Warum lebende Kaninchen als Osterüberraschung keine gute Idee sind

Viele Kinder träumen von hoppelnden Kaninchen als Osterüberraschung. Doch das Vorarlberger Tierschutzheim warnt: Kaninchen bringen große Verantwortung, die gut überlegt sein will.
Die Sonne scheint, Kaninchen hoppeln zwischen blühendem Löwenzahn durch das Gras und die Kinder spielen in der Wiese – solche Bilder ploppen derzeit wahrscheinlich bei manchen Familien in den Träumen auf. Schließlich wird das Wetter immer schöner und die Natur lädt ein, mehr Zeit draußen zu verbringen. Zusätzlich liegt das Kind schon ewig den Eltern mit Wünschen nach einem kleinen flauschigen Spielgefährten im Ohr. Weiters fehlt womöglich noch ein Ostergeschenk. Oft glauben Eltern dann, etwas Gutes zu tun, indem sie einem Heimtier ein neues Zuhause schenken.

Durch die Erfahrungen der vergangenen Jahre rechnen die Mitarbeiter des Vorarlberger Tierschutzheimes auch heuer wieder mit vermehrten Anrufen mit Anfragen nach Kaninchen in der nächsten Woche. Doch im Vorarlberger Tierschutzheim ist ab Montag für eine Woche Vermittlungsstopp für Kleintiere. Die Tierpfleger wollen nämlich verhindern, dass unüberlegt lebendige „Osterhasen“ verschenkt werden. Sie beobachten zwar, dass in den vergangenen Jahren die Menschen zunehmend für das Thema sensibilisiert werden, doch es besteht immer noch eine Nachfrage rund um Ostern, wenn auch eine geringere als noch früher.

Kurzfristige Begeisterung
Einen Monat nach Ostern oder spätestens wenn die Familien im Sommer in den Urlaub fahren oder vermehrt Zeit am See verbringen, landen immer noch Kaninchen wieder zurück im Tierheim. Und das Ziel des Vorarlberger Tierschutzheimes ist es, langfristig die Tiere zu vermitteln. „Wir sind kein Bazar. Tiere, die schon zwei, drei, vier Plätze hatten, müssen irgendwann mal ankommen und es muss wirklich passen“, erklärt Milohnic der schon 17 Jahre im Vorarlberger Tierschutzheim tätig ist. Die Begeisterung der Kinder währt leider teilweise nur kurz. Ein Kaninchen wird jedoch im Durchschnitt acht bis neun Jahre alt und kann sogar bis zu 14 Jahre alt werden. „Da ist das Kind schon lange aus der Volksschule raus und das Kaninchen will immer noch gefüttert werden und einen sauberen Käfig“, erklärt der Bregenzer.

Kinder in einem gewissen Alter könnten die Verantwortung noch nicht abschätzen. Deswegen müssten die Entscheidung zur Tieranschaffung bestens die Eltern treffen. „Die Arbeit wird zu einem hohen Prozentsatz ein Leben lang bei den Eltern bleiben“, erklärt der Tierpfleger. „Es nützt nichts, wenn die Kinder gerne ein Tier hätten, aber die Eltern Heuschnupfen haben.“

Kenntnisse erst gefordert
Milohnic und seine Kollegen vermitteln deswegen Kleintiere nur an Eltern, die auch selbst gerne ein flauschiges neues Familienmitglied hätten. Doch es darf kein Spontankauf sein. Erst müssen Allergien auf Staub, Heu, Gräser und Tierhaare abgeklärt werden. Auch braucht das Kaninchen Gesellschaft. Jedoch sind Kaninchen und Meerschweinchen entgegen des verbreiteten Glaubens keine Freunde – die gemeinsame Haltung ist sogar verboten. So ist erstmaliges Informieren vor der Anschaffung gefordert. Das ist nämlich nicht der einzige Irrglaube: Auch sind Kaninchen keine Anfänger- oder Kuscheltiere. Sie sind zwar soziale Tiere, jedoch untereinander – sie wärmen sich mit Körperkontakt, schützen sich und pflegen sich gegenseitig. Wenn ein Kaninchen im Wohnzimmer auf der Couch sitzt und sehr anhänglich ist, dann mache es dies nur aus Verzweiflung, erklärt der Milohnic. Etwa wenn ihm artgleiche Gesellschaft fehlt. Sie sind keine Kuschelgefährten. Denn sie mögen es nicht gerne, hochgehoben zu werden. Denn ihre einzigen Feinde kommen von oben – Greifvögel. Hin und wieder müssen sie natürlich trotzdem für gesundheitliche Kontrollen hochgehoben werden. Doch großteils dürfen Besitzer sie nur beobachten. „Das ist wie Fernsehen“, erzählt Milohnic begeistert.

Deswegen ist Ostern der falsche Zeitpunkt
Wenn diese Kriterien alle gegeben sind, ist Ostern trotzdem nicht der richtige Zeitpunkt, um Kaninchen aus dem Tierheim oder der Zoohandlung in den Garten zu holen. Derzeit hält der 41-Jährige nur Tiere von Züchtern mit Haltung im Freien für geeignet. Denn meist werden die Kaninchen zu Hause dann im Garten gehalten. Kaninchen aus dem Tierheim oder dem Zoohandel sind das aber meist noch nicht gewöhnt und könnten womöglich in kalten Nächten frieren. Dann droht eine Blasen- oder Nierenentzündung. Sie sollten daher erst nach dem letzten Frost an das Leben draußen gewöhnt werden. So können sie ein warmes Fell für den kommenden Winter entwickeln.

Geschenkalternativen
Doch es gibt auch Alternativen fürs Osternest. Etwa empfiehlt Milohnic Tierbücher über Kaninchenhaltung oder Literatur zum Bau von Gehege und Stall. Mit einem derartigen handwerklichen Projekt kann die Dauer der Begeisterung für die Fellpfoten auf die Probe gestellt werden. Auch sind Futterspenden oder eine Patenschaft der Kleintierstation im Tierheim möglich.
Offene Fensterfalle für Haustiervögel
Der Frühling hat begonnen, draußen ist das Wetter einladend mild. Wenn die Temperaturen nach oben klettern, ist es reizvoll, frische Luft und Sonne in die eigenen vier Wände zu lassen. Wer als Vogelhalter beim Lüften unvorsichtig ist, kann das jedoch schnell bereuen. Dann endet der Freiflug der Vögel in der Wohnung womöglich in der Natur. „Wir haben in den vergangenen Sommerferien 40 Vögel aufgenommen“, erzählt Tierpfleger Marco Milohnic vom Vorarlberger Tierschutzheim. Unter den Fundvögeln waren unter anderem Wellensittiche, Nymphensittiche, Zebrafinken. Für diese wird es in der freien Natur spätestens dann in den kühleren Jahreszeiten kritisch. Sie können den Winter nur schwer überleben, da sie täglich Futter brauchen. Außerdem haben die Vögel Fressfeinde. Katzen und Greifvögel, wie der Rotmilan, Sperber oder Falken, könnten ihnen zum Verhängnis werden. Es gibt zwar auch Wildpopulationen, das ist aber eine Ausnahme. Damit dies nicht passiert, heißt es: Vorhänge oder Käfigtüre zu!

Drei Fragen an Marco Milohnic
1. Wie unterscheiden sich Hasen von Kaninchen?
Marco Milohnic: Der Hase hat lange Ohren, eine lange Hinterhand und ist größer. Denn Hasen müssen sich auf ihren Hörsinn verlassen und schnell Haken schlagen können, wenn sie vor Feinden wegrennen. Der Hase kommt mit Fell und offenen Augen auf die Welt und sitzt meist alleine in einer Grube, einer Sasse. Er ist schon als Jungtier relativ selbstständig. Das Kaninchen kommt hingegen taub und blind und nackt zur Welt und meist haben sie im Gegensatz zu Hasen Geschwister. Kaninchen haben kürzere Ohren und kürzere Hinterläufe und sind kleiner, da sie in einem Bau leben.
2. Sind Hasen und Kaninchen miteinander verwandt?
Milohnic: Kaninchen und Hasen sind nicht genetisch miteinander verwandt. Zuhause halten wir Kaninchen. In freier Wildbahn kommen Hasen und Kaninchen vor.
3. Was muss ich bei der Haltung von Kaninchen beachten?
Milohnic: Kaninchen müssen in Gesellschaft leben. Gesetzliche Mindestmaße für die paarweise Haltung ist 120 mal 60 mal 50 Zentimeter. Jedes weitere Tier braucht zwanzig Prozent mehr Grundfläche. Sie vertragen keine feuchte Kälte und Zugluft und wollen sich bewegen. Die Behausung soll oben und nicht am Boden stehen. Kaninchen mögen gerne Heu und Löwenzahn, aber kein Gras. Gemüse mögen sie alles, was unter der Erde wächst. Auch fressen sie Zweige von Apfelbäumen oder Haselnusssträuchern.