Zwischen “wichtigem Verkehrsknotenpunkt” und “unnötigem Halt”

Mit einer neuen Variante für den Ausbau der Bregenzer Bahnhaltestelle am Hafen wird die Diskussion um das Vorhaben erneut angekurbelt. Die NEUE hat sich in der Landeshauptstadt zum Thema umgehört.
Von Tobias Holzer und Nathalie Schallert
Die Erweiterung des Bregenzer Bahnhalts am Hafen ist seit längerem ein politischer Zankapfel. Diese Woche kurbelten ÖVP und Grüne die Diskussion erneut an. Am Mittwoch bekräftigte der Stadtparteiobmann der Bregenzer ÖVP, Roland Frühstück, sein “Ja” zur Bahnsteigerweiterung am Hafen, die “weder den oberirdischen Gleisausbau noch eine Beeinträchtigung der Pipeline mit sich bringt”. Gleichzeitig forderte er eine gesamthafte Bahnlösung für Bregenz ein.
Neue Variante
Am selben Tag stellte der Mobilitätslandesrat der Grünen, Daniel Zadra, Pläne für eine neue Ausbauvariante vor und erwartete vom Bregenzer Stadtrat die “rasche Zustimmung” dafür. Demnach würde der Bahnsteig in Richtung Hauptbahnhof statt zur Pipeline hin ausgebaut werden, der Bahnübergang am Hafenrestaurant fiele jedoch weg und das Projekt wäre finanziell aufwändiger. Dafür würde die Liegewiese nicht beeinträchtigt werden.

Am Donnerstag legte die Bregenzer Vizebürgermeisterin Sandra Schoch nach und forderte “unverzüglich die Vorstellung der Pläne zur Verlängerung des Hafenbahnhofs in Richtung Hauptbahnhof.” Sie und Stadtrat Heribert Hehle (beide Grüne) kritisierten die “Verzögerungstaktik” von Bürgermeister Michael Ritsch (SPÖ).
Schoch und Hehle orten “Verzögerungstaktik”
Hintergrund der Diskussion: Längere Zuggarnituren der ÖBB können den Bahnhalt am Bregenzer Hafen nicht bedienen, da der Bahnsteig zu kurz ist. ÖVP und Grüne wollen diesen daher verlängern. Gegner des Ausbaus befürchten eine Beeinträchtigung der Liegewiese an der Pipeline oder sehen den Bahnhalt, der nur wenige hundert Meter vom Hauptbahnhof entfernt liegt, allgemein als unnötig an. Auch die Befürchtung eines oberirdischen Gleisausbaus am Seeufer kam in der Debatte zur Sprache. Die Fraktionen von SPÖ, FPÖ und Neos äußerten sich in der Vergangenheit bereits kritisch zu den Erweiterungsplänen.
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Ramona Theiß findet nicht, dass es einen Ausbau an der Haltestelle Hafen benötigt: “Der Hauptbahnhof ist gleich da vorne, dann muss ich den hier nicht erweitern”, deutet sie und fügt hinzu: “Man kann ja auch mal laufen oder mit dem Bus fahren. Dass es dennoch zwei Haltepunkte für die Bahn gibt, befindet sie als “Luxus.” Selbst benutzt Theiß den Bahnhalt am Hafen des Öfteren: “Es ist ganz praktisch, wenn man von Lindau kommt, kann man hier von der S-Bahn in den REX umsteigen.”

Für Gerhild Bösch spielt der Bahnhalt am Hafen eine wichtige Rolle, denn sie wohnt in der Nähe. Daher plädiert sie dafür, ihn unbedingt beizubehalten. Die Erweiterung sieht sie aus folgendem Grund aber kritisch: “Man hat gerade einen Fuß- und Radweg errichtet, den sollte man nicht kaputtmachen. Generell sollte man Fußgänger und Radfahrer mehr berücksichtigen.” Wenn es möglich sei, den Bahnsteig ohne Beeinträchtigung des Bahnübergangs oder des Wegs an der Pipeline durchzuführen, könne sich Bösch einen Ausbau aber vorstellen.
Heino Hämmerle hat eine klare Meinung zum Thema: “Man sollte den Ausbau so machen, wie sie es geplant haben. Auf der einen Seite propagiert immer die Öffis und auf der anderen Seite tut man dagegen, wenn man einen Bahnsteig um ein paar Meter verlängern soll.”

Naomi Fladenhofer findet den Ausbau “unnötig”, weil der Hauptbahnhof in der Nähe sei. Für sie wäre es kein Problem, dafür einige Meter laufen zu müssen. “Ich steige meistens sowieso am Hauptbahnhof ein”, verdeutlicht sie.
Ihre Kollegin Aliyah Egger ist bei dieser Thematik anderer Meinung. „Man sollte den Ausbau durchführen“, erklärt sie. „Ich finde die Bahnhaltestelle am Hafen gut, dann muss man nicht so weite Wege laufen“, begründet Egger.

Elke Tschann ist froh um den Hafen-Bahnhalt: “Ich könnte auch vorne am Hauptbahnhof einsteigen, tue das aber lieber hier, weil es vorne so grausig ist. Ich bin froh um alle kleinen Haltestellen, die es gibt und für Leute, die auf das Schiff umsteigen, ist das hier auch wichtig.” Wenn ein Ausbau finanziell machbar sei, sehe sie diesen positiv, betont sie.
Edith Rhomberg kommentiert die Ausbaupläne an der Bahnhaltestelle Hafen so: “Die Züge werden länger, das weiß man. Was haben wir zum Ausbau denn für eine Alternative? Einen unterirdischen Bahnausbau halte ich für utopisch.” Rhomberg benutzt den Bahnhalt selbst des Öfteren und ist sich dessen Bedeutung bewusst: “Natürlich könnte man sagen: ‘Lauft bis zum Hauptbahnhof.’ Aber für die vielen Schüler der HTL und auch für mich und meine Familie ist es fein.”
Barbara Brunner kann einem Ausbau durchaus etwas abgewinnen. „Wenn man den Ausbau durchführt, dann sollte man den Bahnsteig in Richtung Pipeline verlängern. Der Bahnübergang am Hafenrestaurant sollte unbedingt bleiben“, gibt sie ihre Einschätzung ab. Selbst benutzt Brunner als Höchsterin den Hafen-Bahnhalt aber eher selten: „Ich muss mit dem Zug in eine andere Richtung fahren. Aus diesem Grund steige ich meistens gleich am Hauptbahnhof ein und aus.“

Margit Hagen betont den Wert der Bahnhaltestelle am Hafen. „Man sollte sie unbedingt beibehalten“, betont die Dornbirnerin. „Das ist ein Verkehrsknotenpunkt für alle, die mit dem Schiff oder mit dem Fahrrad fahren.“ Bevor man den Bahnhof gar schließe, solle man ihn verlängern, „wenn nötig auch zur Pipeline hin“, ist Hagen überzeugt.
Hinweis: Nicht alle Teilnehmenden der Umfrage stimmten der Veröffentlichung eines Fotos zu.