„Jugendliche haben Suchtprobleme“

Eine Umfrage der EU-Initiative Saferinternet.at erhebt seit zehn Jahren das Medienverhalten von Jugendlichen aus ganz Österreich. Die NEUE hörte sich unter Jugendlichen aus Vorarlberg um, wie der Medienkonsum bei ihnen aussieht.
Die EU-Initiative Saferinternet.at erhob heuer bereits zum zehnten Mal in einer repräsentativen Studie die Social-Media-Favoriten der Jugendlichen in Österreich. Befragt wurden 405 Jugendliche im Alter von elf bis 17 Jahren aus ganz Österreich. Neu in den Top sechs der beliebtesten Plattformen vertreten ist dabei Microsoft Teams. Die Nutzung von WhatsApp, Instagram und Tiktok ist im Vergleich zum Vorjahr wieder gestiegen. ChatGPT etabliert sich als wesentliche Informationsplattform und Quellenangabe für Jugendliche
Überall Zuwachs
Whatsapp hat den ersten Platz unter den beliebtesten Internetplattformen österreichischer Jugendlicher erfolgreich verteidigt. Insgesamt 87 Prozent der Befragten nutzen die Plattform. Platz zwei belegt Youtube. Auf dem dritten Platz landet die App Snapchat. Instagram landet dieses Jahr lediglich auf Platz vier.
Auch bei Tiktok, das wegen des Verbotes in Amerika zuletzt heiß disskutiert war, geben 87 Prozent an, täglich Videos zu konsumieren. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichneten alle Plattformen einen Zuwachs. Neu im Ranking ist die Plattform Microsoft Teams, die von 35 Prozent der Jugendlichen genutzt wird und es damit auf Platz sechs der Wertung schafft.
Datenschutz
Laut dem Monitoring hat Whatsapp im Vergleich zum Vorjahr wieder an Bedeutung gewonnen. Die Plattform konnte bei den Jugendlichen im Vergleich zum Vorjahr um elf Prozentpunkte zulegen und bleibt der beliebteste Messenger. „Bei Whatsapp ist eine Angleichung der Funktionen an die Konkurrenz zu beobachten“, erklärt Barbara Buchegger, pädagogische Leiterin von Saferinternet.at. „Dieser Trend ist auch bei vielen anderen sozialen Netzwerken erkennbar. Die Möglichkeit, Bilder zum einmaligen Betrachten zu versenden, sowie neue Kommunikationsmöglichkeiten über Kanäle und Communitys dürften die Beliebtheit von Whatsapp gesteigert haben“, so Buchegger weiter.
Erstmals wurde in der aktuellen Studie die Nutzung der Plattform Microsoft Teams erhoben, die unter den Top sechs der beliebtesten Plattformen rangiert. Die Plattform hat, vor allem durch die Corona-Pandemie, Einzug in den Schulalltag gehalten. „Abzuwarten bleibt, ob in diesem Kontext Whatsapp-Gruppen abgelöst werden. In Bezug auf Risiken wie Cybermobbing oder die Verbreitung von unangemessenen Inhalten dürfte eine Verschiebung von Whatsapp zu Teams aber keine Änderungen mit sich bringen“, so Buchegger. Traditionell sind Onlineplattformen, die zum aktiven Austausch und Gestalten einladen, bei Mädchen beliebter. Auf Plattformen wie Youtube, die eher zum passiven Konsum einladen, sind Jungen stärker vertreten. Bei der Befragung zum Thema Chatbots zeigte sich, dass drei Viertel der Jugendlichen bereits mindestens einmal KI-Chatbots wie ChatGPT genutzt haben.
Bei einer Umfrage der NEUE zeigt sich ebenfalls, dass Jugendliche nach wie vor gerne die klassischen Medien wie Instagram, Tiktok und Co. verwenden. Angst vor Datenmissbrauch ist bei der Umfrage nicht spürbar. Es scheint von den Beteiligten aber auch nicht besonders intensiv hinterfragt zu werden, was mit angegebenen Daten passieren könnte. Ein heißes Thema, anlässlich des erst kürzlich gescheiterten Tiktok-Verbot von Donald Trump.
„Ich habe keine Angst vor Datenmissbrauch“
Ich verwende die sozialen Medien vorallem für Unterhaltungszwecke“, sagt Elena Kaufmann. Nach bestimmten Inhalten sucht die 19-Jährige dabei nicht. Das kürzlich gescheiterte Tiktok-Verbot von Donald Trump, das er in Amerika umsetzen wollte, sieht Kaufmann mit gemischten Gefühlen. „Ich weiß nicht, ob ich das so gut finde. Ich glaube, dass viele Menschen ein Suchtproblem haben, wenn es um Social Media geht. Da könnte ein Entzug vom einen auf den anderen Tag nicht von Vorteil sein“, findet sie. Bei dieser Entwicklung kommt die Frage auf, ob es Regierungen denn gestattet sein sollte, Apps generell verbieten zu können. Auch hierzu hat Kaufmann eine klare Meinung. „Nein“, findet sie. „Besonders, wenn diese App keine aktive Gefahr darstellt.“ Der Frage, was mit ihren eigenen Daten passiert, sieht die 19-Jährige gelassen. „Ich habe keine Angst, dass da etwas missbraucht wird. Ich glaube nicht, dass da so spannende Informationen zu holen wären“, lacht sie. „Vor allem mit der KI kann mittlerweile so viel gefälscht werden. Ich finde es nicht in Ordnung, dass Menschen das ausnutzen. Es gibt Personen, die alles glauben, das kann schnell zu großen Problemen führen.“

„Informiert bleiben“
Ich bin oft auf Tiktok unterwegs“, sagt Klara Fink (unten). „Ich mag Instagram lieber“, ergänzt ihre Freundin Emma Kremmel (oben). „Mir werden oft Nachrichten angezeigt, ich folge Accounts, die Nachrichten posten“, sagt Klara. „Ich möchte informiert bleiben.“ Auch ihre Freundin ist dieser Meinung. „Ich finde, das Tiktok-Verbot in den USA wäre gut gewesen. Wenn man merkt, dass die Jugend bedroht wird, muss gehandelt werden. Allerdings nur im Extremfall“, findet Klara. Emma hingegen ist skeptisch gegenüber solcher Aktionen.

„Positive und negative Seite“
Wenn wir Medien konsumieren, haben wir eigentlich kein bestimmtes Ziel, es dient mehr der Unterhaltung“, sagen auch Tara und Emily (Namen von der Redaktion geändert). Zum gescheiterten Tiktok-Verbot in den USA haben auch diese Beiden gemischte Gefühle. „Es gibt sicherlich postive und negative Seiten. Positiv ist, dass die Menschen sich wieder mehr auf ihr Umfeld konzentrieren und nicht nur in der digitalen Welt unterwegs sind“, findet Tara. „Viele sind abhängig von den sozialen Medien.“ Aber auch einen negativen Punkt finden die beiden Mädchen an der Sache. „Die Menschen, die mit Social Media ihr Geld verdienen, stehen auf einmal ohne Job da“, erklären sie. Beim Thema, ob Regierungen Apps verbieten können sollten, sind sich die Beiden einig. „Ja, das sollte durchaus möglich sein“, finden sie. „Wenn von einem Medium Gefahr ausgeht, dann sollte es auch verboten werden können.“ Auch die Abhängigkeit vieler junger Menschen von sozialen Medien und anderen Plattformen sehen Tara und Emily in der Kritik. „Viele können sich gar nicht mehr auf ihre Freizeit konzentrieren, weil sie nur noch am Handy sind.“
