Ist die Anpassung der Pensionen gerecht? Das denken die Vorarlberger

Diese Frage hat die NEUE Passanten in Dornbirn gestellt, nachdem die Regierung am Freitag die Pensionsanpassung für 2026 präsentiert hatte: Bezügen bis 2500 Euro wird die Inflation voll abgegolten, darüber gibt es einen Fixbetrag von 67,50 Euro.
Günther Vogel sagt, er habe einerseits Verständnis für die Pensionsanpassung: „Ich verstehe den Staat schon. Die Situation derzeit ist trostlos.“
Er habe auch Verständnis für Pensionisten mit geringen Bezügen: „Die Menschen mit kleiner Pension haben natürlich wenig. Wenn sie Miete bezahlen, ist das, was übrig bleibt, dürftig.“ Aber viele bekämen auch eine Pensionserhöhung, die „nicht sehr viel geleistet haben“, so Vogel. „Die haben sich irgendwie durchgeschlagen, mit Geld der Caritas und so weiter.“
Ganz gerecht, findet er, sei die Lösung nicht: „Die, die eine gute Pension haben, kriegen praktisch kaum mehr Erhöhung als jene, die fast nichts haben.“
“Gehe nebenbei arbeiten, damit das Geld reicht”
Die Kosten steigen derzeit stark, daher finde ich, dass man alle Pensionen gleich anpassen soll“, sagt Karin Oppe. „Ich wäre für eine Pensionsanpassung über der Inflation“, erklärt sie weiter.

Oppe schildert, sie sei selbst betroffen: „Ich bin in Pension, aber gehe nebenbei arbeiten, damit das Geld reicht.“ Dass der Staat mit der Pensionsanpassung sparen will, könne sie nachvollziehen, aber dafür müsse man an anderer Stelle sparen: „Ich würde bei den Ausgaben für die Unterstützung von Kriegen anfangen und dort Einsparungen tätigen.
“Mein Mann musste Invalidenpension beantragen”
Lilla Naporovszki hält die vorgestellte Pensionslösung für unfair. „Ich bin in dieser Situation auch nur Anfängerin, weil mein Mann gerade Invaliditätspension beantragen musste. Es ist nicht einfach, ich finde das nicht gut ausgearbeitet“, führt sie aus, gesteht aber auch: „Eine bessere Lösung für die Pensionsthematik könnte ich auch nicht nennen.“
Ein höherer Abschluss wäre aus ihrer Sicht aber schon eine Verbesserung: „Die Inflation ist so hoch. Wenn die Lebensmittel immer teurer werden, kann man nicht sparen, wenn die Löhne und Pensionen nicht nach oben gehen.“
Rücktrittsforderung
Die Lösung der Pensionsanpassung mit sozialer Staffelung findet Michael Stoppel „eigentlich fair.“ In Sachen Budgetpolitik ist er dennoch sehr unzufrieden mit der Bundesregierung: „Die sollen nicht immer bei den armen Menschen einsparen, sondern das Geld woanders herbekommen. Bei Verfahren in der Verwaltung zum Beispiel. Da gibt es mehrere Bereiche, in denen man sparen könnte.“

Stoppel wünscht sich einen Wechsel an der Spitze: „Am besten wäre, die Regierung tritt zurück und es gibt Neuwahlen, damit die richtigen Leute an die Macht kommen.“
“Anreiz zur Arbeit fehlt”
Auch Johann Zorn kann verstehen, dass die Bundesregierung dringend Geld braucht. Dennoch solle man nicht bei den Pensionen anfangen, findet er: „Stattdessen sollte die Regierung umfassender bei den Ausgaben sparen.“
Die soziale Staffelung bei der Inflationsabgeltung der Pensionen sieht Zorn kritisch: „So geht der Anreiz zum Arbeiten verloren. Wenn ich hohe Einzahlungen ins System habe, aber im Verhältnis weniger herausbekomme, lohnt die Arbeit sich nicht.“
Irgendwo sei diese Maßnahme von der Regierung abzusehen gewesen, findet Zorn und kommentiert spitz: „Die dümmsten Kälber suchen sich ihre Schlächter selbst.“
“Arbeit von Müttern honorieren”
Hinsichtlich der Altersarmut von Frauen seien Einsparungen bei der Pensionsanpassung nicht gut, erklärt Natalie Bayer-Metzler. Um diesem Problem entgegenzuwirken, fordert sie: „Man sollte die Zeit, die Frauen für die Kinderbetreuung investieren, in irgendeiner Form bei den Pensionen honorieren.“

Nicht nur bei Kleinkindern sei das ein wichtiges Anliegen, sagt Bayer-Metzler, denn: „Auch größere Kinder brauchen ihre Mama zuhause. Mütter sollten bei ihren Kindern sein können.“