Von der Vorbereitung bis zum Gipfelsieg: Tipps für Ihre Bergtour

Wandern liegt im Trend. Auch unerfahrene Bergsteiger zieht es auf die Gipfel. Doch mangelnde Vorbereitung birgt Gefahr.
Wandern wird immer beliebter. Diesen Trend beobachtet Wanderführer Lukas Rinnhofer besonders seit Corona. Seitdem seien mehr Leute draußen und in den Bergen unterwegs. Auch Social Media leistet ihren Beitrag zur Beliebtheit – aber fördert auch Fehleinschätzungen der Touren. Nicht nur Neulinge oder Touristen, – auch Einheimische neigen teilweise zur Selbstüberschätzung.

Etwa Über-50-Jährige, die ihr Leben lang auf die Berge gegangen sind, doch dies ein paar Jahre nicht mehr gemacht haben. „Die häufigste Unfallursache in den Bergen in Österreich sind immer noch Kreislaufprobleme“, so Rinnhofer. Im vergangenen Jahr kam es laut dem Österreichischen Kuratorium für Alpine Sicherheit in Vorarlberg zu 1135 Alpinunfällen. Von 1584 Verunfallten im Jahre 2023 wurden 1047 verletzt und es gab 17 Todesfälle.

Nützliche Links
Berechnung Gehzeit: Gehzeitrechner, Wanderzeitkalkulator
Wetter: Wetterinfo ZAMG, MeteoSchweiz
Routenplanung: Komoot, Alpenverein Aktiv, Outdooractive
Mehr Einsätze
Mehr Einsätze. In Notlagen muss die Bergrettung die Verunfallten teilweise aus dem alpinen Gelände holen. Die Zahl der Einsätze der Bergrettung steigt jährlich leicht an. Hauptgründe sind laut Klaus Drexel von der Bergrettung Selbstüberschätzung, Ermüdung und eine schlechte Planung. Auch die Hitze ist im Sommer Thema. Gerade Werbung oder Social-Media-Beiträge von „Bergfluencer“ gaukeln vor, dass Trekkingschuhe ausreichen. Im Frühjahr werden manche Wanderer von Schneefeldern überrascht. Bei Müdigkeit geraten andere Bergsteiger ins Stolpern und verletzen sich. „Man sieht ganz viele Leute am Berg, die nicht passendes Schuhwerk anhaben“, so Rinnhofer.

Manche wollen neben dem Beruf nicht auch noch die Freizeit planen. Vorbereitung ist aber grundlegend. Laut Rinnhofer gibt es in den Bergen keine vollkommene Sicherheit, Vorbereitung minimiert aber das Risiko.

Tourenplanung
Während eine Route für einen Erfahrenen eine Feierabendtour ist, kann es für andere eine Tagestour darstellen. Für Anfänger gilt: „Am besten ist, dass man sich Schritt für Schritt steigert. Zuerst sollte man eine leichtere Route gehen, bei der man nicht gleich ans Limit muss. Da kann man ausprobieren, was man kann.“ Längere Routen sollten mit mindestens zwei Personen gemacht werden. Für den Notfall ist es wichtig, ein geladenes Mobiltelefon dabei zu haben. Das Eintragen in das Gipfelbuch kann Rettungskräften bei der Suche helfen. Vorab sollten Wanderer auch Bekannte über die geplante Strecke informieren.

Die richtige Ausrüstung
Im Rucksack sollten Regen- und Windjacke und neben der Jause auch eine zuckerhaltige Reserve als Backup nicht fehlen. Wenn es heiß ist, kann eine Magnesiumtablette auch sinnvoll sein. Besonders wichtig ist ausreichend Wasser oder die Möglichkeit, dass die Flasche aufgefüllt werden kann. Hut, Sonnenbrille und Sonnencreme werden empfohlen. Auch ein Erste-Hilfe-Set wird empfohlen. Rinnhofer rät zu gutem Schuhwerk, da die oft genutzten Trailrunningschuhe nur wenig Stabilität verleihen. Die fehlende Profilsohle gibt nicht ausreichend Halt am Boden. Keine Unterstützung der Knöchel kann zu Müdigkeit führen.

Das bedeuten die Infos auf der Beschilderung
Die meisten Wanderer kennen die Bedeutung der Farben und die Gehzeit auf der Beschilderung. Doch das sind nicht alle der nützlichen Informationen. In Vorarlberg gibt es drei Schwierigkeitsgrade von Wanderwegen. Gelb-Weiß bedeutet leicht, Rot-Weiß mittelschwer und Blau-Weiß bedeutet schwierig. Die Rot-Weißen Wege sind jedoch laut Rinnhofer sehr breit vom Schwierigkeitsgrad und deswegen schwer einzuschätzen. Dazu zählen sowohl leichtere Routen als auch anspruchsvollere. Zusätzlich ist die Seehöhe und die Gehzeit abgebildet. Die Gehzeit weicht jedoch in unterschiedlichen Regionen voneinander ab. Rinnhofer warnt davor, dass man sich nicht darauf verlassen kann, nur weil man in einer Region genau die beschilderte Zeit gebraucht hat. Drei Stunden sind nicht in allen Regionen drei Stunden: „Die Zeiten sind nur Richtwerte.“

Wer jedoch erst bei der Wanderung die Gehzeit erfährt, hat laut ihm sowieso etwas falsch gemacht. Dies sollte im Voraus geplant werden.
Auf dem Wegweiser ist auch eine individuelle Nummer zu finden. Bei einem Notfall kann die Nummer durchgegeben werden. Dadurch kennt die Bergrettung den Standort.

Formel für die Gehzeit
Jeder kann aber selbst die Strecke berechnen. In Österreich geht man davon aus, dass ein Wanderer in einer Stunde 300 Höhenmeter Aufstieg oder 500 Höhenmeter Abstieg oder vier Kilometer in horizontaler Richtung schafft.
Erst wird die Gehzeit für die Höhendifferenz und die Horizontalentfernung seperat berechnet. Dann wird der kleinere Wert halbiert und dann zum größeren Wert addiert. Als Alternative können Mathemuffel auf Rechner im Internet zurückgreifen.

Die richtige Uhrzeit
Im Sommer ist laut Rinnhofer das Problem für Tierwelt und Natur, dass zu jeder Tages- und Nachtzeit Leute in den Bergen sind. Gerade zu den Randzeiten um den Sonnenaufgang und den Sonnenuntergang sind Wildtiere am Fressen. Wenn dann zu frühen Morgenzeiten und späten Abendzeiten Leute mit Stirnlampen in der Natur unterwegs sind, habe dies Einfluss auf die Wildtiere, warnt er. Deswegen rät der Wanderführer dazu, die Dämmerungszeiten zu meiden. Zur Tageszeit ist zu beachten: Wenn der Wetterbericht für den Nachmittag Gewitter ansagt, sollte man die Wanderung so planen, dass man am Nachmittag wieder zu Hause ist.

Wenn das Gewitter einen überrascht
Im Gebirge kann sich ein Unwetter schnell entwickeln. „Es muss einem bewusst sein, dass man es oft hinter den Bergen nicht sieht. Deswegen braucht es eine gute Tourenplanung“, so Lukas Rinnhofer. Deswegen ist das Prüfen des Wetterberichts vorab wichtig. Bei Gewitter rät er dazu, schnell vom Berg herunter zu kommen. Wenn dies nicht möglich ist, sollten alle Metallgegenstände vom Körper entfernt und in die Hocke gegangen werden.

Weidegebiet
Bei dem Queren von Weidegebiet sollten Hunde an der Leine gehalten werden. Im Falle, dass die Kuh auf den Wanderer losgeht um ihr Kalb zu verteidigen, sollte der Hund dann jedoch laufengelassen werden, um nicht selbst Opfer zu werden. Der Hund kann nämlich alleine schneller entwischen.