Zwei Brüder mit Witz, Schlag und Charme

Kommenden Samstag steht zum Auftakt der Austrian Baseball Bundesliga in Dornbirn das Derby zwischen den Dornbirn Indians und den Hard Bulls an. Das Spiel wird auch zum Duell der beiden Brüder Joshua und Caleb Topper. Auftakt einer Langzeitserie über zwei coole Typen.
Als sich die Brüder Joshua und Caleb Topper beim vereinbarten Interview ins Vereinsheim der Hard Bulls aufmachen, sticht eines sofort ins Auge: Die zwei US-Amerikaner mit österreichischer Staatsbürgerschaft tragen beide die Rückennummer neun. Joshua, der mit 24 Jahren drei älter als Caleb ist, sagt locker-flockig: „Die Nummer hat er sich von mir abgeschaut.“ Der neckische Unterton lässt schon erahnen, dass die gemeinsame Rückennummer ein Running Gag zwischen den beiden ist. Caleb erwidert: „Ich glaube, ich werde in diesem Interview mal erzählen müssen, wie es wirklich war.“ Beide lachen. Und um es vorwegzunehmen: Die Geschichte mit der Rückennummer geht tatsächlich anders. Aber erst mal sollen die beiden für die Kamera posieren. Erst posieren sie brav und bieder, dann kommt Schwung in die Szenerie. Caleb nimmt seinen älteren Bruder huckepack – und lachen dabei, was das Zeug hält. Nachdem die Bilder auf dem Harder Spielfeld im Kasten sind, sollen sie sich auf die Spielerbank setzen und einfach tun, wonach ihnen ist. Die beiden Baseballspieler beginnen sich, mit dem Schalk im Nacken, zu zanken, Caleb deutet gegen Joshua einen Faustschlag an, Joshua holt zum Gegenschlag aus und packt Caleb am Kinn. So ist das eben, wenn zwei Brüder, die sich gut verstehen, aufeinandertreffen, das ist hierzulande nicht anders als in Amerika, wo die beiden herkommen. Genauer gesagt aus Charlotte, das ist in North Carolina, einem südöstlichen Bundesstaat der USA. Schon nächste Woche werden die beiden auf dem Spielfeld aufeinandertreffen: Pitcher Joshua hat bei den Dornbirn Indinas angeheuert, nachdem er in der Vorsaison bei den Vienna Metrostars spielte und dort auf Anhieb zum österreichischen Nationalspieler avancierte.

Österreichische Wurzeln
Caleb, der Pitcher und Catcher ist, wechselte zu den Hard Bulls. „Ich war im vergangenen Jahr drei Wochen in Österreich“, erzählt der jüngere der beiden Topper-Brüder. „Als ich meinen Bruder hier spielen gesehen habe, dachte ich mir: „Wenn ich die Chance bekomme, auch nach Österreich zu wechseln, dann will ich das machen.“
Caleb Topper bekam die Chance. Die Hard Bulls verpflichteten ihn. Joshua Topper wiederum wechselte von den Vienna Metrostars nach Dornbirn, weil sich die Indians sehr um ihn bemühten, ihm einen Job besorgten und weil, wie der 24-Jährige etwas verlegen zugibt: „Ich wollte näher bei meinem Bruder sein. Wenn wir schon beide in Österreich spielen, dann sollte uns nicht eine so lange Zugfahrt wie die von Wien nach Dornbirn trennen. Denn die Fahrt ist wirklich lang.“
Die beiden haben österreichische Wurzeln. Einer ihrer Großväter hatte in Wien ein Schokoladen-Geschäft, floh dann aber, als 1938 die Nazis die Macht in Österreich ergriffen nach Übersee. Als ihr Großvater starb, erfuhren sie, dass sie die österreichische Staatsbürgerschaft annehmen können – und machten sich daran, die Bedingungen dafür zu erfüllen.
„In Österreich geht alles etwas weniger schnell vor sich, es herrscht nicht so eine Hektik wie bei uns drüben“, bringt Indians-Pitcher Joshua Topper die Unterschiede zwischen seiner Heimat und Österreich auf den Punkt. Angesprochen darauf, ob es sie überrasche, dass in Österreich so viel über Donald Trump und die US-Politik berichtet wird, sagt Bulls-Pitcher Caleb Topper: „Wir sind die Supermacht der Welt, investieren weltweit sehr viel Geld, sorgen für Sicherheit.“ Dann unterbricht Joshua seinen jüngeren Bruder und sagt augenzwinkernd: „Du klingt wie ein versnobter Amerikaner.“ Caleb bricht in Lachen aus und sagt: „Ich weiß.“ Dann erklärt Joshua: „Ich würde es so sagen, in Österreich wird sehr viel über das Weltgeschehen berichtet. In Amerika hörst du kaum was über Europa, das Weltbild ist sehr zentralistisch. Ich fühle mich hier besser informiert.“

Amadeus, Amadeus
Zentralistisches Weltbild in den USA hin oder her, die beiden Brüder kennen durchaus einige berühmte Österreicher. Angesprochen auf Franz Klammer sagen sie: „Das war der Skifahrer, oder?“ Falco können sie sofort der Musik zuordnen, Joshua fragt: „Welcher Song war sein größter Hit?“ Als er erfährt, dass es „Rock Me, Amadeus“ ist, sagt er sofort: „Ja klar. Und was ist mit Nena?“ Oh weh. Schwerer Fehler. Nena ist Deutsche. Großer Unterschied. „Mir wurde gesagt“, schildert Joshua fast schon entschuldigend, „dass in Österreich das Essen viel besser als in Deutschland ist. Ich liebe Wiener Schnitzel, und Kässpätzle schmecken auch fantastisch.“ Caleb hakt ein und sagt: „Ich vermisse so ein bisschen die amerikanischen Snacks hier.“ Wieder lachen beide. Dann sagt Joshua: „Ach, da kann ich dir ein paar Tipps geben. Ich habe schon einiges entdeckt.“ Die beiden wohnen nicht gemeinsam, Joshua, der einen Master in Coaching und Sportmanagement hat, lebt in Dornbirn, Caleb, der Umweltgeologie studiert hat, lebt in Höchst. „Wenn wir uns sehen, sprechen wir sehr viel über Baseball“, erklärt Caleb, sein älterer Bruder schildert: „Zu Hause war das nicht so, aber hier unterhalten wir uns sehr viel über das Training.“ Wenn kommenden Samstag in Dornbirn die Hard Bulls und die Dornbirn Indinas aufeinandertreffen, wollen freilich beide Toppers den Sieg davontragen. „Wir haben noch nie gegeneinander gespielt, sondern nur ein paarmal miteinander“, erinnert sich Joshua und betont: „Ich finde es eigentlich ganz cool, dass wir nicht in einem gemeinsamen Team spielen.“ Caleb nickt: „Irgendwie ist das spannender.“

Nummer neun
Dann hat Caleb noch was auf dem Herzen: „Joshua, du bist mein Vorbild. Dass du es gleich in deinem ersten Jahr in Österreich mit den Metrostars ins Finale geschafft hat, ist einfach sensationell. Ich wusste aber immer, dass du deinen Weg machen wirst. Es bedeutet mir sehr viel, dass wir beide in derselben Liga spielen. Ich würde mich niemals mit dir vergleichen, und doch sind wir jetzt gewissermaßen auf einem Level.“ Caleb hat tatsächlich Tränen in den Augen. Erst klopft ihm Joshua dankend auf die Schenkel, dann nimmt der Ältere der beiden dem Augenblick die Schwere und sagt: „Das haben die auf Tonband. Ich hoffe, es gibt auch Fotos davon, wie dir gerade die Tränen runterlaufen. Dann hänge ich mir davon einen großen Abzug in meiner Wohnung auf.“ Beide lachen. Dann kommt Caleb auf die gemeinsame Rückennummer zurück: „Die Wahrheit ist, dass ich immer die 9 hatte, Joshua hatte zuerst die 15. Gib’s zu!“ Joshua nickt: „So war es.“ Dann hat er etwa aus Anerkennung für seinen jüngeren Bruder die 9 genommen? „Das war wohl der Grund“, bestätigt Joshua Topper lachend. Was für zwei super Typen. Im Laufe des Frühjahrs folgt der nächste Teil der Serie darüber, wie sich Topper und Topper in Vorarlberg machen.