Versuchter Mord in Lustenau: Anklage steht

06.12.2024 • 16:02 Uhr
Maurice Shourot
Trotz intensiver Fahndung konnte der Verdächtige nicht in Vorarlberg festgenommen werden. Maurice Shourot

Nach einer Schießerei vor dem „Sender“ in Lustenau, bei der zwei Männer schwer verletzt wurden, hat die Staatsanwaltschaft Feldkirch Anklage wegen versuchten Mordes erhoben.

Die Staatsanwaltschaft Feldkirch hat Anklage gegen einen 27-jährigen Türken wegen versuchten Mordes erhoben. Der Verdächtige soll Ende Jänner 2024 vor dem Nachtklub „Sender“ in Lustenau auf zwei Männer geschossen und sie schwer verletzt haben. Zudem wird ihm vorgeworfen, im April 2023 an einem Schusswaffenangriff auf ein Wohnhaus in Bregenz beteiligt gewesen zu sein. Die Ermittlungen gestalteten sich schwierig, führten aber nach der Festnahme des Mannes in Basel zu entscheidenden Fortschritten.

Schüsse vor dem Nachtklub

In der Nacht vom 27. auf den 28. Januar hielt sich eine dreiköpfige Gruppe im Alter von 21 bis 32 Jahren auf dem Parkplatz des Nachtklubs „Sender“ auf, als ein maskierter Täter unvermittelt mehrere Schüsse abfeuerte. Zwei Männer tschetschenischer Herkunft erlitten dabei schwere Verletzungen, während ein dritter Mann unverletzt blieb. Nach der Tat flüchtete der Angreifer in einem schwarzen SUV. Die Polizei richtete eine Sonderermittlungsgruppe ein, um den Fall aufzuklären. Sie vermutet, dass eine persönliche Vorgeschichte zwischen Täter und Opfern die Eskalation ausgelöst hat.

Die Ermittlungen wurden durch die fehlende Kooperation von Zeugen und Beteiligten erheblich erschwert. Die Behörden berichten von „verhaltener“ Zusammenarbeit, möglicherweise aus Angst vor Vergeltung oder Loyalitätskonflikten.

Verbindung zu Bregenzer Vorfall

Die Ermittler untersuchten auch eine mögliche Verbindung zu einem Vorfall im April 2023 in Bregenz, bei dem maskierte Täter Schüsse auf die Eingangstür eines Mehrparteienhauses in Bregenz abgaben. Anfangs schlossen die Ermittler einen Zusammenhang mit der Tat in Lustenau aus, gingen aber später von einer Verbindung aus. Die genauen Hintergründe und das Motiv der Angriffe bleiben unklar.

Europaweite Fahndung und Festnahme

Nach den beiden Vorfällen wurde der 27-jährige Verdächtige europaweit gesucht. Der Mann, der auch wegen Drogendelikten polizeibekannt war, wurde im Februar 2024 bei einer Routinekontrolle in Basel festgenommen. Die Festnahme war ein Wendepunkt in den Ermittlungen, da die Behörden durch die Befragung des Verdächtigen neue Erkenntnisse gewinnen konnten.

Ermittlungen gegen Unterstützer

Acht weitere Männer stehen vor Gericht, weil sie den Verdächtigen nach der Schießerei in Lustenau durch Falschaussagen gedeckt haben sollen. Die Staatsanwaltschaft stützt sich dabei auf ein Video, das die Aussagen der Männer widerlegen soll. Den Beschuldigten drohen empfindliche Strafen, sollte sich der Verdacht bestätigen.

Hohes Strafmaß

Die Anklage wegen versuchten Mordes ist eine der schwerwiegendsten im österreichischen Strafrecht. Im Falle einer Verurteilung drohen dem Hauptangeklagten zehn bis 20 Jahre Haft oder lebenslange Freiheitsstrafe. Die Verhandlung, die voraussichtlich in den kommenden Monaten stattfinden wird, dürfte Licht in die komplexen Hintergründe des Falls bringen.