Bregenz im Festspielfieber: Wie sich die Stadt auf die Gäste vorbereitet

Die Bregenzer sind bereit für die Festspielzeit. Liebevoll hergerichtete Schaufenster und extra entwickelte Produkte zeigen, dass es losgehen kann.
Heute ist es so weit: Die Festspieleröffnung bringt die Oper „Freischütz“ auf die Seebühne. Gleichzeitig blüht die Innenstadt auf. Die Festspielzeit lockt Touristen an. Die Geschäfte sind in den Startlöchern für den Andrang. Auch die lang ersehnten Schaufenster sind rechtzeitig thematisch passend geschmückt.

In der Schokoladenmanufaktur „Xocolat“ ist im Schaufenster Schwemmholz, Sumpf, Schilf und Moos zu sehen. Die Gestaltung orientiert sich an „Freischütz“. Betreiberin Martina Homann-Dellantonio hat das Holz selbst am Kaiserstand in Lochau gesammelt.

Wald trifft auf Schokolade
Die speziell kreierte Pralinen-Edition hat sie seit Dienstag in ihrer Theke im Angebot. Acht Pralinensorten zum Thema „Wir gehen in den Wald“ hat die Schokoliebhaberin entwickelt. Waldmeister, Waldhonig, Sanddorn, Wildrose, Waldbeeren, Wacholder, Vogelbeere und Zirbe sollen den Geschmack des Waldes in Pralinenform wiedergeben. Die Kombination dieser Geschmäcker bezeichnet die Betreiberin als „nicht alltäglich“. „Ich wollte das Mystische und Geheimnisvolle in die Pralinen verpacken“, sagt sie.
Bis ihr das schlussendliche Ergebnis gelungen ist, verging viel Zeit mit Nachdenken und Ausprobieren. „Gedanklich sind wir schon dran, seit wir das Thema der Festspiele wissen“, sagt sie. „Wir haben fast eine Diplomarbeit daraus gemacht“, sagt sie lachend. Dazu gehörte das Auseinandersetzen mit der Geschichte, eine Führung und Ausprobieren bezüglich Haltbarkeit und Umsetzbarkeit. Während sie etwa bei „Butterfly“ auf die Aromen des Landes setzte, wählte sie nun den Inhalt der Oper als Fokus – also der Wald und die Jagd.
Für jede Oper überlegt sie sich eine neue Umsetzung, die es nur während der Festspielzeit zu kaufen gibt. Wer keine Pralinen mag, kann auf Schokoladentafeln ausweichen. Touristen kaufen sie etwa als Andenken oder Mitbringsel für zu Hause. „Es gibt Kunden, die fragen schon im Mai danach“, erzählt sie. Manche nehmen sie zum Naschen mit zur Vorstellung.

Lange Tradition
Die Naschkatzen kommen auch nicht weit entfernt ebenfalls auf ihre Kosten. Bei der Konditorei Götze gibt es das ganze Jahr über die Festspieltrüffel zu kaufen – während des Sommers sind diese besonders beliebt. Es gibt drei Variationen: Champagner, Rum, Mozart und Cointreau. Die Festspielzeit spüren sie bei ihren Gästezahlen. Mitglieder der Wiener Symphoniker zählen jedes Jahr zu ihren Stammgästen. „Die Festspiele sind eine wichtige Zeit für Bregenz“, so Betreiber Gerhard Götze.

Bereits seit den 1970ern ist die Schaufensterdekoration Tradition. „Unsere Gäste warten auf das Festspielschaufenster“, ergänzt Carmen Götze. „Eine Dame hat mir mal alle Fotos von unseren Schaufenstern aus den letzten Jahren auf ihrem Handy gezeigt.“ Die diesjährige Gestaltung erinnert mit Schnee- und Waldkugeln an die Ladung der Waffen in „Freischütz“.

Highlight Themenschaufenster
Nur wenige Türen weiter ist Barbara Halder stolz auf das selbst gestaltete Themenschaufenster. Highlight ist dort jedes Jahr die Weihnachts- und die Festspieldekoration. „Viele fragen nach und sind gespannt. Man wartet schon darauf“, erzählt Halder. Das Geschäft profitiert vom Festspieltourismus. Manche der Festspielmitarbeiter zählen zu den Stammkunden.


Vergessene Unterwäsche
Dies bekommt auch das Bekleidungsgeschäft Seeberger zu spüren: Während der Festspielzeit kaufen besonders viele Gäste ein. Modeberaterin Tina Hanrieder berichtet, dass manche angereiste Männer im letzten Moment noch ein Hemd kaufen, weil sie es zu Hause vergessen haben. Andere hätten auch schon nach Unterhosen gefragt, weil sie diese nicht eingepackt hatten. Wenn die Temperaturen nicht dem Wetterbericht entsprechen, muss sie auch mal mit Sakkos oder Schal in letzter Minute aushelfen. Das Beste: Durch die vielen Touristen in der Stadt fühlt sie sich während des Sommers trotz der Arbeit wie im Urlaub.
