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„Erkennen uns als Marke in Johannes wieder“

10.12.2023 • 13:58 Uhr
„Erkennen uns als Marke in Johannes wieder“
Gerhard Burtscher und Johannes Strolz im heimeligen Gespräch mit der NEUE. Hartinger

Johannes Strolz erhielt dieser Tage eine Gondel bei der Valisera-Bahn. Im Interview geben BTV-Markenbotschafter Strolz und BTV-Vorstandsvorsitzender Gerhard Burtscher bemerkenswerte Einblicke in ihre Partnerschaft.

Wann hat sich die Partnerschaft zwischen der BTV und Johannes Strolz angebahnt?
Gerhard Burtscher: Das war im August 2022, interessanterweise während meines Urlaubs. Ich habe damals mit Charly Dorner, dem Manager von Johannes, ein Treffen bei mir zu Hause in Bartholomäberg vereinbart und war dann ganz überrascht, dass bei dem Termin Johannes selbst auch dabei war. Nach eineinhalb Stunden war klar, dass wir die Partnerschaft eingehen, auch wenn natürlich noch nichts unterschrieben war.

Sind Sie während der Olympischen Spiele auf die Idee gekommen, Werbepartner von Johannes Strolz zu werden?
Burtscher: Nein, weil wir seit 40 Jahren dezidiert kein Sportsponsoring machen. Wir haben uns immer auf Kunst- und Kultursponsoring konzentriert, mit dieser Strategie konnten wir uns als BTV in den Zielmärkten Tirol, Vorarlberg und Wien sehr gut platzieren. Mit den neuen Märkten Deutschland, Schweiz und Südtirol hat Kunst und Kultur nicht mehr ausgereicht. Also haben wir uns überlegt, ob wir doch den Schritt ins Sportsponsoring machen sollen. Und was wäre bei unserem neu dazugekommenen Wirkungsbereich Süddeutschland, Schweiz und Südtirol naheliegender, als sich mit dem Skirennsport zu befassen? Der Skirennsport findet in Süddeutschland, aber eher nicht mehr nördlich von Bayern statt, der Skisport kommt in der Schweiz sehr gut an, und er funktioniert in Südtirol und Norditalien, aber in südlicheren Gefilden in Italien auch nicht mehr. Das heißt also: Es war klar, mit dem Einstieg in den Skisport würden wir punktgenau unsere neu dazugekommenen Einzugsgebiete erreichen. Noch naheliegender machte den Schritt in den Skirennsport, dass wir mit Silvretta-Montafon und Mayrhofen zwei eigene Skigebiete haben. Somit war dann relativ schnell klar: Wenn wir den Strategiewechsel vollziehen und Sportsponsoring machen, dann wird es der Skisport – aber dafür brauchte es die richtige Person, die zu unserer Marke passt, und da wiederum waren wir uns intern sehr schnell einig, dass Johannes Strolz diese Person ist.

An der Stelle wird der Perspektivwechsel interessant. Herr Strolz, nach Ihren großen Erfolgen im Winter 2021/22 mit dem Sieg in Adelboden und den Olympiasiegen in China war es sicherlich Ihr Ziel, dass sich Ihre Erfolge auch finanziell auswirken, schließlich sind Sie Profisportler, also Berufssportler. Wie wichtig ist aber in so einer Situation, dass man einen Werbepartner findet, der zu einem passt und bei dem man am Ende nicht sagen muss: Sie zahlen gutes Geld, aber eigentlich kann ich zu der Marke überhaupt nicht stehen?
Johannes Strolz: Sie bringen es mit Ihrer Fragestellung schon auf den Punkt. Natürlich wollte ich mich nach meinen Olympiasiegen als Markenbotschafter so aufstellen, dass ich mit gutem Gewissen und mit Authentizität eine Marke repräsentieren kann. Ich wollte ein gutes Gefühl haben – und das habe ich bei der BTV. Gerade auch mit meiner Vergangenheit habe ich ja aufgezeigt, wie viel wertvoller es ist, gemeinsam langfristige Ziele zu verfolgen, als in einem kurzen Zeitraum das Maximum zu erzwingen – wir alle kennen diese Werbepartner, die sich wie die Fahne im Wind drehen. Ich hatte schon vor meinen großen Erfolgen das Glück, dass ich auf super Partner vertrauen konnte, die immer zu mir gestanden sind, gerade auch bei den Ausrüstern mit Head, meinem Helm- und Brillenausrüster Uvex und auch meinen früheren Kopfsponsoren. Es gilt bei so einer Partnerschaft, dass Athlet und Werbepartner auf einer Linie sind, sich auf Augenhöhe begegnen und für beide Seiten diese Authentizität, also eine Echtheit, spürbar und lebbar ist. Dann kann man gemeinsam Großes erreichen und auch Durststrecken zusammen überwinden.

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Strolz signiert die Gondel bei der Valisera-Bahn, die ihm übergeben wurde. Hartinger

Inwieweit kann für eine Bank die Wahl eines Werbeträgers eine emotionale Entscheidung sein: Vorarlberger, erfolgreich, sympathisch – oder geben auch da vor allem Zahlen, Daten, Fakten den Ausschlag?
Burtscher: Es war und ist eine Kombination. Natürlich spielen auch sachliche Argumente eine Rolle, in unserem Fall vor allem eben auch auf dem Weg dorthin, dass wir uns für das Sportsponsoring öffnen. Und auch die Entscheidung für Johannes war auch eine sachliche. Er bringt so eine einmalige Geschichte mit, die mit seinem Papa losgeht, dann verliert er seinen Kaderplatz und ist eigentlich fast weg, kämpft sich zurück, gewinnt in Adelboden mit Startnummer 38 das Rennen und macht es bei den Spielen seinem Papa nach und wird wie er Olympiasieger in der Kombination. Mehr noch: Er wird Doppelolympiasieger und Silbermedaillengewinner. Dann ist er ein Vorarlberger, der direkt an der Tiroler Grenze wohnt und hat eine Tiroler Freundin, noch besser geht es ja fast nicht für die BTV – die Bank für Tirol und Vorarlberg.

Strolz: (lacht seit „Tiroler Grenze“) Wirklich interessant, diese Überlegungen mal zu hören.

Burtscher: Ich finde es auch spannend, ganz frei über diese Überlegungen zu sprechen. Entscheidend war aber der Auftritt von Johannes: Sympathisch, bodenständig, den eigenen Weg gehen, mit dem Anspruch, ein Höchstmaß an Qualität umzusetzen – da weiß man fast gar nicht, ob man von Johannes Strolz oder der BTV spricht, wir erkennen uns als Marke ihn ihm als Person wieder. Das alles hat die Entscheidung für Johannes Strolz so einfach gemacht. Es gab ein Vorgespräch mit Charly Dorner, das gemeinsame Treffen bei mir zu Hause – und danach ging es nur mehr darum, die Rahmenbedingungen zu definieren, was keine große Herausforderung mehr war. Im Rückblick würde ich sagen, die Entscheidung war zu 60 Prozent emotional.

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Strolz und Burtscher stoßen während germeinsamen Gondelfahrt mitenander an. Klaus Hartinger


Wie haben Sie das Gespräch mit Gerhard Burtscher erlebt?

Strolz: Es war sehr angenehm, völlig anders, als erwartet.

Burtscher: Weil du keinen Bauernhof bei mir erwartet hast?

Strolz: Ich habe mir das Gespräch einfach ganz anders vorgestellt. Ich hätte nicht erwartet, dass ein Vorstandsvorsitzender einer Bank so bodenständig, offen und einfach normal geblieben ist. Ich hatte da ein ganz anderes Bild im Kopf und war völlig überrascht. Deshalb hat es von Anfang an sehr gut gepasst. Besonders gefallen hat mir, wie Gerhard davon erzählt hat, dass er als Jugendlicher neben der Schule in einer Fahrschule gearbeitet hat und später bei der BTV in einer Filiale angefangen hat und sich Schritt um Schritt nach oben gearbeitet hat. Diese Einstellung, dass man anpacken muss, um etwas zu erreichen, dass es Herzblut braucht, das war mir sympathisch. Womit ich sicher nichts anfangen hätte können, wäre ein abgehobenes Auftreten und völlig überzogene Erwartungen an eine Partnerschaft gewesen.

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Auch ein gemeinsames Selfie machen Strolz und Burtscher. Klaus Hartinger

Waren Sie vor dem Treffen nervös?
Strolz: Nervös ist wahrscheinlich der falsche Ausdruck, aber angespannt war ich. Denn so ein Gespräch habe ich noch nie geführt. Ich hatte wie gesagt auch früher sehr feine, loyale und mir freundschaftlich verbundene Kopfsponsoren. Ich darf also mit Glück behaupten, während meiner gesamten Karriere starke Partner an meiner Seite zu haben.

Burtscher: Johannes ist für uns ein Markenbotschafter für unsere Kunden in der Identifikation, aber auch für unsere Mitarbeiter. Wir hatten vor Kurzem eine große Mitarbeiterveranstaltung für 600 Mitarbeiter, Johannes und seine Freundin waren die Überraschungsgäste, was für die Mitarbeiter eine Sensation war. Plötzlich kommt da ein Olympia­sieger und eine Person, mit der man sich extrem gut identifizieren kann. Weil diese Werte, die Johannes lebt: diese Leidenschaft, dieses mehr zu tun als andere, um besser zu sein – das ist unsere Maxime. Johannes und ich haben relativ viel Kontakt, wir telefonieren oft. Wobei das nicht auf einer förmlichen Ebene verläuft: da die Bank, dort der Athlet. Ich habe gegenüber Johannes nur ein einziges Mal ein Event als Pflichttermin für ihn deklariert und das in dem Gespräch mit ihm sogar noch anders formuliert, ich sagte, glaube ich: „Da solltest du kommen, das wäre für uns als Bank wichtig“. Unser Kontakt ist sicher nicht so zu beschreiben, dass sich der Hauptsponsor auf förmliche Weise beim Markenbotschafter meldet oder umgekehrt.

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Burtscher und Strolz lösen gemeinsam auch die Quiz-Aufgaben, die auf einem Monitor in der Gondel gestellt werden. Klaus Hartinger

Strolz: Es für mich absolut stimmig, mit einer BTV-Kappe zu einem Interview zu gehen, mit einem BTV-Helm am Start zu stehen. Es ist mittlerweile wirklich so, dass ich in Freundeskreisen über die BTV spreche und sage: Die Bank wäre genau das richtige für dich. Das sage ich nicht, weil ich es muss, wer mich kennt, weiß, dass ich so was nie machen würde. Sondern, weil ich die BTV so erlebe, dass ich sie nur weiterempfehlen kann. Ich habe mir nie Gedanken gemacht, wie ich mich präsentieren und verhalten muss, um meinem Partner gerecht zu werden, genau darum ist ja Authentizität für beide Seiten so wichtig. Wenn ich anders sein soll, als ich bin, dann ist das genauso schwierig, ja eigentlich unmöglich, als wenn mein Partner anders ist, als ich ihn mir wünsche. Man lernt als Sportler mit der Zeit, dass man nichts erzwingen kann. Und genauso ist es auch mit den Sponsoren. Man kommt nicht sehr weit, wenn man sich verstellen muss.

Mich wundert, dass es noch keine Vorsorge-Kampagne mit Hubert und Johannes Strolz gibt: „Johannes, das mit dem Olympiasieg hast du mir super nachgemacht, jetzt musst du aber an später denken. Ich habe vor Jahren eine super Vorsorge abgeschlossen, das wäre auch was für dich“. Kann der Tag kommen, an dem die BTV so eine Kampagne umsetzt?
Burtscher: Nein, weil wir keine klassischen Werbebotschaften mit Johannes transportieren wollen. Das würde generell nicht zu uns passen. Es gibt aber einen Podcast von Johannes und Hubert, bei dem die beiden durchaus auch über solche Themen reden, aber da wird keine Werbung für ein Produkt gemacht, das sind nicht die Werte, die wir vermitteln wollen. Wir streben mit Johannes eine langfristige Partnerschaft an, die ganz sicher über seine aktive Zeit hinausgehen wird, weil das die Zeithorizonte sind, mit denen wir Partnerschaften definieren.

Was macht so eine Ansage mit Ihnen?
Strolz: Es gibt einem Sicherheit und ist eine Bestätigung, nicht im Sinne, dass man sich keine Sorgen mehr machen muss, sondern eine Sicherheit und Bestätigung, dass ich bei der BTV als Mensch und Person wahrgenommen und geschätzt werde, unabhängig vom sportlichen Erfolg, der natürlich wichtig ist. Ich arbeite natürlich jeden Tag daran, dass ich mein Leistungsniveau verbessere, um in den Ergebnislisten wieder so weit nach vorne zu kommen wie möglich. Aber es ist sehr wertvoll, das Wort hatten wir jetzt schon ein paar Mal, einen Sponsor und Partner an seiner Seite zu wissen, der den Wert der Zusammenarbeit nicht nur mit der Werbezeit berechnet.

Burtscher: Wir haben zu Beginn unserer Partnerschaft mit Johannes Strolz standardmäßig eine Agentur beauftragt, die Werbeminuten zu zählen, die wir durch Johannes Strolz bekommen. Ich habe mir aber die Liste noch kein einziges Mal vorlegen lassen, weil ich der Meinung bin, dass man den Wert einer Partnerschaft wie der zwischen uns und Johannes nicht in Statistiken ablesen kann.

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Johannes Strolz wirkt wie einer, der angekommen ist. Klaus Hartinger

Strolz: Und genau das meine ich mit Bestätigung. Ein Sponsoring ist schnell abgeschlossen, aber wenn es nur darum geht: Das geben wir, das erwarten wir – dann wird das nichts Langfristiges, weil der Athlet dann ja zwangsläufig auch so denken muss. Denn Loyalität ist eine Türe, die in beide Richtungen schwingt. Ich spreche jetzt einfach mal was aus: Es gibt Sponsoren, die sagen: friss oder stirb, damit sind viele Sportler konfrontiert, und damit meine ich nicht nur diejenigen, die sportlich zu kämpfen haben, sondern auch Champions, die sich davon in der Öffentlichkeit nichts anmerken lassen.

Man stellt sich immer auf einen gewissen Gesprächsverlauf ein. Aber mit so einer ungewöhnlichen Partnerschaft und so offenen Worten war nicht zu rechnen. Wie eng ist denn der Kontakt zwischen Ihnen?
Burtscher: Wir sind schon sehr regelmäßig im Kontakt. Nicht täglich und längst nicht immer anlassbezogen, ich entscheide das aus dem Bauch heraus, und ich glaube, beim Johannes wird das nicht anders sein. Es gibt Dinge, die mache ich mich mit Charly Dorner aus, wie zum Beispiel Terminkoordinationen. Wenn ich wissen will, wie es Johannes geht, schreibe ich ihm klarerweise direkt oder rufe ihn an. Wir sehen uns auch nicht nur, wenn wir ihm eine Gondel übergeben, bei Kundenveranstaltungen, oder wenn ich es schaffe, bei dem ein oder anderen Rennen dabei zu sein. Zwei, drei, vier Mal im Jahr treffen wir uns zum Grillen. Ich finde, wir haben eine Partnerschaft mit Tiefgang – und darauf bin ich wirklich stolz.

Strolz: Ich bin darauf auch stolz und will dieses Vertrauen und dieses Aufgehoben-Sein natürlich mit Erfolgen zurückzahlen.

Burtscher: Ich war mal mit Johannes in Adelboden auf Höhe des Starthauses. Wenn man das mal sieht, wie steil es dort ist und dann daran denkt, dass die Läufer da bei eisigen Bedingungen ein paar Zentimeter neben den Stangen vorbeifahren, dann weiß man, wie knapp Erfolg und Misserfolg beieinanderliegen. Wobei, für gewöhnlich schaffe ich es nervlich nicht, mir seine Rennen im Fernsehen anzuschauen. Ich gehe immer aus dem Zimmer.

Ihre Mutter kann bei Ihnen ja auch nicht zuschauen?
Strolz: Richtig, sie geht Staubsaugen, deshalb sage ich immer, dass Gerhard der Staubsauger-Gruppe angehört. Aber mein Papa schafft es mittlerweile auch nicht mehr immer, vor dem Fernseher sitzen zu bleiben. (lacht)

Burtscher: Du lachst, aber ich leide und freue mich so sehr mit dir mit, dass ich es einfach nicht schaffe, ruhig sitzen zu bleiben, wenn du fährst.

Strolz: Was für ein Sponsor!