Sport

Aufbruchstimmung ist überall spürbar

20.07.2025 • 09:00 Uhr
Aufbruchstimmung ist überall spürbar
Dietmar Stiplovsek

REPORTAGE. Die neue Sportstätte von Austria Lustenau hat am Samstag Massen von Menschen angezogen. Nicht nur Fußballfans, auch andere, die sich ein Bild vom Stadion machen wollten.

Schon auf dem Weg nach Lustenau, von Dornbirn kommend, gerät der Verkehr abrupt ins Stocken. Ganz normal, mag sich jeder denken, der des Öfteren auf dieser Route unterwegs ist. Hier ist immer Stau. Doch dieses Mal reicht die Verkehrslawine sehr weit zurück. Der Grund? Viele wollen zum neuen Reichshofstadion, das dieses Wochenende feierlich eröffnet wird. Ja, das Stadion steht und wird eröffnet. Dieser Satz versetzt nicht nur Anhänger der Grün-Weißen, sondern auch die Verantwortlichen in puren Freudentaumel – und unendliche Erleichterung. Denn bekanntlich dauerte es eine sehr, sehr lange Zeit, bis das Projekt erst einmal auf Schiene war und dann endlich realisiert werden konnte. Aber das ist Schnee von gestern.

Aufbruchstimmung ist überall spürbar
Der Parkplatz im Rheinvorland war prallgefüllt. Dietmar Stiplovsek

Menschenmassen

Beim Stadion angekommen, geht es erst einmal auf Parkplatzsuche. Und wenn man sich eine aussichtslose, stundenlange Suche ersparen will, weiß der gemeine Besucher, man wird den großen Vehikel-Abstellplatz im Rheinvorland wählen. Auf der Fahrt über den Damm erblickt man ein Meer von Autos und wird von den netten Anweisern durchgewunken, weiter, weiter, weiter, bis ganz nach hinten. Und ganz hinten bedeutet an diesem Samstag wirklich weit hinten. Auto aus, abgeschlossen, das wird dieses Mal wohl ein längerer Fußmarsch. Man nähert sich nach gefühlten zehn Minuten wieder langsam dem Rheindamm, im Blick immer die vier imposanten Betontürme der Fußballarena, die die Flutlichtanlage beherbergen. Am Fuß der Treppe erkennt man ein Plakat: „Sun Minimeal Arena“ steht dort in großen Lettern geschrieben. Treppe runter, vorbei am Boccia Club, dessen Mitglieder es sich bei Spanferkel und Kaltgetränken gemütlich gemacht haben und den Strom an Menschen, der vorbeizieht, beobachten. Weiter geht’s vorbei am neuen Bürogebäude, rechts um die Ecke, und dann sieht man es: In großen, aus verzinktem Stahl gefertigten Buchstaben steht es da: Reichshofstadion. Darunter befinden sich die schicken, aus Holz gefertigten neuen Kassahäuschen, vor denen sich lange Schlangen gebildet haben. Und dann: Hinein in die gute Stube.

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Auch die Fanartikel des FC Augsburg waren begehrt. Dietmar Stiplovsek

Stimmiger Anblick

Der erste Anblick wirkt, ja, klar und aufgeräumt. Der große Vorplatz, die, jetzt zahlenmäßig weniger, aber größer gestalteten Verkaufsstände, wirken sehr einladend. Das helle Holz und die grünen Schirme eines Vorarlberger Getränkeherstellers geben ein sehr stimmiges Bild ab. Unzählige Menschen tummeln sich im neuen Austria-Dorf, es ist zum Bersten voll. Was auffällt: Viele halten gleich nach dem Eintritt inne und machen Fotos.
Eine Gruppe von Herren mittleren Alters unterhält sich. Angesprochen auf den ersten Eindruck heißt es unisono: „Das ist aber sehr schön geworden. Ein richtiges Schmuckkästchen. Das helle Holz sieht großartig aus.“ Auf die Frage, ob sie denn Anhänger der Austria sind, antworten sie: „Nicht direkt. Wir sind aus Lustenau und wollten uns das neue Stadion einfach einmal ansehen“. Gleich rechts, im neuen Allzweckgebäude, ist der neue Fanartikelshop untergebracht, ein paar Meter weiter steht ein Verkaufswagen vom FC Augsburg, dem Testspielgegner am Eröffnungssamstag. Und er ist gut besucht. „Es geht schon einiges“, erzählt ein Verkäufer auf Nachfrage. „Auch viele Austria-Fans kaufen etwas bei uns.“ Er war schon mehrmals da, kannte auch das alte Stadion. „Es ist kein Vergleich. Was sie hier in Lustenau hingestellt haben, ist schon Wahnsinn“, erzählt er weiter.

Alle weiteren Befragten, ob Fan oder einfach nur Besucher, sind vorwiegend derselben Meinung. Einzig der neue Name, na ja. Was sich auch feststellen lässt: die meisten berichten von einer neuen, positiven Stimmung, einer Aufbruchstimmung, die zu spüren ist: „Mit unserem neuen Stadion und dem gut verstärkten Kader kann es nur noch bergauf gehen“, berichtet ein junges Fan-Duo. Sein Wort in Gottes Ohr.

Aufbruchstimmung ist überall spürbar
Teilweise war etwas Geduld gefragt, aber es war auch für die Gastronomie eine Premiere unter Vollauslastung. Dietmar Stiplovsek

Stolz und Freude

Beim Betreten der Nordtribüne, die eine Stunde vor Spielbeginn schon fast voll ist, erblickt man das erneuerte Grün und die ebenfalls in hellem Holz gehaltene Arena. Eine Dame mit Austria-Schal berichtet: „Ich habe so eine Freude mit dem Neubau. Es ist so schön geworden. Und ich finde, der Blick auf das Spielfeld ist jetzt besser. Man hat mehr Überblick und kann das Geschehen auf dem Rasen besser verfolgen“.
Ein Herr, der daneben steht und zugehört hat, ergänzt: „Na ja, es kommt schon darauf an, wo man sitzt. Wenn man genau hinter einem dieser großen Holzpfeiler sitzt, ist die Sicht eingeschränkt. Das hätte man anders machen können.“ Trotzdem: Es scheint, als hätte man aus architektonischer Sicht nicht nur auf die Optik Wert gelegt, was so manchem Architekten immer wieder vorgeworfen wird, auch die Funktionalität stimmt. Ein perfektes Beispiel dafür sind die Aufgänge zu den Rängen. „Endlich hat man Platz und muss nicht überall drüber klettern“, erklärt eine Frau mit zwei Kindern an der Hand.
Die Funktionalität wird, wieder zurück im Austria-Dorf, den Verkaufsständen mehrfach abgesprochen. Ein Herr im Austria-Dress, der sich gerade während der Halbzeit ganz hinten in einer Warteschlange eingereiht hat, sagt dazu: „Man wartet schon sehr lange. Das war früher nicht so, es gab einfach mehrere kleine Stände, da hat es sich besser verteilt“, aber er relativiert: „Heute ist extrem viel los, und es ist der erste Versuch. Da kann man schon noch einiges adaptieren.“ Und adaptieren muss man im Fußballgeschäft sowieso immer, besonders im sportlichen Bereich. Und auch wenn der FC Augsburg das Testspiel mit 2:0 gewonnen hat, wird das am Samstagabend der Aufbruchstimmung im neuen Austria-Stadion in Lustenau keinen Abbruch getan haben.

Aufbruchstimmung ist überall spürbar
Den Humor ließ man sich hinter dem Tresen trotz des Gästeansturms nicht nehmen. Dietmar Stiplovsek
Aufbruchstimmung ist überall spürbar
Und schlussendlich bekam noch jeder sein Kaltgetränk – oder mehrere. Dietmar Stiplovsek