Wandertipp: Bergsteigerdorf Grünau im Almtal

Hertha Glück und Gerhard Vylet besuchen die europäische Kulturhauptstadt – die Region Salzkammergut und entdecken auf einfachen Wanderungen das Almtal.
Viele Wanderungen bieten sich zu dieser Jahreszeit in Vorarlberg an. Manchmal locken aber auch etwas weiter entfernte Bergregionen mit interessanten Touren. Das zur Gemeinde Grünau gehörende Almtal mit dem Almsee ist so eine Gegend. Die Alm ist ein circa 50 Kilometer langer Fluss in Oberösterreich und entspringt als „Abfluss“ des Almsees, der am nördlichen Rand des Toten Gebirges liegt. Der Name bezieht sich auf „Albina“ (weiß = klares Wasser) und wurde 791 erstmals urkundlich dokumentiert. Wege entlang des Flusses laden dazu ein, dem Wasser zu folgen. Südlich vom Ort ragen der „Benn Nock“ und das „Spitzplaneck“ auf. Der Kasberg ist dahinter zu sehen. Um diese Gipfel zu erreichen, kann man beim Hochberghaus starten. Über den Rücken des Höhenzugs gelangt man auf einem von Blumen gesäumten Weg zur Sepp-Huber-Hütte. Etwa 400 Höhenmeter sind bei dieser etwa dreistündigen Blumenwanderung zu bewältigen. Für den Rückweg kann die Forststraße gewählt werden. Zusätzliche zwei Stunden und 245 Höhenmetern bringen einen auf den Gipfel des Kasbergs, jedoch das Spitzplaneck liegt näher.
Vom Jägersimmerl zum Seehaus
Etwas nördlich des Almsees liegt Habernau. Ab Parkplatz und Bushaltestelle trifft man auch auf den Wanderweg, der das ganze Tal durchzieht. Dort steht auch der traditionsreiche Gasthof „Jägersimmerl“. 1650 erbaut ist es heute mit dem Rufnamen des kaiserlichen Jägers Simon „Simmerl“ Kefer, der um 1750 lebte, benannt.

Fast flach gelangt man zum nördlichen Abfluss des Sees. Am bewaldeten Ufer des seit 1965 geschützten Sees spaziert man entlang zu dessem südlichen Ende. Dabei hat man immer einen guten Blick auf die hinter dem See über 1000 Meter hoch aufsteigenden, felsigen Berge des Toten Gebirges. Kurz vor dem Seehaus schuf der Kolmkarbach über viele Jahre eine alpine Aulandschaft. Zahlreiche Wasserläufe bieten einen Eindruck, wie es früher in den Alpentälern ausgesehen haben muss.
Historie des Sees
Der See entstand am Ende der letzten Eiszeit vor circa 13.000 Jahren durch einen Felssturz vom Hochplattenkogel.
Der See verlor durch das Geschiebe an Tiefe und wurde 1872 durch den Bau der Seeklause circa einen Meter aufgestaut. Bis 1996 trieb eine schwimmende Insel aus Torfmasse durch den See, bevor sie sich am Ostufer festsetzte. Das bezaubernde Gewässer kann umrundet werden, um zum Ausgangspunkt zurückzukehren.
Cumberland Wildpark
Der Name des Wildparks bezieht sich auf den Herzog Ernst August (1845-1923) Kronprinz von Hannover. Die Königsfamilie Georgs des V. musste 1866 Hannover verlassen und erhielt von Kaiser Franz Josef I. Exil in Österreich. Sie ließ sich in Gmunden nieder. Nach dem Tod seines Vaters Georg nahm der Kronprinz den Titel „Herzog von Cumberland“ an. Die Cumberland-Stiftung gründete den Wildpark und unterstützte die Konrad-Lorenz-Forschungsstelle in den 1970er-Jahren. 2009 wurde der Betrieb des Wildparks an einen Verein übergeben. Konrad Lorenz erhielt für seine Forschung 1973 den Nobelpreis für Physiologie und Medizin. Bei einer Spazierwanderung durch den Wildpark können verschiedene Tiere in der reizvollen Landschaft des Almtals beobachtet und fotografiert werden. Vielleicht begegnet man den Graugänsen auf dem Weg, erwischt die Bären beim Baden oder kann der Wolfsfamilie beim Spielen zusehen.
Rund um die Tour: Seltene Wildpferde
Die Gemeinde Grünau im Almtal hat 2064 Einwohner, liegt im Traunviertel und ist mit 230 Quadratkilometer die flächenmassig größte Gemeinde Oberösterreichs. Sie ist etwa gleich groß wie der vordere Teil des Montafons, die Außerfratte. Der Name bezieht sich auf den Grünaubach. Die Geschichte ist mit der Gründung des Benediktinerstifts Kremsmünster durch Tassilo III. im Jahr 777 verbunden. Im Jahr 1160 ist der Name „Grunoa“ erstmals urkundlich belegt.

Besondere Wildpferde
Das Przewalski-Pferd wird auch Mongolisches Wildpferd genannt und ist nach dem russischen Expeditionsleiter Nikolai Michailowitsch Przewalski benannt. Dieser brachte 1878 Überreste eines Pferdes von einer Expedition zurück nach Moskau. 1881 wurde es wissenschaftlich beschrieben und mit seinem Namen bedacht. Es gilt als östlichste Form des Wildpferds. Archäologische Funde von gezähmten beziehungsweise vom Menschen als Nahrungsquelle genutzten Wildpferden sind circa 5500 Jahre alt. Durch starke Bejagung und den Verlust von Weideflächen galt das Pferd Ende der 1960er-Jahre in freier Wildbahn als ausgestorben. Die heute lebenden Tiere gehen auf Fangaktionen zwischen 1899 und 1903 in Russland zurück. Diese Fohlen wurden anfangs mit großen Verlusten vermehrt und an Privatpersonen oder Zoos verkauft. Seit den 1990er-Jahren werden verschiedene Projekte zur Wiederansiedelung betrieben. Besondere Merkmale der Przewalski-Pferde sind neben dem hellen Fell die aufgestellte dunkle Mähne. Das Mähnenhaar wird jährlich gewechselt. Typisch ist auch ein dunkler Aalstrich, der sich über den Rücken zur Schwanzrübe zieht.
Quellen: gruenau.ooe.gv.at; Wildpark.at; Alpenflora, Hegi Merxmüller, Carl Hanser Verlag 1969; Sagenhaft Wandern im Salzkammergut, Helmut Wittmann und Sabine Haslinger, 2023; Karte: Freizeitkarte – Ortsplan Grünau im Almtal oder BEV 3212 Ost Grundelsee und 3206 Ost Grünau im Almtal