“Ich kann das gar nicht in Worte fassen”: Wie Lara Mair Staatsmeisterin der Konditoren wurde

Die 22-jährige Langeneggerin sicherte sich in Diensten des Wiener Café Central die Goldmedaille bei den Skills Austria.
Bei meinem ersten Wettbewerb ist es nicht so gut gelaufen. Danach habe ich mir gedacht, sowas mache ich nie wieder“, erzählt Lara Mair. Dass sich die 22-jährige Vorarlbergerin, die als Konditorin im Café Central in Wien arbeitet, ein Jahr später Staatsmeisterin in ihrem Beruf nennen kann, hätte sie damals wohl ausgeschlossen. Aber manchmal kommt es eben anders, als man denkt.
Anfänge im Bregenzerwald
Das Interesse der Langeneggerin wurde früh im damaligen Betrieb ihrer Familie geweckt: „Ich bin im Gastgewerbe aufgewachsen. Die Arbeit mit Lebensmitteln in allen Formen hat mich schon immer fasziniert.“ Schon früh habe sie selbst mit dem Backen begonnen: „Ich habe mir sehr viele Videos auf YouTube angeschaut und war ein Riesen-Fan der TV-Show ‚Das große Backen‘.“

Nach ihrer Matura an der HLW Marienberg in Bregenz zog es Mair nach Wien, wo sie ihre Konditorinnenlehre im renommierten Café Central begann und diesen September mit bestandener Lehrabschlussprüfung absolvierte. Ein Lehrjahr konnte sie sich dank ihrer Schulzeit inklusive Praktikum in einer Tiroler Patisserie anrechnen lassen. Über ihre Arbeit im Café und die Zeit in der Berufsschule schwärmt die 22-Jährige: „Ich habe in den beiden Lehrjahren eine richtige Leidenschaft für den Beruf entwickelt, sodass ich mir gesagt habe: Okay, ich probiere es bei der Staatsmeisterschaft. Wer weiß schon, wie es ausgeht?“
Intensive Vorbereitung
Die Staatsmeisterschaft der Lehrberufe – besser bekannt als „Skills Austria“ – beinhaltet eine umfangreiche Vorbereitungsphase. „Im Juni haben alle Teilnehmenden das Thema für die Staatsmeisterschaft bekommen“, erzählt Mair. Angelehnt an die Berufsweltmeisterschaften, die im kommenden Jahr in der chinesischen Großstadt Shanghai über die Bühne gehen werden, lautete das Motto „Eine Reise durch Asien.“ Passend dazu mussten die Anwärter auf den Staatsmeistertitel drei verschiedene Werke – Schokoaldenriegel, Zuckerschaustück und Schokoladenschaustück – zubereiten und abgeben. Zeitlimit, Abgabetermine, Stückzahl und Gewicht sind beim Wettbewerb genau reglementiert.

Dieses Setting zog Lara Mair zur Vorbereitung heran. Diese lief wie folgt ab: „Zuerst habe ich mir Skizzen, Gedanken und Rezepte aufgeschrieben und sie nacheinander ausprobiert. Als feststand, was ich bei der Staatsmeisterschaft backen will, habe ich die Wettbewerbstage simuliert, mit dem genauen Zeitlimit und den Pausen. Dadurch hatte ich beim Wettbewerb selbst einen klaren Kopf und konnte genau einteilen, zu welchem Zeitpunkt ich was mache und wie viel Puffer ich habe, falls etwas schief läuft.“
Ruhig und fokussiert
Am vergangenen Wochenende war es dann soweit: In Salzburg gingen die Skills Austria 2025 über die Bühne. Lara Mair wählte von vornherein einen unaufgeregten Zugang: „Ich dachte mir, ich gebe einfach mein Bestes. Ich habe meinen Betrieb, einen Menge Freunde, und meine Familie hinter mir – ganz egal wie das ausgeht. Schon aus dem Training konnte ich unglaublich viel mitnehmen, was detailliertes Arbeiten in großer Geschwindigkeit und mit hoher Qualität betrifft. Egal, ob ich jetzt dort Staatsmeisterin geworden wäre oder nicht, das hätte mir so oder so viel gebracht.“

Auch während des Wettbewerbs habe sie ruhig und konzentriert arbeiten können, sagt die junge Konditorin. „Als Support hatte ich in Salzburg meine Chefin dabei. Während der Wettbewerbszeit darf sie nicht mit mir kommunizieren, das wäre ein Disqualifikationsgrund. Aber im Augenwinkel habe ich mitgekriegt, dass sie nervöser war als ich“, lacht die 22-Jährige. „Aber ich war froh, dass sie als seelische Unterstützung dabei war.“

Als heikel erwies sich vor allem das Zuckerschaustück: „Da klebt man Zucker an Zucker und arbeitet dafür mit dem Bunsenbrenner. Wenn man da an die falsche Stelle kommt, fällt eine Kugel runter oder die Blume bricht. Bei mir ist die Bodenplatte, die das ganze Werk zusammenhält, gebrochen.“ Doch auch davon ließ sich Mair nicht aus der Ruhe bringen – sie hatte für genau solche Fälle schließlich genügend Zeitreserven eingeplant. „Innnerlich war ich immer fokussiert“, erzählt sie.
Top vier in Reichweite – oder geht noch mehr?
Irgendwo sei sie sich sicher gewesen, dass ihre Arbeit an den drei Wettbewerbstagen nicht schlecht war: „Ich habe mir gedacht, vielleicht reicht es ja für die Top vier. Das wäre echt cool. Aber dass ich auf dem ersten Platz stehen würde, hätte ich bis Sonntag nicht für möglich gehalten.“

Die große Aufregung stellte sich bei der Preisverleihung ein. „Da standen über 2000 Gäste in der Halle, weil 48 Berufe prämiert wurden. Prämiert wurde dem Alphabet nach, wir Konditoren kamen in der Mitte an die Reihe.“ Als man ihren Namen aufgerufen und den Sieg verkündet hatte, machte sich doch ein wenig Nervosität bei der sonst so abgeklärten jungen Konditorin breit: „Ich habe gezittert. Dann kam ein Kameramann auf mich zu und hat mich gefilmt. Ich wusste kurz nicht einmal, wie ich auf die Bühne gehen sollte.“ Es habe eine Weile gedauert, bis sie ihren Titelgewinn realisiert habe, erzählt Mair. „Es ist ein brutales Gefühl, wenn so viele Leute für dich klatschen. Ich kann das gar nicht richtig in Worte fassen.“
Die nächsten Schritte
Möglicherweise wartet nun die Welt- oder Europameisterschaft der Berufe auf die Langeneggerin. Beim Gespräch mit der NEUE am Sonntag stand noch nicht fest, wer von den drei bestplatzierten Konditoren das Ticket für Shanghai 2026 bzw. Düsseldorf 2027 bekommt. Lara Mair hält jedenfalls fest: „Ich bin bereit, Österreich bestmöglich zu vertreten, sei es bei der WM oder bei der EM. Ich lasse es auf mich zukommen, so, wie ich alles im Leben auf mich zukommen lasse.“

Unter dem Strich sei es „Zufall und ein wenig Glück“ gewesen, dass alles so gekommen ist, meint die 22-Jährige. „Ich schätze es, dass ich im Café Central mit so tollen Leuten zusammenarbeiten und von ihnen lernen darf. Mir ist wichtig, dass mir das gefällt, was ich mache. Wenn sich eine Tür öffnet, schaue ich, ob ich sie nutzen will. Das hat bisher gut funktioniert, ich bin zufrieden mit mir selbst.“ Mit dieser Einstellung kann Lara Mair es noch weit bringen. Staatsmeisterin darf sich die Konditorin jedenfalls jetzt schon nennen.
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skills austria 2025: die medaillen für vorarlberg
Anlagenelektrik
Gold: Janick Gehrer – Julius Blum GmbH, Höchst
Chemielabortechnik
Gold: René Bitschnau – HTL Dornbirn
CNC-Fräsen
Gold: Deniz Mutun – Julius Blum GmbH, Höchst
Silber: Mikail Kum – Julius Blum GmbH, Höchst
Fliesenleger:in
Bronze: Dominik Kemter – Vorarlberger Fliesenpool GmbH, Götzis
Glasbautechnik
Bronze: Thalya-Michelle Beier – MGT Mayer Glastechnik GmbH, Feldkirch
Hotel-Rezeption
Gold: Elena Mathis – Hotel Gams zu Zweit, Bezau
Silber: Mia Kopelnig – Hotel Tradizio, Mittelberg
Koch/Köchin
Bronze: René Pienz –
Burgrestaurant Gebhardsberg, Bregenz
Maler:in
Gold: Luca Ladler – Hagen Hannes, Lustenau
Maschinenbau CAD
Gold: Keanu Frick – Julius Blum GmbH, Höchst
Silber: Manolo Dür – Julius Blum GmbH, Höchst
Schweißen
Gold: Simon Oesterle – Ludwig Steurer Maschinen- und Seilbahnbau GmbH & Co KG, Doren
Silber: Philipp Erhard – Liebherr-Werk Nenzing GmbH
Bronze: Viktor Neier – Liebherr-Werk Nenzing GmbH
Speditionskaufmann/-frau
Bronze: Helene Holubar – Gebrüder Weiss GesmbH, Lauterach