Ein Spätstarter und seine Aufholjagd

Triathlet Maximilian Hammerle beim Ironman auf Hawaii antreten.
Es war beileibe kein einfaches Sportlerjahr, welches sich für Maximilian Hammerle langsam dem Ende zuneigt. Zahlreiche Absagen in der Welt des Triathlons sowie eine Verletzung verhinderten, wonach sich der Lauteracher sehnt. Doch getreu dem Sprichwort „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“ blickt der 27-Jährige bereits dem kommenden Jahr entgegen. Mit ambitionierten Zielen und einem klaren Plan.

Große Schwäche
Als erster Schritt beinhaltet dies eine Verbesserung beim Schwimmen. Hier hat der Sportler vom Triathlonclub Dornbirn den größten Nachholbedarf unter den Disziplinen des Dreikampfs. „Das ist die große Schwäche. Es versaut mir eigentlich jedes Rennen“, hält sich der Hofsteiger nicht mit Selbstkritik zurück. Auf der Langdistanz sind es nach eigenem Bekunden noch rund zehn Minuten, die nach den 3,8 Kilometern im Wasser auf die Führenden fehlen. Dass diese Zeitspanne innerhalb von wenigen Monaten nicht wettzumachen ist, dessen ist er sich durchaus im Klaren. Aber zwei oder drei Minuten sollen es schon möglichst bald werden. „Endgültig zufrieden bin ich aber erst, wenn ich vorne mitschwimme. Denn dann kann man ein Rennen bestimmen.“
Aktuell muss er nach der ersten Disziplin stets eine Aufholjagd starten. Beim Austria-Triathlon Anfang September in Podersdorf waren gleich 25 Athleten früher aus dem kühlen Nass gestiegen. Und Hammerle ist eben keiner, der lediglich um die Plätze wetteifern will.
Sein Anspruch geht weitaus höher. Die Diskrepanz zu den Topleuten soll nun bei einem mehrwöchigen Trainingslager in Frankfurt im November verringert werden.

Später Karrierestart
Dabei hat er sich im Vergleich zu den Anfängen bereits um Welten gesteigert. „Gerade in den Massenstarts habe ich mir beim Schwimmen schwer getan und in den ersten beiden Rennen fast Todesängste ausgestanden. Darum muss ich zufrieden sein, wie weit ich bereits bin. Ich fühle mich wohl und komfortabel im Wasser“, macht der Athlet einen kurzen Rückblick.
Und die ersten Starts liegen noch gar nicht lange zurück. Erst vor etwas mehr als zwei Jahren erfolgte der Wechsel vom Radsport hin zum Triathlon und damit der Beginn ins Kraultraining. Dabei wurde das Talent bereits in frühen Jahren entdeckt. „Ich habe mit Leichtathletik angefangen und war zum Beispiel beim Sprinten nie gut, aber ich konnte immer länger als die anderen. Je länger etwas geht, umso besser fühle ich mich. Daher bin ich nicht am Anfang vorne, sondern hole immer auf“, beschreibt der Sportler selbst. Und dies gilt eben auch für seine Rennen.

Kurze Auszeit
Der Auftritt im burgendländischen Podersdorf bestätigte dies ein weiteres Mal. Denn nach 180 Kilometern konnten nur drei Konkurrenten eine bessere Zeit auf dem Zweirad aufweisen, womit bereits zahlreiche Plätze gutgemacht wurden. Dabei war die Topografie überhaupt nicht nach dem Geschmack von Hammerle. Der spätere Sieger Michael Weiss nahm ihm zwölf Minuten ab und konnte auf dem flachen Radkurs seine Gewichtsvorteile ausspielen. „Es ist seine Strecke. Aber auf einer Strecke wie in Wales gebe ich ihm sicher diese zwölf Minuten“, findet der Unterländer, der sich auf hügeligen Kursen deutlich wohler fühlt, einen Vergleich.
Beim Rennen im Landesteil des Vereinigten Königreichs im September des vergangenen Jahres konnte der Triathlet mit einem zweiten Rang erstmals auf sich aufmerksam machen. Und eigentlich sollte dieses Ergebnis weitere positive Impulse für das Jahr 2020 bewirken.
Doch dann sorgte der coronabedingte Lockdown für einen Strich durch die Rechnung von Hammerles Plänen. Just in einer Phase, als er sich selbst in Hochform fühlte. Ein zweiter Rückschlag folgte auf dem Fuß. Denn anstatt diese Zeit für das Training zu nutzen, ordneten die Füße eine Zwangspause an. Eine Achilessehnenentzündung bedeutete eine fünfwöchige Auszeit. „Im April habe ich mir gedacht, wie soll ich jemals wieder einen Ironman machen, ich kann ja nicht einmal fünf Meter ohne Schmerzen gehen“, gibt er Einblicke in seine Schmerzskala.
Doch anstelle einer Resignation ging der Blick beim ihm schnell nach vorne. Deshalb findet er auch einen positiven Aspekt am Zeitpunkt der Verletzung: „Ich hatte noch etwas Glück, da ich verletzt war und ohnehin eine Pause hätte machen müssen.“

Zweitschnellster Triathlet
Ähnlich verhielt es sich mit dem Wettkampf in Podersdorf. Auch dort ging der Blick nach kurzzeitiger Frustration wieder nach vorne. Denn nach den 42,2 Kilometern im Laufen kam er eben hinter dem Österreicher Weiss als Zweiter ins Ziel. Und eigentlich waren die Ambitionen höher gesteckt. „Ich habe für Podersdorf mit einem Sieg spekuliert, weil ich gemerkt habe, dass ich gut drauf bin. Gerade heuer, wo so wenig war, will man es umsetzen“, erklärt er.
Aber seine erzielte Zeit machte den zweiten Rang schnell vergessen. Denn mit 7:55:11 Stunden gelang ihm nicht nur die zweitbeste Zeit eines österreichischen Triathleten bei einem Ironman, er blieb bei seinem erst dritten Versuch über die Langdistanz auch erstmals unter der Acht-Stunden-Marke. „Die Zeit ist sicher gut. In der Woche zuvor habe ich schon spekuliert, dass ich unter acht Stunden kommen könnte“, bleibt Hammerle bescheiden. Wohl nur die wenigsten Experten hätten diese Einschätzung vorab geteilt.
Podersdorf war damit das große Highlight in diesem Sportjahr. Dabei war es eigentlich im Kalender gar nicht eingeplant. Absagen in Nizza und Italien machten aber ein Umdenken unumgänglich. Doch der schmerzhafteste Widerruf für eine Veranstaltung erfolgte bereits im Frühjahr, als der Ironman Germany in Frankfurt zunächst verschoben, anschließend ganz aus dem Kalender genommen wurde. Denn dieser sollte dem Lauteracher als Qualifikation für sein größtes Ziel dienen: den Ironman auf Hawaii.

Zwischenziele
„Es war mir relativ früh klar, weil die Qualifikation weggefallen ist. Mir ist es nicht gut gegangen, weil das große Ziel für heuer damit weg war. Aber irgendwann muss man sich klar werden, dass es sich nur um ein Jahr verschoben hat“, gibt der Sportler Einblicke in seine Gemütslage, als er von der Hawaii-Absage erfuhr. Nun will er diesen Traum also im kommenden Jahr in Angriff nehmen und würde damit immer noch seinen ursprünglichen Zeitplan ad absurdum führen. Denn zum Start seiner Triathlonkarriere stand die Erfüllung mit Hawaii am Ende eines Fünfjahresplans. Nun soll es schon nach drei Jahren klappen. „Mein großes Ziel heißt Hawaii, und alles andere auf dem Weg dahin sind eigentlich nur Zwischenziele“, gibt der Athlet seine klare Vorstellung preis.
Ein erster Auftritt auf der Vulkaninsel im Pazifik soll erst der Anfang sein. Schließlich will Hammerle auch dort nicht nur um die Plätze wetteifern, sondern vielleicht auch irgendwann einmal auf dem Podest eine Medaille in Empfang nehmen. Auch wenn die eigene Erwartungshaltung hoch sein mag, verrückt scheint sie nicht mehr zu sein. Dies hat sein Auftritt in Podersdorf unter Beweis gestellt. Und das Rennen ist zudem ein Spiegelbild seiner bisherigen Laufbahn: Hintenheraus wird Hammerle immer stärker.