Nacktschnecken erwischt es leider nicht

Wie sich die wochenlange Kälte auch im Tal auf die Pflanzen- und Tierwelt auswirkt, weiß Markus Nußbaumer von der Inatura.
Mittlerweile wird es wieder ein bisschen wärmer, aber der Frost war in den vergangenen Wochen auch im Rheintal ein Dauergast. Der Natur, den Pflanzen, hat das allerdings nicht geschadet und der Tierwelt ebenso kaum, weiß der Biologe und Fachberater der Inatura in Dornbirn Markus Nußbaumer. Aber der Reihe nach. „Niedrige Temperaturen sind prinzipiell eher ein Gegner von sogenannten Lästlingen“, erklärt der Fachmann. „Diese Kleinstlebewesen, darunter etwa Spinnen, Weberknechte oder auch Kellerasseln, drängt es dann ins Haus.“ Eine Erfahrung, die derzeit wohl in vielen Haushalte gemacht wird.

Für Vögel sei die Kälte aber kein großes Problem, was vor allem damit zu tun habe, dass keine Schneedecke liege, erläutert Nußbaumer. „Eine geschlossene Schneedecke wäre eher eine Herausforderung“, stellt er fest. Da kein Schnee liegt, würden Vögel auch jetzt etwa liegengebliebene Samen oder Insekten bei Kompostplätzen finden. „Dann gibt es auch noch viele Menschen, die Vögel füttern und das ist im Winter eine gute Sache“, sagt der Experte. Eine Sommerfütterung findet er hingegen eher problematisch.

Auch Kleinsäuger wie Marder oder Iltis könnten sich gut mit der Kälte arrangieren. „Die haben Verstecke und Nischen und gehen dann in der Dämmerung und in der Nacht auf die Jagd“, erklärt Nußbaumer. Mäuse, Vögel, aber auch Katzenfutter, das an manchen Orten draußen steht, gehören zu ihrer Beute. Eine Hoffnung muss der Experte zerstören. Nacktschnecken und deren Eier lassen sich durch Kälte leider nicht so einfach dezimieren. „Es kommt darauf an, wo sie sind. Wenn sie im freien Feld nur ein paar Zentimeter unter der Erde sind, gehen sie drauf. Aber das ist ein konstruierter Fall“, erläutert der Biologe. In der Realität würden sie sich eher im Komposthaufen befinden, wo es warm ist, oder an anderen gut geschützten Plätzen.

Die einst gültige Regel „umso kälter umso weniger Schädlinge oder Lästlinge“ gilt auch aus einem anderen Grund nicht mehr wirklich. „Früher gab es auch im Rheintal wochenlang Temperaturen von minus sechs bis minus zehn Grad“, sagt Nußbaumer. Die gebe es aber nicht mehr. Das führe dazu, dass immer mehr Insekten den Winter überleben würden. „Das wird in Zukunft eine Herausforderung, weil auch Arten überleben, die es bisher nicht geschafft haben.“ Viele Blattlausarten oder die Grüne Reiswanze, die noch keine natürlichen Feinde hat, nennt er da als Beispiele.

Für Pflanzen ist die Kälte so lange kein Problem, so lange sie keine Blüten haben. Blüten, etwa die von Obstbäumen, reagieren bekanntlich empfindlich auf Frost. „Manche brauchen den Frost aber sogar als Initialzündung zum Durchstarten“, informiert Nußbaumer, etwa die Frühblüher.
Bei Minustemperaturen sind Pflanzen und Bäume in einer Art Winterstarre, einer Winterruhe und „die halten das ganz gut aus“. Das ist auch bei Neophyten, also invasive Pflanzenarten, wie dem Drüsigen Springkraut oder dem Japanknöterich der Fall. „Die erfrieren leider auch nicht“, stellt der Biologe fest. Am ehesten würden die niedrigen Temperaturen noch der hochallergenen Ambrosia (Regweed) zusetzen. Die sei allerdings in Ostösterreich viel stärker verbreitet als hierzulande. Mit steigenden Temperaturen könnte sich aber auch das ändern.