Vom Milchregal bis in den Landtag: Markus Kliens Weg zum FPÖ-Klubobmann

Eine zufällige Begegnung im Lebensmittelgeschäft ebnete Markus Klien den Einstieg in die Hohenemser Stadtpolitik. Mittlerweile sitzt der 46-Jährige im Landtag.
Die “Neuen” im Landtag: Teil 3
Geduldig veranschaulicht Markus Klien vor dem Schnapsbrennofen: „Das Obst, in unserem Fall die Äpfel, werden zerkleinert und kommen zur Gärung in ein Fass. Bei diesem Prozess wird der Zucker in Alkohol umgewandelt. Das Ganze kommt dann in die Brennanlage, wo der Rohbrand entsteht. Dieser wird ein zweites Mal zu einem Feinbrand gebrannt, der danach gelagert und mit Wasser verdünnt wird.“ So entsteht der Apfelbrand, den Markus Klien zum Treffen mit der NEUE mitgebracht hat.

Das Schnapsbrennen ist nur eines von zahlreichen Hobbys des 46-jährigen Stadtrates aus Hohenems. Klien ist gerne bei Sportveranstaltungen, stellt als Imker eigenen Honig her, ist bei der Funkenzunft Erlach dabei und wandert häufig, am liebsten auf die Gsohl-Alpe. Außerdem ist er seit diesem Jahr neu im Landtag vertreten und Obmann des FPÖ-Landtagsklubs.

Dabei startete die politische Karriere des Markus Klien recht unerwartet, wie er erzählt: „Ich stand im Lebensmittelladen am Milchregal, als mich jemand plötzlich von hinten angetippt hat. Das war der damalige FPÖ-Ortsparteiobmann und spätere Nationalrat Bernhard Themessl. Er fragte mich, ob ich zur Partei kommen möchte.“

Der Jugendliche willigte ein, sich „das einmal anschauen zu wollen.“ Mit 15 Jahren sei er in dieser „Männerriege“ gesessen, wie der heute 46-Jährige schildert: „Das war sehr spannend, denn es ging um Hohenems – über Straßen, Bauprojekte und andere wichtige Entscheidungen.“ Das Interesse für Politik war bei Markus Klien damit geweckt.
Schritt für Schritt nach oben
Schritt für Schritt arbeitete er sich in der Hohenemser Stadtpolitik nach vorne: Erst war er als Stadtvertreter tätig, später wurde er Fraktionsobmann. „Als Horst Obwegeser sein Amt im Stadtrat niederlegte, durfte ich es übernehmen. Zuerst war ich zuständig für das Bauwesen.“ Nach der Wahl von Dieter Egger zum Bürgermeister in Hohenems sei es dann „so richtig losgegangen.“

Klien erhielt die Ressorts Bau, Raumplanung, Verkehr und Mobilität. Nach dem Abgang eines weiteren Stadtrates bekam er Sport, Vereinswesen und Ehrenamt neu hinzu. „Seither ist es nochmals viel intensiver geworden“, berichtet der Stadtrat. „Sport und Ehrenamt ist ein tolles Ressort, aber ich habe wohl von allen in der Stadt die meisten Termine. Beinahe jedes Wochenende ist eine Sportveranstaltung, unter der Woche sind viele Jahreshauptversammlungen. Aber es macht total viel Spaß, weil man überall wertvolle Einblicke bekommt.“ Auch die Wertschätzung, die er besonders bei kleineren Vereinen bekommt, wenn bei der Jahreshauptversammlung dabei ist, erfüllt den Hohenemser sichtlich. Deshalb hofft er, die Aufgaben Sport und Ehrenamt im Stadtrat auch nach den Kommunalwahlen im März weiterführen zu dürfen.

Kürzlich konnte Markus Klien mit dem Einzug in den Landtag ein weiteres Ziel in seiner politischen Karriere erreichen. „Für mich war es immer wichtig, einmal zu sehen, wie es als Abgeordneter auf Landesebene funktioniert und auch für Hohenems im Land etwas zu bewirken“, erklärt der 46-Jährige. Mit den Themen Mobilität, Verkehr und Wirtschaft bekleidet Klien Rollen, die er aus der Stadtpolitik beziehungsweise aus seiner Arbeit bei einem Automobilzulieferer in Liechtenstein kennt.
Eine neue Herausforderung
Erst dachte der Hohenemser, dass er als einfacher Abgeordneter arbeiten würde. Doch als sich die Regierungszusammenarbeit zwischen der ÖVP und der FPÖ ergab, eröffnete sich eine weitere Möglichkeit. „Wie die Jungfrau zum Kinde wurde ich gefragt, ob ich Klubobmann werden möchte“, schildert Klien schmunzelnd. „Das ist natürlich eine Herausforderung, aber ich glaube, das kann man alles lernen. Und es macht mir Spaß, mit so vielen Abgeordneten zu arbeiten. Wir sind mit elf Abgeordneten ja sogar ein bisschen größer, als die Opposition“, lacht er.
„Wie die Jungfrau zum Kinde wurde ich gefragt, ob ich Klubobmann werden möchte.“
Markus Klien
Um für diese Aufgabe genügend Zeit zu haben, gab Markus Klien kürzlich seinen Job in Liechenstein auf und arbeitet nun als Vollzeitpolitiker. Dabei kann er auf die Unterstützung seines Vorbilds in der Politik, Bürgermeister Dieter Egger, zählen: „Alles, was ich politisch kann, hat er mir beigebracht. Gerade jetzt für den Landtag nehme seine Tipps gerne an.“

Als eine seiner ersten Aufgaben widmet sich der Neo-Klubobmann dem Budget, das im Doppellandtag am Mittwoch und Donnerstag behandelt wird. „Die Situation im Land ist mit 200 Millionen Euro Schulden sehr angespannt. Für uns ist es speziell schwierig, weil das letzte Budget noch unter Schwarz-Grün beschlossen werden. Wir tragen das Budget als neuer Koalitionspartner natürlich mit, aber ab jetzt muss die Konsolidierung beginnen“, führt Klien die Linie aus, die er und die FPÖ vertreten wollen.
Zur Person
Markus Klien (*1977) studierte Projekt- und Prozessmanagement an der FH in Dornbirn. In Hohenems ist er Stadtrat für Raum-, Stadt- und Verkehrsplanung, Sport und Vereinswesen, Ehrenamt sowie IT und Organisationsentwicklung. Seit diesem Jahr ist der Obmann des FPÖ-Landtagsklubs.