„Es ist ein Haus, das sehr viel Seele hat“

Rund 80 Veranstaltungen werden im Jugend- und Bildungshaus St. Arbogast im Frühjahr und Sommer angeboten.
Mit ein wenig Stolz und großer Freude präsentiert Daniel Mutschlechner, Geschäftsführer des Jugend- und Bildungshauses St. Arbogast, das diesjährige Frühjahrs- und Sommerprogramm des Hauses. Rund 80, recht unterschiedliche Veranstaltungen werden von März bis August in der Einrichtung in Götzis stattfinden. Grundsätzlich sind es aber zwei Stränge, in die sich das Programm einordnen lässt.
Da geht es einmal um individuelle Persönlichkeitsentwicklung und auf der anderen Seite um Gesellschaftsverbesserung, erklärt Mutschlechner, oder grob gesagt um „Ich“ und „Wir“. Was können wir tun, damit die Beziehungen in unserer Gesellschaft wieder besser werden, ist eine der Fragen, die da gestellt werden. Dazu ist etwa im März die Kulturwissenschaftlerin Judith Kohlenberger zu Gast, die über „Die Macht der Zivilgesellschaft“ in der Zeitenwende sprechen wird.

Arbogast ist allerdings nicht nur Veranstalter, sondern auch ein professionelles Seminarzentrum für Unternehmen, Verbände, Vereine und andere, betont Mutschlechner – vor allem seit das Haus vor gut zwei Jahren generalsaniert wurde. 60 Zimmer zum Übernachten, zwei Veranstaltungssäle und zehn Seminarräume gibt es. „Es ist ein Haus, das sehr viel Seele hat“, sagt der Geschäftsführer – nicht zuletzt, da dort viele unterschiedliche Menschen beisammen sind. Da können Chormitglieder auf Schulklassen und Firmenmitarbeiter und Vortragsbesucher treffen.
Jährlich sind es an die 25.000 Besucherinnen und Besucher jeden Alters, die zu Eigen- oder Fremdveranstaltungen nach Arbogast kommen. An die 50.000 Mahlzeiten werden zubereitet. Essen gehen kann dort jeder und jede, allerdings sollte früh genug angerufen werden, ob noch ein Platz ist, informiert Mutschlechner. Bis zu 150 Menschen haben im Restaurant Platz. „Kaffee und Kuchen gibt es aber immer.“

Das Eigenprogramm reicht indes von mehrtägigen Seminaren bis zu Vorträgen. ORF-Journalist Tarek Leitner wird etwa Ende April einen Abend gestalten, in dem er auf die „Augenblicke der Republik“ eingeht. Heuer sind mehrere Jubiläen: 80 Jahre Zweite Republik, 70 Jahre Staatsvertrag und 30 Jahre EU-Mitgliedschaft. Mutschlechner hofft, dass es da auch zu Diskussionen kommt. Und: „Die Referenten übernachten häufig bei uns und dann kommt es oft noch an der Bar zu Gesprächen mit den Gästen.“
„Wir möchten mit den Leuten ins Gespräch kommen“, betont der Geschäftsführer, auch und gerade dann, wenn unterschiedliche Ansichten da sind. Ein Programmpunkt könnte da der Vortrag und das Gespräch mit der Psychologin und Leiterin der Bundesstelle für Sektenfragen Ulrike Schiesser Ende März sein. Dabei geht es um den „Umgang mit Fanatismus und Verschwörungsglaube“.

„Die Wahrung einer liberalen Demokratie mit kritischen Medien, das europäische Denken und ein gutes Zusammenleben trotz unterschiedlicher Meinungen sind uns ein großes Anliegen“, sagt Mutschlechner. Gesellschaftspolitische Themen sind aber nicht nur Bestandteil des Programms des Hauses, sie liegen dem Geschäftsführer auch persönlich am Herzen. „Ich hoffe, dass die Menschen auch kritisch ins Gespräch kommen. Das muss man aushalten.“
Träger der Einrichtung ist die Diözese Feldkirch. Inhaltlich gibt es von dort aber keine Vorgaben. „Der Bischof ruft mich nicht an, um mir zu sagen, was wir machen sollen“, sagt Mutschlechner mit einem Grinsen. Und weiter: „Durch unsere Offenheit kommen auch Leute, die mit der Kirche nichts zu tun haben“. Der Mensch werde in Arbogast als Ganzes gesehen und nicht in seiner Funktion oder Stellung. Eine Vielfalt spiegle sich auch in den knapp 50 Personen wider, die im Haus arbeiten und aus verschiedenen Ländern kommen würden.
„Der Bischof ruft mich nicht an, um mir zu sagen, was wir machen sollen“
Daniel Mutschlechner,
Geschäftsführer Arbogast
Mutschlechner weist dann noch auf eine neue Veranstaltung hin: einen zweitägigen Food Campus im Juni, der gemeinsam mit Vorarlberg Tourismus und Slow Food Vorarlberg organisiert wird. Der Geschäftsführer beschreibt es als „Bewusstseinsbildung für zukunftsfähige Ernährung“. Vorträge, Gespräche, Workshops aber natürlich auch Verkostungen bilden die Programmpunkte. Mit dabei ist etwa die Journalistin und Kochbuchautorin Katharina Seiser. Auch die Tage der Utopie finden heuer im April in Arbogast wieder statt.

Gianmaria Gava
„Singen und Stille“ ist indes der Titel eines Wochenend-Seminars im Juni mit dem Trompeter und Komponisten Markus Stockhausen. „Offen, gastfreundlich und trotzdem nicht beliebig“, beschreibt Mutschlechner Programm und Haus, mit einem „sehr differenzierten und nonkonformen Team, das sehr gut zusammenschafft“.
Und dann weist er noch auf das „Herzstück“ des Hauses hin: der neue Cafébereich mit den vielen Zeitungen. „Ein analoger Ort, der ein Gegenentwurf zu Sozialen Medien ist.“ WLAN gibt es aber natürlich auch dort. Denn „wir nützen die Vorzüge des Digitalen, aber es geht uns immer darum, dass Menschen sich wahrhaftig begegnen.“
Das genaue Programm ist unter www.arbogast.at zu finden.