Maturatreffen: 55 Jahre nach der Reifeprüfung am BG Dornbirn

Auf Initiative von Helmuth Mäser trafen sich sieben Maturanten des Abschlussjahrgangs 1970 am Dornbirner Bundesgymnasium.
Vor 55 Jahren verließ Helmuth Mäser als stolzer Maturant das BG Dornbirn. Am Freitag kehrte er gemeinsam mit sieben ehemaligen Mitschülern an das Stadtgymnasium zurück, um sich an die gemeinsame Zeit zu erinnern und sich über die letzten Jahrzehnte auszutauschen.
Blick zurück und in Zukunft. Die Herren vom Maturajahr 1970 haben einiges erreicht, so entwickelten sich manche zu erfolgreichen Juristen, Ärzten, Historikern und dergleichen. Auch wenn sie ihre Wege in unterschiedliche Richtungen führten, so scheinen sie sich gerne auf die gemeinsame Zeit als Schüler zurückzuerinnern.

Man erzählt sich über den Knigge-Unterricht, den es damals tatsächlich noch gab, und staunt rückblickend darüber, dass Englisch nur ein Nebenfach war, während Französisch zu den Hauptfächern gehörte.
Ein Drittel der Klasse weiblich
Etwas traurig war man nur über die Tatsache, dass keine der Absolventinnen ihres Jahrgangs am Maturatreffen teilnehmen konnten. Schließlich war doch ungefähr ein Drittel in der Klasse weiblich. Bedauerlicherweise waren alle Damen entweder zeitlich verhindert oder leben inzwischen in anderen Ländern. Nichtsdestotrotz war die Stimmung auf dem Klassentreffen hervorragend und gefüllt mit unzähligen Anekdoten aus ihrer Schulzeit.
Der Rat der Gereiften
Was die Herren heute, ein halbes Jahrhundert nach ihrer Reifeprüfung, ihrem 18-jährigen Ich raten würden und wie sich ihr Leben nach der Matura entwickelt hat, erzählten sie im Gespräch mit der NEUE am Sonntag.

„Zuversicht für die junge Generation“
Helmuth Mäser blickt auf über 40 Jahre als selbstständiger Anwalt zurück. Vor einigen Jahren konnte er sogar seine Liebe für Fotografie und Videoproduktion mit seinem Job verbinden. Auf einem eigenen Privatsender strahlte er gemeinsam mit Freunden das Format „Rechtsprobleme des täglichen Lebens aus.“
Auf die Frage hin, warum er dieses Treffen organisiert hat, erklärt Mäser: „Das ist sehr wichtig, weil wir eigentlich die Vorbilder für die nächste Generation sind.“ Dabei möchte er jüngeren Menschen insbesondere zwei wichtige Dinge mitgeben. Zum einen, dass viele Sachen oft nicht so dramatisch sind, wie sie im ersten Moment vielleicht erscheinen. „Die Welt stand schon öfter kurz vor dem angeblichen Untergang, aber tatsächlich untergegangen ist sie nie“, sagt Mäser.
Zum anderen betont der Jurist, dass man sich nicht vom Pessimismus älterer Generationen unterkriegen lassen soll. Menschen, die laut Mäser dem Ende ihres Lebens entgegenblicken, verlieren gerne die Hoffnung und vergessen dabei, dass mit jungen Menschen auch junge Ideen sowie junge Energie nachkommt.

“Knigge hat nicht geschadet”
Der emeritierte Anwalt Gottfried Waibel erzählt gerne über seine Zeit im BG Dornbirn. Besonders sein damaliger Klassenvorstand, Professor Turner, hat ihn seiner Meinung nach gut auf das Leben vorbereitet.
Er hat ihnen damals das Diskutieren, Frei-Reden und das Abwägen von Argumenten näher gebracht. Fähigkeiten, die der Anwalt in seinen späteren Jahren besonders gebrauchen konnte. Waibel selbst hatte nach der Matura keine Zeit zu verlieren und begann sein Jurastudium zeitgleich mit seinem Grundwehrdienst in Innsbruck.

Etwas, das der Anwalt heute im Schulsystem vermisst, ist der fehlende Knigge-Unterricht. Der war zu seiner Zeit noch verpflichtend und laut Waibel durchaus wertvoll für die Entwicklung junger Menschen. Dazu fällt ihm noch ein, wie nervös er war, als er zum ersten Mal ein Mädchen fragen musste, ob sie mit ihm zum Tanzunterricht komme. Tanzen war damals noch fester Bestandteil des Curriculums, und die Schüler hatten selbst dafür zu sorgen, passende Tanzpartner für den Unterricht zu finden. Dies war schon damals ein äußerst nervenaufreibendes Unterfangen für manch Jugendlichen.

„Wir haben alte Normen bewusst hinterfragt“
Zwar mag der Arzt und Universitätsprofessor bereits seit ein paar Jahren emeritiert sein, doch von Ruhestand ist hier noch lange keine Rede.
Gerade erst hat Thomas Bochdansky ein Buch namens „Bewegungssystem und Kommunikation“ publiziert und redet bereits mit voller Begeisterung über sein nächstes geplantes Werk. Darin schreibt der Facharzt für physikalische Medizin über die Barfußtherapie und schildert Vor- und Nachteile der Behandlungsmethode.
Als Gründer der Reha-Klinik Montafon gilt Bochdansky als Koryphäe auf seinem Gebiet und hat die rehabilitative Medizin nachhaltig bei uns beeinflusst.
Rückblickend auf seine Schulzeit sagt der Mediziner: „Es ist erstaunlich, wie präsent diese wenigen Jahre im Gymnasium in Erinnerung bleiben, besonders im Vergleich zu all den Jahren, die danach kamen.“ Dabei fügt er hinzu, dass seiner Meinung nach die 70er-Jahre besonders brisant und eine Zeit der Gegensätze waren. Damals stieß die eher konservative Kriegsgeneration auf junge, optimistische Menschen, welche eher gewillt waren, alte Normen auch einmal bewusst zu hinterfragen.

Vom Maturant zum Lehrer am BG Dornbirn
Klaus Fessler ist als Absolvent des Bundesgymnasiums Dornbirn seiner Heimatstadt und Schule treu geblieben.
So unterrichtete er noch vor einigen Jahren Deutsch und Geografie am BG Dornbirn. Schon als junger Lehrer befasste er sich intensiv mit der lokalen Geschichte Dornbirns und rief bereits in den 80er-Jahren das Projekt „Stadtspuren“ ins Leben. Eine Initiative, die sich um alte, prägende Industriegebäude und Anlagen der Umgebung kümmert und vor dem Abriss bewahrt. Gleichzeitig macht Klaus Fessler die Industriegeschichte für die Öffentlichkeit fassbar. Quer durch Dornbirn erstreckt sich „Stadtspuren“ inzwischen als Freilichtmuseum auf 15 Stationen. Dabei werden die Besucher auf dem sechseinhalb Kilometer langen Pfad über die industriellen Entwicklungen der Stadt informiert.
Inzwischen ist Fessler Vereinsobmann der Dornbirner Geschichtswerkstatt und hält dort Vorträge, leitet Führungen sowie Projekte und fokussiert sich dabei besonders auf die Erhaltung der Industriegeschichte.

(Sarah Karina Schäfer, NEUE am Sonntag)