So sind die Vorarlberger Schüler vom Amoklauf betroffen

Der gestrige Amoklauf beeinflusst auch die Vorarlberger Schülerinnen und Schüler: Sie erzählen von Amokdrohungen an ihren eigenen Schulen, von möglichen Sicherheitsvorkehrungen und davon, was sich für sie verändert hat.
Von Katja Grundner
Es wurde erst später real
Hannah Hohls (14), Bundesgymnasium Dornbirn
Als ich in der Schule von dem Vorfall erfahren habe, war es für mich noch gar nicht real. Erst als ich dann die Bilder und ein Video gesehen habe, hat es mich emotional getroffen. Man denkt, dass die Schule eigentlich ein sicherer Ort ist – und plötzlich wird einem bewusst, dass man am Abend vielleicht gar nicht mehr nach Hause kommen könnte. Wir haben heute in der Klasse darüber gesprochen, dass es beim Lehrerpult zum Beispiel eine Art Amokknopf geben könnte. Und grundsätzlich haben wir bestimmte Punkte im Schulhaus, an denen wir uns in einem Ernstfall versammeln sollen. Aber ich weiß nicht, ob das wirklich viel bringt.

Nicht verhinderbar
Johanna Niederer (16), HLW Feldkirch
Bei mir in der Schule wurde das Thema noch nicht angesprochen, weil ich heute, Mittwoch, auf einem Schulausflug war. Aber ich glaube, dass man das noch machen wird. Manche sprechen von mehr Sicherheitsvorkehrungen, aber ich denke, dass man so etwas nie zu hundert Prozent verhindern kann. Trotzdem glaube ich, dass man künftig mehr auf Sicherheit achten und zum Beispiel einen Workshop zu dem Thema organisieren wird. Als ich 2019 in der Mittelschule Höchst war, haben ehemalige Schüler das Lehrerzimmer in Brand gesetzt, weil sie keine schöne Zeit in der Schule hatten. Aber wir Schüler haben das damals gar nicht mitbekommen, weil es in den Sommerferien passiert ist. Ich habe dann nur das verbrannte Lehrerzimmer gesehen.

Zum Glück bald Ferien
Jakob Beer (12), Mittelschule Dornbirn Baumgarten
Es ist ein komisches Gefühl zu wissen, dass so etwas passieren kann. Wir haben gleich am Tag nach dem Vorfall in der Schule darüber gesprochen. Auch mit meiner Mama habe ich darüber geredet. Beides hat mir geholfen – ich fühle mich jetzt wieder sicherer. Aber eigentlich finde ich es in unserer Schule schon sicher, weil die Eingangstür nach Unterrichtsbeginn zugesperrt wird. Das machen wir schon länger so. Trotzdem macht sich meine Mama jetzt mehr Sorgen als früher. Ich bin froh, dass bald die Sommerferien beginnen und ein bisschen Gras über die Sache wachsen kann.

Psychologen unterstützen
Sara Zümra Duran (14), Bundesgymnasium Dornbirn
Am Tag des Vorfalls wurde in der Klasse herumgeredet, und es wurde immer wieder gezählt, wie viele Tote es waren: Ein Toter, zwei Tote, fünf Tote. Am Anfang habe ich das gar nicht realisiert. Als ich nach Hause gekommen bin, haben wir eine Nachricht von der Schule bekommen. Darin steht zum Beispiel, dass wir eine Schweigeminute abhalten, unsere Fahnen vor der Schule auf Halbmast setzen und über das Ganze sprechen werden. Und wir können die Schulpsychologin kontaktieren. Eine unserer Lehrerinnen meinte, dass auch sie mit einem Psychologen gesprochen hat, der ihr erklärt hat, wie sie uns aufklären kann.

Doch nicht nur in den USA
Sophie Gasser (17), Bundesgymnasium Dornbirn
Wir waren alle geschockt, weil wir dachten, das so etwas nur in den USA passiert. Wir sind am Tag danach mit einem ziemlich unguten Gefühl in die Schule gekommen. Grundsätzlich würde ich mir schon wünschen, dass es jetzt mehr Sicherheitsvorkehrungen geben würde, aber das ist schwierig. Man kann ja nicht jeden Morgen die Schultaschen von allen durchsuchen. Wir haben glaube ich schon eine Kamera vor der Schule, aber wenn plötzlich ein Amokläufer da ist, ist es dann auch schon zu spät. Vielleicht könnte es mehr Aufklärung geben. Auch für psychische Erkrankungen, weil der Täter ja wahrscheinlich an einer psychischen Krankheit gelitten hat. Es wäre gut, wenn man solchen Menschen früher hilft. Aber ansonsten wüsste ich nicht, was man noch machen könnte. Eigentlich will ich später Lehrerin werden. Was ist, wenn das immer häufiger passiert? Dann traut man sich irgendwann gar nicht mehr in die Schule zu gehen.

Die Mama als Lehrerin
Noam Zintl (15), BORG Dornbirn Schoren
Die Lehrer an meiner Schule haben gesagt, wir sollten jetzt keine Angst haben, weil bei uns schon nichts passieren wird. Ich glaube auch, dass wir ziemlich sicher sind. Es ist ja das erste Mal passiert – deshalb hoffe ich, dass so etwas nicht noch einmal geschieht. Ich denke schon, dass es generell bessere Sicherheitsvorkehrungen geben sollte. Zum Beispiel Türen, die man nur von innen öffnen kann. Oder es würde schon reichen, wenn die Lehrkräfte einen Schlüssel hätten, um sofort zusperren zu können, sobald man Schüsse hört. Meine Mama ist selbst Lehrerin, aber sie hat nicht unbedingt Angst. Trotzdem meint sie, dass mehr Sicherheit an Schulen gut wäre. Zum Beispiel durch Erste-Hilfe-Kurse, bei denen man lernt, was man etwa bei einem Streifschuss oder so tun kann.

Jetzt ist alles anders
Lara Schwendinger (17), Bundesgymnasium Dornbirn
Bei uns am Bundesgymnasium Dornbirn hat es auch schon zwei Amokdrohungen gegeben – eine vor einem halben Jahr und eine weitere vor circa zwei, drei Wochen. Man muss wirklich sehr dankbar sein, dass es bei uns nicht dazu gekommen ist. In Vorarlberg hat es schon öfter solche Drohungen gegeben, und eigentlich ist nie etwas passiert. Es hieß also, dass das Risiko eines tatsächlichen Vorfalls sehr gering ist. Deshalb hatte ich damals auch keine wirkliche Angst. Jetzt ist alles anders. Einen Tag nach dem schlimmen Vorfall in Graz haben wir viel darüber gesprochen, unter anderem im Ethikunterricht. Wir haben auch besprochen, was wir in so einem Fall tun sollten. Jede Klasse hat einen bestimmten Punkt im Raum, an dem man sich aufstellen und mit Tischen eine Schutzmauer bauen soll. Aber wenn wirklich jemand mit Waffen hereinkommt, weiß ich nicht, ob das viel helfen würde.

(NEUE)