Immo-Erwerb nur noch für wenige leistbar

Unvorhergesehene Nebenkosten, Probleme mit der Finanzierung oder mangelnde Information sind beim Immobilienkauf oft problematisch.
Über 3000 Leistungen hat die Abteilung Konsumentenberatung der Arbeiterkammer Vorarlberg heuer bis Mitte April erbracht – und das nur bei Anfragen zum Bereich „Wohnen“. Miete, Wohnungseigentum, Immobilienmakler und Bauträger waren wichtige Themen für viele Vorarlberger.
„Wir haben ein umfassendes Beratungsangebot, angefangen von Problemen im Umfeld mit der Suche nach Immobilien – sei es zum Kauf oder zur Miete – bis zur Beendigung eines Mietverhältnisses“, sagt Dr. Karin Hinteregger, Abteilungsleiterin Konsumentenberatung der Arbeiterkammer.
Förmlich explodiert sei die Anzahl der Anfragen Ende 2022, als viele Mieten in die Höhe schossen. Nicht inkludiert in diesen Statistiken sind übrigens Fragen zur Finanzierung – manche Konsumenten bekämen erst gar keinen Kredit von der Bank.
Für wenige leistbar
Gerade die Finanzierung ist in Zeiten der steigenden Inflation aber oft das Kernproblem. „Immobilien sind in Vorarlberg sehr teuer und nur für wenige leistbar“, so Hinteregger. Im Rahmen einer vor Kurzem von der AK durchgeführten Wohnumfrage hätten viele Vorarlberger ihre Probleme sehr offen dargelegt und ein düsteres Bild gezeichnet. Gerade, was die jüngere Generation angeht, ist Wohneigentum kaum noch leistbar, wie Hinteregger schildert: „Fakt ist, dass es jungen Leuten oder jungen Familien, die noch keinen Immobilienbesitz haben, aus heutiger Sicht nicht möglich sein wird, sich eine Immobilie rein aus dem Arbeitseinkommen anzuschaffen. Nur durch eine Erbschaft oder sonstige finanzielle Unterstützung von Dritten ist ein Erwerb möglich.“
Konkrete Wohnbauförderderungen, die sich nur an junge Familien richten, gibt es in Vorarlberg nicht, es werden aber innerhalb einer Förderung Kinderboni und Kinderzuschüsse gewährt. Achtung: Gefördert wird nur der Erwerb von Neubauwohnungen, nicht aber von Altbau. Brauche man die Wohnbauförderung dringend, sei außerdem darauf zu achten, dass sie nicht als Vertragsgrundlage ausgeschlossen wird.
„Für junge Leute ist es kaum möglich, eine Immobilie nur durch Arbeitseinkommen zu zahlen.“
Karin Hinteregger, AK Vorarlberg
Hohe Nebenkosten
Generell sei unerfahrenen Kosumenten, die sich auf die Suche nach einer Immobilie begeben, oft nicht bewusst, wie hoch die mit einem Erwerb verbundenen Nebenkosten sind. Sie seien laut der AK-Konsumentenberaterin häufig überrascht, dass eine Finanzierung weit über dem eigentlichen Kaufpreis des Objekts hinaus notwendig sei.
„Zu den Nebenkosten zählen eventuelle Maklergebühren, die Grunderwerbssteuer, Eintragungsgebühren im Grundbuch sowie die Kosten für die Vertragserrichtung und grundbücherliche Durchführung, welche meistens von den Käufern zu tragen sind“, sagt Hinteregger. Und mit dem Kauf allein ist es nicht getan: „Nicht vergessen werden darf, dass auch nach dem Kauf Betriebskosten und sonstige laufende Aufwendungen anfallen, die nicht unerheblich sind. Bei Wohnngskäufern können sich auch Kosten für Sonderwünsche, also Abweichungen von der angebotenen Standardausstattung, ordentlich summieren.“
Genau informieren
Beim Wohnungskauf gilt also: Rechnen, Listen machen und vor allem genau informieren. „Wenn man eine Wohnung kauft, ist es jedenfalls wichtig, sich genau anzuschauen, welche Kosten auf einen zukommen, besonders bei Sonderwünschen. Eine genaue Auflistung und Vereinbarung mit dem Verkäufer ist dringend zu empfehlen. Auch wenn man selbst gewisse Arbeiten durchführt bzw. durchführen darf, sollte schon von vornherein klargestellt werden, inwiefern dies vergütet oder beim Kaufpreis in Abzug gebracht wird“, informiert Hinteregger.
Auch bei gebrauchten Objekten könne es böse Überraschungen geben, wenn der Zustand nicht genau überprüft wird. Es lohne sich, einen Sachverständigen zur Besichtigung mitzunehmen. Auf jeden Fall sei es auch ratsam, abzuklären, ob größere Sanierungsarbeiten anstehen, ob sie über den Reparaturfonds gedeckt sind und wie hoch dieser dotiert ist.
Voreilige Unterschrift
Ein in der Praxis immer wieder vorkommendes Problem sei, dass Kaufanbote voreilig unterschrieben werden. „Ein Kaufanbot ist keine unverbindliche Erklärung, sondern die Zusage, dass eine Immobilie zu einem bestimmten Preis erworben wird. Sie darf nur nach reiflicher Überlegung und Prüfung, insbesondere auch der Finanzierung, unterfertigt werden“, sagt die Konsumentenberaterin. Bestenfalls liegt bereits eine fixe Finanzierungszusage der Bank vor.
Ebenfalls empfehlenswert sei es, ein Kaufanbot nur befristet abzugeben: „Während dieses Zeitraums ist man nämlich verpflichtet, das Grundstück, das Haus oder die Wohnung zu kaufen, wenn der Verkäufer annimmt. Andere lukrative Angebote kann man innerhalb der Frist nicht annehmen.“
Auch, was die Aufnahme eines Immobilienkredits angeht, hat Karin Hinteregger eine dringende Empfehlung: „Es sollte schon bei der Aufnahme darauf geachtet werden, dass der Kredit über einen sehr langen Zeitraum hinweg auch wirklich finanzierbar ist!“
Gerade junge Leute, die in den nächsten Jahren eine Familiengründung planen, sollten sich dies zu Herzen nehmen. Denn oft bedeutet das einen Einkommensverlust, weshalb man sich bei der Kreditrate sicher sein sollte, sie auch als Familie stemmen zu können.
Sicherheit
Was die Kreditformen angeht, bietet ein langfristiger Fixzinskredit Sicherheit darüber, genau zu wissen, was an monatlichen Zahlungen anfällt. Andere Kredite sind in Sachen Zinsen sowohl nach unten als auch nach oben hin begrenzt. Wichtig sei, Angebote mehrerer Banken einzuholen und zu vergleichen. Zu diesem wie auch anderen Themen bietet die AK umfassende Beratung.