“Wenn die Leute nicht eingesperrt werden wollen, sollen sie sich impfen lassen”

Das Ländle spricht sich für die Masernimpfung aus. Ohne diese wird man bei Kontakt mit Infizierten abgesondert.
Von Tobias Holzer und Sophie Pitscheider
Anfang der letzten Woche im Landeskrankenhaus Bregenz: Ein Patient wird stationär aufgenommen, der mit Masern infiziert ist. Er hatte allerdings ambulanten Kontakt in der Röntgenabteilung, wie die Krankenhausbetriebsgesellschaft auf Nachfrage der NEUE bestätigt. Man habe den Kontakt an die Bezirkshauptmannschaft weitergeleitet und nach der Leitlinie gehandelt.

Diese sieht vor, dass Kontaktpersonen ab dem letzten Kontakt mit dem Maserninfizierten 18 Tage lang abgesondert werden. Diese Zeitspanne entspricht laut der Landessanitätsdirektion der Inkubationszeit einer Masernerkrankung. Um diese Absonderung zu umgehen, muss man der BH nachweisen, dass man zwei Mal mit einem Lebendimpfstoff gegen Masern geimpft wurde. Wer die Krankheit bereits durchgemacht hat, kann den Nachweis einer sogenannten natürlich erworbenen Immunität erbringen. Das geschieht mittels Antikörperbestimmung, die in einem medizinischen Labor vorgenommen wird.
Verdacht auf Infektion
Bemerkt man selbst Masernsymptome –dazu zählen Schnupfen, Fieber, gerötete Augen oder andere grippeähnliche Symptome, die auf Masern hinweisen –, sollte man zu Hause bleiben, Kontakt mit anderen Personen meiden und schnellstmöglich einen Arzt konsultieren. Wichtig ist, dass man nicht ohne telefonische Vorankündigung eine Arztpraxis oder ein Krankenhaus aufsucht, um keine Übertragung im Wartebereich zu riskieren.
In der Arztpraxis kann man dann nachträglich eine Masernimpfung erhalten. Ist das nicht der Fall oder geschieht das später als 72 Stunden nach Kontakt mit einem Infizierten, erkranken Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit in den nächsten drei Wochen selbst an den Masern. Die Landessanitätsdirektion empfiehlt Kontaktpersonen in so einem Fall, den eigenen Gesundheitszustand aufmerksam zu beobachten.
MMR-Impfung
Diese Umstände lassen sich durch die Dreifach-Kombinationsimpfung Masern-Mumps-Röteln (MMR) vermeiden. Sie ist in Österreich sowohl für Kinder als auch für Erwachsene kostenlos und nach Voranmeldung beim Hausarzt oder in der Impfordination des Landes Vorarlberg erhältlich.
Dennoch steigen die Masernzahlen, und der Vorfall im LKH Bregenz ist nicht der einzige im Land. Angaben der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) zufolge sind in Österreich heuer bereits 361 Masernfälle registriert worden. Im ganzen letzten Jahr waren es 186. In Vorarlberg wurden 18 Fälle registriert.
Das denken Vorarlberger zu den Masern
„Es ist eigentlich jedem selbst überlassen, ob man sich impfen lässt oder nicht. Ich finde es schon wichtig, seine Kinder und sich selbst impfen zu lassen. Meine Kinder sind jedenfalls geimpft“, stellt Lara-Sophie Berkmann fest, die die NEUE im Messepark bei der Umfrage trifft. Aufgrund der Ansteckungsgefahr findet sie die Quarantäne gerechtfertigt: „Wenn die Leute nicht wollen, dass man sie sozusagen einsperrt, sollen sie sich impfen lassen.“

Ihre Mutter, Tanja Berkmann, fügt hinzu: „Man sollte mehr Aufklärung betreiben, damit die Impfbereitschaft höher ist. Vielleicht auch bei den Personen, die der deutschen Sprache nicht ganz mächtig sind, damit es jeder versteht.“

Derselben Meinung ist Nadine Hörburger: „Man könnte mehr über die Impfung aufklären, die gibt es schließlich seit über 40 Jahren, wenn nicht sogar länger. Dann würden vielleicht mehr Eltern ihre Kinder impfen lassen.“ Sorgen mache sie sich um ihren Sohn keine, da er die Impfung erhalten habe. Trotzdem bereiten ihr die Fallzahlen Unbehagen: „Man hört es ständig, und es ist schon beängstigend.“
Keine Angst vor den Masern
„Ich denke mir bei den Masern nicht so viel, immerhin sind ich und mein Sohn geschützt“, verweist auch Petra Gehring auf die Impfung. „Es ist schade, dass es nicht jeder tut. Klar, manche Menschen haben eine Immunkrankheit und können die Impfung nicht abholen, aber ansonsten sehe ich kein Problem darin, seine Kinder impfen zu lassen. Dann gibt es solche Krankheiten wie die Masern einfach nicht mehr, weil sie aussterben.“

Noch deutlicher formuliert es Sylvia Müller: „Die offizielle Antwort ist: Die sind einfach nur doof.
Du bekommst eine gratis Kinderimpfung, und irgendeine Mama sagt: ‚Mein Kind braucht das nicht. Es hat ja so lange keine Masern mehr gegeben.‘“ Als Krankenschwester kann Müller bestätigen, dass eine Masernimpfung wichtig ist. Auch die Absonderungsregeln hält sie für sinnvoll: „Da sehr viele infiziert sind und es eine ernstzunehmende Krankheit ist, ist die Quarantäne schlau. Außerdem gehen dann wieder alle zum Impfen.“
