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Ein Abschiedsturnier für Busquets?

24.10.2022 • 16:23 Uhr
SOCCER-SPAIN-FCB-VIL/REPORT
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34 Jahre alt und der Kapitän der Nationalmannschaft: Das trifft auf den Spanier Sergio Busquets zu. Seit fast 14 Jahren, nämlich seit Februar 2009, läuft der Fußballer im Trikot von „La Roja“, „den Roten“, auf. Insgesamt 139 Spiele bestritt der Profi nun bereits. Und so wie es aussieht, könnte die WM in Katar das letzte große Turnier des Kapitäns werden.

Bei Barcelona eine Legende

Seit 2008 spielt der Katalane im Trikot des FC Barcelona und verzaubert Woche für Woche seine Fans. Trainer und Verein würden diese lange Historie gerne noch verlängern – der Spieler aber hat einen Verbleib im Verein für sich ausgeschlossen. Stattdessen scheint er in Richtung seines Karriereendes noch einmal den Schritt über den großen Teich machen zu wollen: Offenbar liegt dem 34-Jährigen ein Angebot von Inter Miami vor, das ihn reizt. Sowohl er als auch seine Familie sollen von den Plänen begeistert sein, berichten diverse Medien. Sein Vertrag bei Barça läuft im Sommer 2023 aus.
Trainer Xavi bedauert einen möglichen Abgang des Spielers und betont seine Verlängerungsabsichten: „Wir haben keinen Ersatz. Wir hatten Pjanic, der wie Nico gegangen ist. Jetzt haben wir Frenkie, Kessie, oder wir können einen Innenverteidiger ausprobieren … Deshalb ist Busi so wichtig.“ Die warmen Worte dürften Busquets zwar freuen, an seiner Meinung ändern sie aber vermutlich wenig.

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American Dream?

Aber warum ist Inter Miami eigentlich so reizvoll für ältere Fußball-Profis? Schließlich scheinen auch Luis Suarez oder gar Lionel Messi in Gesprächen mit dem Klub zu sein.
Der Verein ist ein Franchise, also ein lizenziertes Unternehmen, das an Sportveranstaltungen teilnimmt. Er ist im Besitz einer Investorengruppe rund um den ehemaligen Nationalspieler David Beckham. Seit 2018 trägt der Verein den spanischen Namen Club Internacional de Fútbol Miami, kurz Inter Miami. Kein Zufall – ebenso wenig wie die Vereinsfarben pink, weiß und schwarz. Mehr als die Hälfte der 5,5 Millionen Menschen, die in Miami leben, sind lateinamerikanischer Abstammung. Daher soll der Name alle „Kulturen und Gemeinschaften umarmen“ und für „Internationalität, Diversität, Kreativität und Spirit“ stehen.

Beckham und Inter Miami

Beckhams Ziel ist eindeutig: Er will den Verein zum schillerndsten Klub der Major League Soccer (MLS) machen. Daher engagiert er sich enorm, Spieler mit großem Namen von sich und dem Verein als Karriereabschluss zu überzeugen. Zu Beginn der gerade einmal zwei Jahre alten Vereinsgeschichte waren die Ziele von Miami sehr deutlich ausgesprochen worden: „Wir wollen Meister werden“, sagte Inter-Spieler Jerome Kiesewetter damals gegenüber dem „kicker“. Viel Geld durch Inves­toren und große Ambitionen in einer leistungstechnisch eher mäßigen Liga könnten also einen Wechsel für Spieler aus Europa attraktiv machen.

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Gehaltsobergrenze in der MLS

So offenbar auch für Sergio Busquets. Ein horrendes Gehalt wie bei Barça wird der Fußballer in Amerika allerdings nicht verdienen. Schenkt man der Seite „fußballtransfers.com“ Glauben, erhält Busquets aktuell 12,6 Mio. Euro pro Jahr. In der MLS hingegen gibt es eine Gehaltsobergrenze von 335.000 Dollar pro Jahr. Nur die sogenannte Designated Player Rule, nach der drei Spieler pro Team mehr verdienen dürfen, erlaubt Ausnahmen – Summen wie in Spanien scheinen trotzdem schier unmöglich.

Der letzte Griff nach dem Pokal

Mit seinem wahrscheinlichen Wechsel nach Amerika dürfte es für Busquets steil in Richtung Karriereende gehen – zumindest, was seine Einsätze in der Nationalmannschaft betrifft.
Busquets gehört auch jetzt bereits nicht mehr unumstritten zum Stammpersonal der Spanier. In der Vergangenheit musste der Kapitän auch auf der Bank Platz nehmen. Die Leistung der „Furia Roja“ ist nach kriselnder Stimmung in den letzter Zeit schwer einzuschätzen. Ungewohnte technische Defizite in der Spieleröffnung gehören in diesem Jahr offenbar genauso zum spanischen Nationalteam wie die Schwäche bei gegnerischen Standards.
Busquets könnte in diesem Zusammenhang wertvoll für die Mannschaft sein und insbesondere die jungen Spieler mit Selbstvertrauen segnen.

Revolutionär der Mittelfeldspieler

Busquets hat den Fußball in gewisser Weise revolutioniert, die Rolle eines zentralen Mittelfeldspielers ganz neu definiert, in der es unabdingbar schien, körperlich robust zu sein.

WM-Aussichten

Im Fifa-Interview verrät der Spieler, mit welchen Erwartungen er zur WM nach Katar fährt. „Wir haben immer hohe Erwartungen, weil die spanischen Fans immer von uns erwarten, dass wir die Besten sein werden, und ich denke, so sollte es auch sein.“ Nach glorreichen Zeiten, an deren Ende zwei Europameistertitel und eine gewonnene Weltmeisterschaft standen, seien weniger glorreiche Spiele gefolgt. Nun aber sei das vorbei und die Fans wieder begeistert. „Und ich bin sicher, dass unsere Gegner Respekt haben, wenn sie gegen uns spielen müssen.“
Außerdem setzt Bsquets bei der WM auf einen ganz besonderen Spieler: Pedri. „Er wird sein volles Potenzial ausschöpfen und der Welt zeigen, was für ein toller Spieler er ist.“ Beginnt mit ihm eine neue Ära?