Sonst geendet im Scherbenhaufen

Schmidhofer ist der “dritte Mann”, der Karren wieder flott machen soll.
Es war ein hartes Ringen und ein zäher Kampf, der bei der Sitzung der Wahlkommission des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV) in Anif bei Salzburg geführt wurde. Es ging um die Frage der Nachfolge von Noch-Präsident Peter Schröcksnadel – auf dem Tisch lagen zwei Wahlvorschläge: der des Salzburger Verbandes und Michael Walchhofer und der des steirischen Verbandes mit Renate Götschl. Das Problem: Keine der Vorschläge fand eine breite Zustimmung – zumindest so breit, dass es gelungen wäre, ihn durchzusetzen.
Dann, kurz nach 23.30 Uhr bahnte sich doch noch eine Wende an, als Niederösterreichs Präsident Wolfgang Labenbacher plötzlich Karl Schmidhofer vorschlug – den steirischen Präsidenten. Und ab da kam Bewegung in die Sache, kurz nach 1:35 Uhr war man sich einig: Schmidhofer ist designierter Präsident, sechs der neun Bundesländer signalisierten Zustimmung. Einzig die Steiermark (die ja mit Götschl schon eine Kandidatin stellte) enthielt sich der Stimme, das Präsidium tagt am Mittwoch über die weitere Vorgehensweise. Und deswegen enthielt sich auch Vorarlberg. Und doch: Sechs Bundesländer hinter sich – da sagte Schmidhofer zu. Und nach einer Sitzung am Mittwochvormittag schuf der steirische Verband Klarheit: Schmidhofer wird unterstützt, Götschl soll Präsidentin des steirischen Skiverbandes werden.
Nach der Einigung, die so sicher noch nicht zu sein scheint, setzte sich der 59-jährige Steirer Schmidhofer ins Auto und fuhr nach Wien. Dort sitzt er, nach einer kurzen Dusche in seiner Wiener Wohnung, heute im Nationalrat bei der Nationalratssitzung. Für die Kleine Zeitung unterbrach er diese kurz und beantwortete ein paar Fragen:
Sie sitzen schon wieder im Nationalrat, das nach einer Marathonsitzung in Wien. Viel Schlaf scheinen Sie nicht zu brauchen?
KARL SCHMIDHOFER: Ich bin sofort nach der Sitzung in Salzburg ins Auto gestiegen, habe mich dann kurz geduscht und bin jetzt im Nationalrat. Seit ich Abgeordneter bin, habe ich noch keine einzige Sitzung versäumt, das wollte ich auch jetzt nicht. Ich nehme das sehr ernst, wenn ich so eine Verpflichtung eingehe.
Wie überraschend war es für Sie, dass Sie nun als designierter Nachfolger von Peter Schröcksnadel sind?
Es war plötzlich, ist am Tisch entstanden und war auch für mich ein Schuss aus der Hüfte, als der niederösterreichische Präsident über den Tisch gefragt habt, ob ich mir das nicht vorstellen könnte. Ich bin aber um 16 Uhr mit dem Wahlvorschlag der Steiermark in die Sitzung gegangen. Ich hätte mir das so nicht erwartet.
Und was war Ihre Antwort?
Ich bin dann in einer Pause nach draußen und habe mit meiner Frau telefoniert und sie gefragt, was sie davon hält. Sie hat zugestimmt. Dann bin ich wieder zur Sitzung und habe dort erklärt, dass ich bereit bin.
Sechs Bundesländer stehen hinter Ihnen, die Steiermark nicht. Warum?
Ich kann das auch verstehen, wir hatten ja schon einen eigenen Vorschlag. Daher wollte man sich nicht umentscheiden. Aber ich muss sagen: Hätte die Steiermark zugesagt, dann hätte auch Vorarlberg zugestimmt. Und dann hätte ich acht Bundesländer hinter mir gehabt. Wir haben ja alle immer bei unseren Präsidien rückgefragt, wenn es Lösungsansätze gegeben hat.
Sind Sie nun der einzige Kandidat?
Nein, alle Wahlvorschläge sind nach wie vor aufrecht. Aber es ist natürlich auch nicht gut angekommen, dass Renate (Götschl, Anm.) nicht in Salzburg erschienen ist. Aber derzeit gibt es nach wie vor alle drei Kandidaturen. Mit dem Unterschied, dass ich sechs Landespräsidenten hinter mir habe. Für diese Zustimmung bin ich auch dankbar. Hätte die Steiermark schon zugesagt, dann wäre auch Vorarlberg mitgezogen, dann hätte ich ja acht Stimmen gehabt. Und der Tiroler Präsident hat sein Präsidium nicht erwischt, deshalb hat er sich der Stimme enthalten.
Und Sie haben trotzdem zugestimmt?
Es hätte sonst im Scherbenhaufen geendet. Und das wollten alle vom ÖSV, dessen Mitarbeitern und den Sportlern fernhalten. Es war auch keine Taktik im Spiel. In dieser Situation hat es für mich nur die Entscheidung meiner Frau gegeben – und dann musste ich Ja sagen. Sonst hätten wir den Saal wieder ohne Ergebnis für den Sport verlassen.
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Wie geht es nun weiter?
Ich musste weitreichende Entscheidungen treffen, innerhalb einer Stunde. Jetzt bin ich Kandidat, offiziell bestätigt in einer Wahlausschusssitzung. Das ist auch eine hohe Auszeichnung für mich, darauf bin ich nicht unstolz. Ich werde den 19. Juni herankommen lassen mit der Wahl. Sollte ich gewählt werden, werde ich mein Nationalratsmandat zurücklegen.
Ist das notwendig?
So eine große Firma braucht 100 Prozent Konzentration. Ich würde mir in Innsbruck wohl auch eine kleine Garconniere nehmen, meine Frau würde mich mitunter auch begleiten. So wie ich es schon in Haus im Ennstal gemacht habe, als ich dort Geschäftsführer war.
Man munkelt, dass Michael Walchhofer ihr Vizepräsident werden soll?
Das kann ich ja gar nicht entscheiden, ich wäre aber sicher zur Zusammenarbeit bereit.
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Manche meinten nach der Sitzung, Sie seien ein “idealer Kandidat”, weil Sie viel Ahnung vom Skisport, von der Wirtschaft haben. Sehen Sie das auch so?
Wenn man repliziert: Ich habe viele Firmen in Insolvenzverfahren herrichten müssen, das ist ja beim ÖSV nicht der Fall. Aber ich hatte auch immer Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ich werde Zeit brauchen, um mich einzuarbeiten. Aber ich habe schon auch Erfahrung mit dem ÖSV, ich habe ja am Kreischberg einige Veranstaltungen mit dem ÖSV durchgeführt und abgerechnet. In Grundzügen sind mir viele Vorgänge bekannt.
Werden Sie Geschäftsführer der Tochtergesellschaften werden?
Das ist der Plan. Aber, wie gesagt, ich habe Erfahrung, auch und gerade mit Ehrenämtern. Ob das im Skiklub war oder im steirischen Skiverband.
Wir würden Sie sich denn als Chef selbst beschreiben?
Ich bin schon gerne vorne, an der Spitze. Wenn ich wo was angehe, dann auch konsequent. Ich schätze Ehrlichkeit und Leistungsbereitschaft. Und als Chef verlange ich schon auch etwas von den Mitarbeitern.