Rückzug aus der Politik: Wieder Sesselrücken in Egg

14.01.2025 • 16:53 Uhr
Rückzug aus der Politik: Wieder Sesselrücken in Egg
Paul Sutterlüty wird nicht mehr als Egger Bürgermeister agieren. Hartinger

Am Sonntag informierte der Egger Bürgermeister Paul Sutterlüty (62) seine Gemeindevertreter, dass er sich nicht mehr als Bürgermeister und Gemeindevertreter zur Wahl stellen werde. 

Von Kurt Bereuter

Knapp eine Woche nach einem großen Tag für Bürgermeister Paul Sutterlüty – es wurde das Posthaus und der umgestaltete Dorfplatz mit einem Kunst-am-Bau-Projekt präsentiert – informierte er die Gemeindevertretung, dass er nicht mehr als Bürgermeister zur Verfügung stehe und auch nicht mehr in die Gemeindevertretung einziehen werde.

Sutterlüty war jahrzehntelang Gemeindevertreter und als Finanzreferent im Gemeindevorstand. Er galt nicht nur als sehr versiert, sondern auch als Machtpol in der Gemeinde. Im Jahre 2003 räumte Ariel Lang seinen Bürgermeistersessel, nachdem er keine Gemeindevorstände mehr überzeugen konnte, mit ihm die Agenden zu führen. Theresia Handler war nur kurz im Amt und trat im Februar 2016 zurück. Die Suche nach einem neuen Kandidaten oder einer neuen Kandidatin zog sich dann über die gesetzlich vorgesehene Frist hinaus, bis Carmen Willi als Nachfolgerin präsentiert wurde, die dann aber aufgrund von persönlichen Angriffen wieder einen Rückzug machte. 

Rückzug aus der Politik: Wieder Sesselrücken in Egg
Sutterlüty kehrt der Politik den Rücken. Hartinger

Paul Sutterlüty, als Fraktionsführer der „Egger und Großdorfer Liste“ blieb keine andere Wahl, als selbst für das Amt zur Verfügung zu stehen und Bürgermeister zu werden. 

Sutterlütys Gründe für den Rückzug

Auf NEUE-Nachfrage nennt Sutterlüty keine persönlichen Gründe für seinen Abschied, aber er sei der Meinung, dass zehn Jahre in diesem Amt eine gute Dauer gewesen seien.  „Jetzt können neue, junge Menschen in diese Funktion treten und können auch einen neuen Stil pflegen, neue Impulse setzen und das ist mir wichtig. Man sollte den richtigen Moment für einen Wechsel nicht verpassen und der ist für mich gekommen“, informiert das scheidende Gemeindeoberhaupt. 

Er möchte wieder zurück in seine Anwaltskanzlei und als Anwalt gelte ein Pensionsantrittsalter mit 70 Jahren, da könne er jetzt noch gut und gerne wirken. Zudem gebe es mehrere geeignete Persönlichkeiten auf der Liste und er sei überzeugt, dass die Nachfolge im vorgesehenen zeitlichen Rahmen über die Bühne gehe. Eine gute Einschulung und Übergabe durch ihn sei zugesichert. 

Positive Bilanz

Zweifelsohne, Paul Sutterlüty konnte dieses Amt gut bekleiden. Nur, angestrebt hatte er es nicht. Bedeutete es doch, sich mehr oder weniger aus einer gut gehenden Rechtsanwaltskanzlei mit Partnern und aus dem operativen Geschäft zurückzuziehen. Er tat es und leitete die größte Bregenzerwälder Gemeinde seit Frühjahr 2016 als Bürgermeister, mit einem Team von Gemeindevorständen. Carmen Willi wurde Vize-Bürgermeisterin und übernahm auch öffentlich wirksame Agenden. Sutterlüty machte seine Gemeinde nicht nur zur Marktgemeinde, sondern er „baute“ das Schulzentrum fertig, sorgte für eine gute Führung im neuen Vinzenzheim, realisierte ein Kinderhaus mit Kinderbetreuung, entschärfte mit einem Kreisverkehr die Verkehrssituation im Zentrum und setzte sich mit dem neuen Posthaus und der Umfeldgestaltung inklusive neuem Busbahnhof ein Denkmal. Die finanzielle Ausstattung der Gemeinde habe er bei all diesen Vorhaben stets im Auge behalten, zollt ihm ein Gemeindevertreter Respekt, auch wenn sein Auftreten manchmal empathischer sein können hätte, wie er meint.

Nachfolge bleibt offen

Carmen Willi, Vize-Bürgermeisterin, ist zurzeit Direktorin der Volksschule Egg. Sie gilt als die logische Nachfolgerin, war aber vom Rücktritt überrascht wie alle, wie sie sagt. „Ich habe für mich entschieden, in meinem Beruf als Volksschulleiterin zu bleiben, stehe aber als Vize-Bürgermeisterin weiter mit meinen vielen Aufgaben zur Verfügung“, erklärt die 44-Jährige.  

Bienenhaus Carmen Willi
Vize-Bürgermeisterin Carmen Willi. Serra

Die nächste Sitzung dürfte also spannend werden, wegen der Erklärungen von Paul Sutterlüty und wegen der Nachfolgeregelung. Idealerweise wird bald ein neuer Listenführer für die Wahlen am 16. März gefunden, der auch das Amt des Bürgermeisters übernehmen könnte und möchte. Derweil laufen die  Vorwahlen der „Egger und Großdorfer Liste“. Ergebnisse sollen am 27. Jänner folgen. Dann werde es die notwendigen Gespräche mit der Person und der Liste geben und nach der Wahl soll Egg mit einem neuen Bürgermeister oder einer neuen Bürgermeisterin weiter erfolgreich in die Zukunft geführt werden. 

(NEUE Vorarlberger Tageszeitung)