Wohnhaus erledigt er Botengänge, nicht zuletzt, weil auch Einkaufen zu seinen Hobbys gehört.

Farbe Blau. Wenn Thomas Bereuter montags im Artelier ist, ist er viele Stunden am Zeichnen und Malen, am liebsten mit Holzfarben. Auf seinem Tisch liegt daher auch eine große Schachtel mit den verschiedensten Farben. Dabei hat er eine absolute Lieblingsfarbe: „Blau.“ Eine Farbe, die auch sein Rollstuhl hat. Beim Arbeiten macht er zunächst Skizzen und malt dann erst mit Farbe aus. Manchmal arbeitet er auch mit Kohlestift.
Der Dornbirner fotografiert auch gerne mit dem Handy. Lieblingsmotive sind seine kleine Nichte und sein kleiner Neffe, deren Fotos er dann im Artelier zeigt. Ein Bild mit seiner Nichte auf seinem Schoß ist auch das Hintergrundbild seines Handys.

Neben Thomas Bereuter sind an diesem Montag noch einige andere Menschen im Raum am Malen. Sechs bis acht sind es normalerweise, erzählt Isenberg. In der Regel sind die einzelnen Personen jeweils an einem Tag in der Woche da. Neben dem Fördern der Kreativität dienen die Arteliers auch als eine Art Ruheraum.
Nachdem es dort ziemlich leise ist, kommen auch Menschen, die Ruhe und Entspannung brauchen – und dann vielleicht nur einen Strich am Tag machen. „Wir versuchen, die Menschen dort abzuholen, wo sie sind“, erklärt Isenberg.
Bilder aus den Arteliers sind immer wieder in Ausstellungen zu sehen. Dauerausstellungen der Werke gibt es unter anderem in einem Landeskrankenhaus, am Landesgericht und auch in anderen Einrichtungen.
Kühlschrank für die Cola
Auf Weihnachten freut sich Thomas Bereuter. Wie er die Feiertage genau verbringen wird, weiß er noch nicht. Bestimmte Wünsche hat er nicht, nur einen: „Gutes Wetter, damit ich nicht den Regenmantel anziehen muss.“ Einen weiteren Wunsch gibt es aber doch, wie Katz erzählt: „Einen eigenen Kühlschrank im Wohnhaus – damit er seine Cola reinstellen kann.“ Anscheinend schaut es gut aus, dass dieser Wunsch heute Abend erfüllt wird.