Einfachere Abschüsse von Wölfen erlaubt

Der Landtag beschloss mit den Stimmen aller Parteien außer der FPÖ eine Lösung für raschere Wolfsabschüsse.
Der Wolf riss am Mittwoch im Landtag erneut die Aufmerksamkeit an sich. Wortreich wurde das Für und Wider der von der Regierungsmehrheit vorgeschlagenen Lösung zum Abschuss sogenannter Problemwölfe erörtert. Das Großraubtier gefährde die Biodiversität, erklärte etwa Bernhard Feuerstein (ÖVP) in der Debatte um die Änderungen von Jagd- und Naturschutzgesetz. Schließlich werde es auch kein Schneehuhn mehr geben, wenn es keine Alpwirtschaft mehr gebe.
Ausrottung als Voraussetzung
Daran, dass die Alpwirtschaft durch eine Ansiedlung des Wolfs gefährdet wäre, ließ die Älplerin und Abgeordnete Andrea Schwarzmann (ÖVP) keinen Zweifel. Die mitteleuropäische Kulturlandschaft sei überhaupt erst durch die Ausrottung des Wolfs entstanden. Dieser habe in einem dichtbesiedelten Land wie Vorarlberg keinen Platz. Der Wolf sei nur eine von vielen Herausforderungen, denen sich die Bauern stellen müssten, erklärte indes Nadine Kasper (Grüne). Er sei aber die einzige, „die man mit dem Gewehr erschießen kann.“
Daniel Allgäuer (FPÖ), selbst Bauer, lobte unerwartet die Grünen dafür, dass sie bei der Lösung ein Stück mitgingen. Das sei nicht selbstverständlich. Das Ergebnis sei aber nicht ausreichend, da die 24-Stunden-Frist bis zum Abschuss nicht praxistauglich sei. Der Herdenschutz mit Hunden funktioniere nicht, weil auch Touristen beim Wandern mit Hunden unterwegs seien und es hier zu Konflikten komme. Erfahrungen in der Schweiz zeigten, dass man hier viel Geld in Herdenschutzmaßnahmen investiert habe, die nicht geholfen hätten. Es kämen keine Natur- sondern Kulturwölfe, die sich in der Nähe von Siedlungen bewegten und so zur Gefahr würden. Die Grünen schlugen Lamas als Begleittiere für Herden vor, diese würden, so hätten Erfahrungen gezeigt, die Wölfe verwirren. Das werde vermutlich nicht lange helfen, hieß es vom ÖVP-Landwirtschaftssprecher Feuerstein, denn der Wolf sei ein schlaues Tier.

Streit über Frist
Es gebe auch einen massiven Unterschied zwischen Wolf und Luchs, meinte Allgäuer. Letzterer töte nur, was er auch fressen wolle. „In Summe ist es ein Murks, dieses Gesetz“, so Christof Bitschi, der sich insbesondere an der 24-Stunden-Frist störte, die bis zur Abschussfreigabe vergehen soll. Sie sei aufgrund der Aarhus-Konvention eine Notwendigkeit, erwiderten die Proponenten, die Regelungen in Kärnten und Tirol daher vermutlich verfassungswidrig. Man sei sich bei anderen Gesetzen auch nicht immer sicher, ob die halten, meinte wiederum Bitschi.
Landesrat Christian Gantner (ÖVP) warf ein, dass er keinen Fall kenne, in dem ein herumstreunender Wolf innerhalb von 24 Stunden geschossen worden sei. Er wolle weder ein Märchen vom bösen Wolf noch eine Geschichte vom armen Schaf erzählen, sondern über Fakten sprechen. Vorarlberg habe die dichteste alpwirtschaftliche Nutzung in Österreich. Die Alpwirtschaft sei auch vielgepriesenes Aushängeschild im Tourismus. Dem stimmten auch die Freiheitlichen zu, allerdings bemerkten sowohl Allgäuer als auch Bitschi kritisch, dass es aus dem Tourismus bisher kaum Wortmeldungen zu dem Thema gegeben habe, obwohl der Wolf auch dessen Geschäftsgrundlage angreife.

Schafe und Ziegen
Die Wolfspopulation verdopple sich in drei Jahren, erklärte Gantner. Die Rissereignisse würde immer häufiger. „Die Schlinge um uns“ ziehe sich enger. Ideologie und Naturromantik würden die Alpwirtschaft gefährden. Die Älpler würden sich fragen, warum qualvoll gerissene Ziegen und Schafe im Tierschutz plötzlich keine Rolle mehr spielten.
„Er steht für eine Ausrottung des Wolfes im ganzen Alpenraum“, warf Landesrat Daniel Zadra (Grüne) dem freiheitlichen Klubobmann Bitschi nach dessen Wortmeldung vor. Es sei auch für die Grünen nicht immer ganz einfach gewesen, hier über den eigenen Schatten zu springen. Man habe mit den Älplern diskutiert, bei denen er sich bedanken wolle. Man müsse auch in den Herdenschutz investieren und als Ultima Ratio in den Wolfsbestand eingreifen. Bitschi prophezeihte, dass man sich bald wieder über dieses Thema unterhalten werde. Er kenne keinen Jäger, der die Regelung für praktikabel halte. Die Betroffenen würden der Regierung bald die Tür einrennen. Natürlich werde man auch in Zukunft über den Wolf sprechen, erwiderte Zadra: „So ist Politik, die Welt dreht sich weiter, es gibt neue Herausforderungen.“