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“Abstieg würde Altach nicht gefährden”

28.01.2025 • 16:30 Uhr
"Abstieg würde Altach nicht gefährden"
Gestenreich erzählen Pfanner und Gunz vom Innenleben beim SCRA. Hartinger

Im zweiten Teil des NEUE-Interviews sprechen Altachs Klubboss Peter Pfanner und Vizepräsident Werner Gunz über ihre Rolle im Verein, Kirchtürme und Ellenbogen-Jubel.

Warum schaffen es andere Vereine mit weniger Budget, regelmäßig vor Altach zu stehen – und ärgert Sie das nicht? Peter Pfanner: Teilweise richtet die sportliche Führung Budgetwünsche in einer Größenordnung an die Vereinsleitung, die unsere Möglichkeiten als SCR Altach übersteigen. Es gibt Vereine, da haben Sie völlig recht, die mit eher weniger Budget als wir einen größeren sportlichen Erfolg hinbekommen. Das ärgert mich persönlich schon alleine deshalb nicht, weil das ja eine Bestätigung dafür ist, dass wir nicht zu wenig Budget für die Mannschaft zur Verfügung stellen, sondern, dass wir treffsicherer werden müssen. Außerdem können einige andere Vereine Fehler bei der Kaderplanung einfacher kaschieren, wir dürfen uns keine gröberen Fehler leisten.
Werner Gunz: Unsere finanziellen Möglichkeiten sind auch nicht so groß, wie sie teilweise dargestellt werden. Wir sind auch finanziell in der zweiten Hälfte der Tabelle.

Es gibt natürlich Unterschiede von Saison zu Saison, aber Altach liegt beim Gesamtbudget so um Platz sechs, sieben herum? Gunz: Aber die Voraussetzungen sind nicht vergleichbar. Es gibt Vereine, die anders als wir nichts in die Infrastruktur investieren, die praktisch keinen Nachwuchs haben, die keine Frauen-Bundesligamannschaft stellen.
Pfanner: Ein ganz großer Nachteil ist unser Reiseaufwand. Der ein oder andere Spieler sagt uns ab, weil er für sich entscheidet: Diese ständigen weiten Fahrten tue ich mir nicht an. Das ist schon bitter. Dieser hohe Reiseaufwand schlägt sich auch in den Kosten nieder. Deshalb hat Werner völlig recht, man kann nicht einfach die Budgetzahlen der Vereine vergleichen, weil die Ausgangslagen unterschiedlich sind. Trotzdem haben wir sportlich einen höheren Anspruch an uns, dieses ständige Zittern um den Klassenerhalt ist nichts, was uns gefällt.

"Abstieg würde Altach nicht gefährden"
Hatte sichtlich Spaß beim NEUE-Gespräch SCRA Präsident Peter Pfanner. Hartinger

Wurde auch deshalb Martin Kessler in den Verein geholt – weil Sie einen unbequemen Außenblick wollten? Kessler galt ja immer als ehrgeizig, visionär, als Grenzgänger, dem seinerzeit beim Sportservice schon auch Unrecht getan wurde? Gunz: Alles, was Sie zu Martin sagen, ist richtig. Wir wollten einen unbequemen Siegertypen ins Boot holen. Dass er nicht aus dem Fußball kommt, sehen einige als Nachteil. Uns gefällt genau das auch an ihm. Wir wollten ja keinen Ratgeber holen, der seine Vorstellung von Fußball bei uns in den Verein einbringt. Dafür haben wir unsere sportliche Führung. Wir schätzen an Martin, dass er offen und direkt das große Ganze anspricht, ohne irgendwelche Rücksichten zu nehmen. Er hat eine hohe Expertise im Spitzensport, auch, was Verbandsthemen betrifft. Martin bringt eine neue Energie in den Verein.
Pfanner: Martin hat angeboten, sich ehrenamtlich für den Verein zu engagieren, was mir imponiert hat und für uns als Verein ein großes Hurra war. Mir gefällt, dass er unseren Verein durch eine andere Brille sieht und hält uns in gewissen Themenbereichen den Spiegel vor. Ohne zu bewerten, sondern als Diskussionsgrundlage, wie der Außenblick dazu ist.
Gunz: Wir kennen Martin seit 2008, wir waren damals der erste Vorarlberger Fußballverein, der eine Kooperationsvereinbarung mit dem Olympiazentrum Vorarl­berg abgeschlossen hat.

Wie wichtig wäre es, wenn der SCRA mit Roland Kirchler und Fabio Ingolitsch eine Kontinuität bei den sportlichen Führungspositionen Sportdirektor und Trainer reinbekommt? Neue Sportdirektoren und neue Trainer haben ja zumeist einen völlig anderen sportlichen Ansatz als ihre Vorgänger, wollen ihre Vorstellungen einbringen, und dann wird der Kader umgekrempelt, bis neue Trainer oder neue Sportdirektoren kommen, die wieder eine völlig andere Idee vom Fußball haben. Sind nicht diese vielen Wechsel ein Grund für die sportliche Entwicklung in Altach? Pfanner: Grundsätzlich wäre es natürlich wichtig, auf den Posten des Trainers und des Sportdirektors mehr Kontinuität zu haben. Aber der Fußball ist sehr schnelllebig. Wir haben in den vergangenen Jahren mehrfach Trainer verpflichtet, mit denen wir uns vorstellen konnten, mittel- und langfristig zu arbeiten, doch im Profifußball verändern sich die Konstellationen eben sehr schnell. Wie zum Beispiel bei Ludovic Magnin, bei ihm hatten wir das Gefühl, dass er der Richtige ist, aber dann wollte er zurück in seine Heimat.
Gunz: Bei der Auflistung der Trainer fehlt auch der Zusatz, dass wir teilweise Ablöse kassiert haben für die Trainer. Das war bei Damir Canadi so, als er zu Rapid ging, oder Ludovic Magnin, bei Klaus Schmidt war dagegen immer klar, dass er nur für das Frühjahr für die Mission Klassenerhalt zur Verfügung steht und danach mit Adi Hütter ins Ausland geht. Außerdem würde ich das Thema Kontinuität auf eine andere Ebene heben: Christoph Längle ist seit 17 Jahren unser Geschäftsführer, wir hatten in den vergangenen 40 Jahren nur vier Präsidenten: Karlheinz Kopf, Johannes Engl, mich und jetzt Peter Pfanner. Die Kontinuität auf diesen Positionen ist ein Erfolgsgarant des SCR Altach. Dass wir im sportlichen Bereich dieser Kontinuität hinterherhinken, ist uns bewusst, aber dafür gibt es eben mehrere Gründe.

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Wie sehr darf man als Verantwortlicher eigentlich Fan sein? Pfanner: Man darf nicht, man muss sogar Fan sein, wir agieren ja ehrenamtlich und sponsern den Verein sogar noch. Wenn du dann nicht Fan des Vereins bist, wäre das ja schizophren.
Gunz: Weil wir selbst Fans sind, haben wir auch ein Naheverhältnis zu unseren Anhängern.
Pfanner: Und als Fans gehen wir natürlich auch durch Wellentäler. Wir freuen uns bei Siegen, sind frustriert bei Niederlagen. In den vergangenen Monaten haben wir leider mehr gelitten, als uns gefreut. Es ist auch nicht sonderlich lustig, wenn man privat unterwegs ist, man kennt Werner und mich ja, und dann in der Öffentlichkeit ständig auf Niederlagen angesprochen wird.

Ich wollte eigentlich auf etwas anderes hinaus. Da sitzen Sie auf der Tribüne, sind emotional, sagen vielleicht aus einer Verärgerung heraus: Verdammt noch mal, der kann ja nichts – wie das ein Fan eben mal macht. Wie schwer ist es danach, wieder in eine präsidiale Sachlichkeit zurückzukehren und emotionslose Entscheidungen zu treffen? Gunz: (lacht) Fürs Protokoll: Das verdammt noch mal haben Sie gesagt. (lacht)
Pfanner: Wir sind natürlich sehr gut informiert, kennen von den sportlichen Verantwortlichen die Hintergründe, das unterscheidet uns von den anderen Fans.
Gunz: Wir sind informiert, aber nicht involviert. Peter und ich haben einen Weg gefunden, pragmatisch mit dieser Konstellation umzugehen. Wir erfahren zum Beispiel die Mannschaftsaufstellung immer erst wie die Fans im Stadion, wir waren als Präsidenten auch noch nie in der Spieltagskabine. Wir wollen gar nicht zu tief in das Mannschaftsumfeld eindringen, weil dann würde womöglich wirklich die Sachlichkeit verloren gehen. Teilweise lese ich in den Zeitungen Gerüchte über neue Spieler und frage dann in der Geschäftsstelle nach, ob da was dran ist oder nicht. Peter und ich hätten gar nicht die Kompetenz, uns bei diesen Themen einzubringen, unsere Felder sind die Infrastruktur, die Wirtschaft, oder manchmal agieren wir auch als Brückenbauer – aber bei sportlichen Entscheidungen halten wir uns komplett raus. Wir wissen auch, dass man einen Verein nicht wie ein Wirtschaftsunternehmen führen kann, dafür ist der Sport viel zu emotional, auch durch die Kommentare der Fans und der Medien. Peter und ich nehmen eher manchmal bewusst Druck raus. Wir zwei kennen uns seit 30 Jahren, vertrauen einander blind, dadurch können wir völlig offen miteinander diskutieren. Ich glaube, von diesem Führungsstil profitiert der Verein, weil wir beide immer an einem Strang ziehen.
Pfanner: Unser Job ist es, den sportlich Verantwortlichen, die natürlich auf Detailebene arbeiten, den Spiegel vorzuhalten. Als Unternehmer haben wir Erfahrung mit Planumsetzungen, bei der Bewertung dieser Entwicklungsprozesse können wir natürlich einen Beitrag leisten. Aber es wäre doch völliger Quatsch zu glauben, dass Werner und ich bei der Trainerbestellung fachlich eine Meinung abgeben können oder uns ein Urteil erlauben, ob uns ein Spieler weiterhilft oder nicht. Wir hören uns alles an, damit wir wissen, wie die Entscheidungen zustande gekommen sind und welche Pläne es bei der Mannschaftsentwicklung gibt. Aber wir können doch nicht beurteilen, ob die Trainerphilosophie zu uns passt. Dafür haben wir bezahlte Verantwortliche, die diese Bewertung machen. Bei einer Trainerbestellung können Werner und ich nur in zwei Bereichen einen Beitrag leisten: Wir können unsere Einschätzung abgeben, ob der Trainer von seiner Persönlichkeit zum Verein passt und ob er finanziell ins Gefüge passt. Alles andere wollen wir gar nicht beurteilen.
Gunz: Peter und mich treibt kein Wunsch nach einer egomanischen Selbstverwirklichung an.
Pfanner: Das Gegenteil ist der Fall. Es gibt Vereine, die am Nabel des Präsidenten hängen, weil der gleichzeitig der Mäzen des Vereins ist. Wenn dieser Präsident dann weg ist, geht der Verein oft den Bach hinunter. Werner und ich sehen es als Aufgabe an, Strukturen zu schaffen, die unabhängig von Personen sind. Wenn wir beide den Verein eines Tages verlassen, muss es weitergehen. Ich brauche auch in keinster Weise eine öffentliche Bestätigung für meine Person, bei Werner ist das genauso. Wir versuchen vielmehr, uns im Hintergrund zu halten.

"Abstieg würde Altach nicht gefährden"
Altachs Vize-Präsident Werner Gunz präsentierte sich ebenfalls entspannt. Hartinger

Mir wäre nicht bekannt, dass Sie in diesem Umfang schon mal ein Interview geführt hätten. Pfanner: Interviews von uns sind generell die absolute Ausnahme, in dieser Ausführlichkeit sind wir noch nie für ein Interview zur Verfügung gestanden.
Gunz: Wobei man dazu sagen muss, dass ein Interview in dieser Ausführlichkeit nur in der NEUE möglich ist, weil es euer Konzept ist, in die Tiefe zu gehen.

Wie gesagt, die Platzfrage stellt sich nicht. Wie tief verwurzelt ist der SCR Altach in den Köpfen und Herzen der Vorarlberger? Pfanner: Ich bin als Präsident ein gutes Beispiel, weil ich der erste SCRA-Präsident bin, der nicht aus Altach stammt. Meiner Meinung nach hat sich in den vergangenen 15 Jahren eine immer stärkere Kultur um den Verein herum entwickelt. Wir können davon ausgehen, dass etwa zwei Drittel der Zuschauer nicht aus Altach stammen. Natürlich haben wir noch keine Fankultur wie Austria Wien oder Rapid Wien, wo die Vereinszugehörigkeit über Generationen hin gewachsen ist. Nicht zu vergessen ist auch, dass die Entwicklung der Fangemeinde auch eng mit dem sportlichen Erfolg zusammenhängt.
Gunz: Der SCR Altach ist ein noch sehr junger Profiverein. Wir sind seit 2004 im Profifußball, darüber hinaus sind wir in einer kleinen Gemeinde beheimatet. Wir hatten in der Saison 2023/24 einen Zuschauerschnitt von 5400 Besuchern; sicher auch dank der Derbys, aber eine durchschnittliche Zuschauerzahl von 5400 bei einer Gemeindeeinwohnerzahl von 7000 ist in dieser Relation der mit Abstand beste Wert in der Bundesliga.
Pfanner: Zudem ist der Vorarlberger sehr regional verankert, wofür ich teilweise auch Verständnis habe. Wenn der Heimatverein zeitgleich in einer der Amateurligen spielt, dann entscheidet sich der Fußballfan für seinen Ortsverein. Deshalb wäre es wünschenswert, dass man im Vorarlberger Fußball ein wenig Rücksicht auf die Spieltermine des Bundesligisten nimmt. In anderen Bundesländern findet das statt. Ich würde mir wünschen, dass die Fans nicht zwischen der Unterstützung ihres Stammvereins und des SCR Altach wählen müssen, sondern, dass die Spiele so angesetzt werden, dass beide Spielbesuche möglich sind.

An Derbywochenenden haben viele heimische Amateurvereine versucht, ihre Spiele nicht parallel zum Bundesliga-Derby auszutragen. Darüber hinaus wird wohl eine Terminabstimmung schwierig. Gunz: Ich bin der Meinung, dass der SCR Altach schon sehr tief verwurzelt ist in Vorarlberg. Wir haben 150 Sponsoren, obwohl in Altach die Wirtschaftsstruktur sehr gering ist. Das bedeutet, die allermeisten Sponsoren haben ihren Firmensitz nicht in Altach. Das erachte ich als mehr als nur erstaunlich.

Bemerkenswert war, wie transparent der SCR Altach im Sommer mit dem Ausstieg von Hauptsponsor Cashpoint umgegangen ist. Gunz: Uns war das sehr wichtig, den Abschied von Cashpoint zeitnah zu kommunizieren.

Verheimlichen lässt sich so was ohnehin nicht. Gunz: Nein, und es ist ja nichts Verwerfliches, wenn ein Hauptsponsor nach 20 Jahren sein Engagement beendet, noch dazu, weil die Marke vom Markt genommen wird. Die Marke Cashpoint verschwindet am 18. März. Wir sind Cashpoint für die jahrelange Zusammenarbeit sehr dankbar, mit der deutschen Hotelgruppe Dormero konnten wir bereits einen neuen Hauptsponsor präsentieren, beim Stadionnamen ist der Nachfolger von Cashpoint noch offen, aber auch diesen weißen Fleck werden wir schließen. Wir sind da ganz entspannt.

Der Ausstieg von Cashpoint ist mit der Rückgewinnung des Namens und der Klubfarben eine große Chance. Wie will sich der SCRA in den kommenden Jahren als Marke positionieren? Gunz: Die Sichtbarkeit der traditionellen Vereinsfarben weiß und schwarz und die Rückkehr zum Traditionslogo waren ein großer Schritt. Wir sind diesen Weg bewusst gegangen, weil wir zu unserem Ursprung zurückkehren wollten, in Absprache mit unseren Fans, die sich das sehr gewünscht haben. Wir verzichten allerdings auf monetäre Mittel, ein Logo mit dem Sponsorennamen zu verkaufen ist möglich – das muss den Fans bewusst sein, wir hätten die Attraktivität für einen Namenssponsor. Die Marke Altach ist stark, und sie wird auch immer stärker, der neue Hauptsponsor kommt aus Deutschland, der Hauptsponsor der Frauen-Bundesligamannschaft kommt aus Liechtenstein. Wir werden in der DACH-Region sehr stark wahrgenommen, was zu einem Teil unserer Philosophie geworden ist. Wir tun uns leichter, in der Grenzregion einen Sponsor zu finden als im Osten Österreichs.
Pfanner: Wir haben uns auch immer ganz bewusst als das Aushängeschild für den Vorarlberger Fußball gesehen und auch dementsprechend gehandelt. So verständlich das regionale Denken in Vorarlberg ist, das große Ganze gesehen stellt das schon ein Problem dar. Ein Kirchturmdenken spielt sich in der Profi-Bundesliga nämlich nicht. Zu glauben, dass wir eines Tages drei Vorarl­berger Bundesligavereine haben könnten, halte ich für nicht realistisch, das kann gar nicht funktionieren, dafür ist Vorarlberg zu klein. Wir sehen, dass unser Fanblock immer größer wird, aber uns fehlen noch ein paar Jahre zur ersten nachgewachsenen Fangeneration.
Gunz: Trotzdem wissen wir, dass durch den Wechsel des Logos im Sommer die Nachfrage nach Fantrikots so hoch sein wird wie noch nie, auch in diesem Segment erreichen wir neue Dimensionen.

Bleibt natürlich noch die Frage: Was würde ein Abstieg bewirken? Gunz: Es wäre klarerweise ein Rückschlag, aber es wäre nicht die viel zitierte Katastrophe, denn unter einer Katastrophe verstehe ich ganz etwas anderes. Wir sind nicht blauäugig: Das Szenario Abstieg kann in Altach eintreten, allerdings bin ich überzeugt davon, dass wir es in einer vernünftigen Zeitspanne schaffen würden, wieder in die Bundesliga aufzusteigen. Wenn wir absteigen sollten, dann wird es die Aufgabe von mir und Peter sein, Ruhe auszustrahlen und dafür zu sorgen, dass wir den Kopf wieder nach oben bringen.
Pfanner: Wir spielen nicht Roulette, sondern haben als ordentliche Kaufleute immer einen Plan B. Als Unternehmer kennen wir das, es gibt gute und auch mal schlechtere Zeiten. Dieser Plan B liegt in unserer Schublade, obwohl ich natürlich nicht leugnen möchte, dass, wie es Werner richtig ausgedrückt hat, ein Abstieg ein Rückschritt, eine Enttäuschung wäre. Es würden einschneidende Maßnahmen notwendig, aber ein Abstieg würde das Unternehmen SCR Altach nicht gefährden.
Gunz: Alle bereits umgesetzten Infrastruktur-Maßnahmen sind abbezahlt, an der Refinanzierung des Business-Gebäudes arbeiten wir. Wir arbeiten konkret an der Vermarktung des Gebäudes, wie das Reha-Zentrum, das einziehen soll, und anderen Refinanzierungen abseits des Fußballs.
Pfanner: Jeder, der sich mit Fußball beschäftigt, weiß, dass es sich nicht rechnet, für 16 Heimspiele pro Saison 12 Millionen Euro in einen Businessklub zu investieren. Das wäre ja grob fahrlässig. Wir haben ein völlig anderes Businessmodell konzipiert, das dem Verein mittelfristig eine finanzielle Basis gibt. Egal was passiert.
Gunz: Der Businessplan funktioniert sportlich unabhängig, das ist das Entscheidende. Der Businessklubraum wird speziell von Sponsoren, aber nicht nur von Sponsoren für Weihnachtsfeiern, Kongresse, Meetings und vieles mehr buchbar sein. Das wird der schönste Veranstaltungssaal in ganz Vorarlberg. Durch die Sicht ins Stadion, den Blick auf die Berge, diese Energie, die durch diese Stadionatmosphäre entsteht, wird einmalig im ganzen Land sein.
Pfanner: Dieser Tage hat der Neujahrsempfang der Vorarlberger Industrievereinigung bei Zumtobel stattgefunden. Warum soll der nicht mal bei uns im Businessklub stattfinden? Wir bieten nicht nur die hochmoderne Räumlichkeit dafür, mit einem Ambiente, das du weit und breit kein zweites Mal findest, wir haben auch die Parkplätze und einen unmittelbaren Autobahnanschluss.
Gunz: Die ersten drei Veranstaltungsbuchungen von Firmen sind bereits bei uns eingegangen.
Pfanner: Du musst als Verein über den Tellerrand schauen und eine Win-win-Situation erzeugen. Diejenigen Fans, die den Bau heute vielleicht noch etwas kritisch sehen, werden bald verstehen, was wir uns bei dem Businessklub gedacht haben.
Gunz: Christoph Längle hat es bei unserer 95-Jahr-Feier auf der Sonnenkönigin treffend gesagt: Die vier Gründungsväter des Vereins wären perplex, wenn sie sehen würden, was in den 95 Jahren aus dem SCR Altach geworden ist. Wir haben nie vergessen, woher wir gekommen sind. Das Budget, das wir Jahr für Jahr aufstellen, erarbeiten wir uns im Alltag auch mit Aktivitäten neben dem Fußball: mit Veranstaltungen, Sponsoren-Akquisen, Sponsorenbetreuung – das unterschätzen viele Außenstehende. Wir stehen da, wo wir stehen, weil wir extrem fleißig sind. Neider machen uns unsere Erfolge und unsere Vereinsentwicklung zum Vorwurf, aber wir haben uns alles hart erarbeitet.
Pfanner: Auch die Menschen, die nichts mit Fußball zu tun haben, wissen, dass es in Altach keine Skandale gibt und wir sauber wirtschaften. Es ist in Vorarlberg für einen Sportverein nicht einfach, seinen Weg zu gehen, weil in der Vergangenheit andere Klubs in den verschiedensten Sportarten eben nicht sauber gearbeitet haben. Da war bei vielen Sponsoren Überzeugungsarbeit notwendig.
Gunz: Es war eine Herausforderung: Fußball, kleine Gemeinde – die Vorbehalte waren anfangs groß, wir haben bewiesen, dass wir es können. Und darauf sind wir sehr, sehr stolz. Ich würde mir daher wünschen, dass der Außenblick auf den SCR Altach nicht so sehr auf den Tabellenplatz reduziert wird, sondern auch die Entwicklung des Vereins bewertet wird.

Zum Schluss noch: Wird die Osttribüne zum 100-jährigen Vereinsjubiläum 2029 neu gebaut? Gunz: Nach dem Bau des Business-Gebäude steht erst mal eine Konsolidierungsphase an, zumal der Osttribünenneubau nicht automatisch Mehreinnahmen bringen wird. Wir könnten die Kapazität von 8000 auf 10.000 Plätze erhöhen, dann wäre das Stadion Europacup-tauglich. Der Osttribünenbau wäre der letzte Schritt, aber wir setzen uns da zeitlich nicht unter Druck. 2029 ist ein möglicher Zeitrahmen.
Pfanner: Europäische Quali-Spiele könnten wir bereits in Altach durchführen, sollten wir uns für die Gruppenphase qualifizieren, müssten wir nach Innsbruck umziehen. Das würden wir gerne machen, denn mit diesen Einnahmen könnten wir weiterbauen. Das ist aber Zukunftsmusik. Jetzt gilt es, ein gutes Frühjahr zu spielen und dann bei unserer sportlichen Entwicklung den nächsten Schritt zu machen.
Gunz: Wenn wir ein Tor machen, stößt mir Peter immer mit seinem Ellenbogen in die Rippen. Manchmal aus der Freude heraus so ­heftig, dass ich zusammenzucke. Ich hätte nichts dagegen, wenn das in Zukunft viel öfter vorkommt.