“Rekordpleitenjahr”: So sieht die Lage in Vorarlberg aus

Doppelt so viele Unternehmen gingen in Vorarlberg im ersten Quartal in Konkurs als im selben Zeitraum 2023. Die meisten Insolvenzen im Ländle gab es im Handel.
Am Mittwoch veröffentlichte der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) die österreichische Insolvenzstatistik für das erste Quartal 2024 – mit aufsehenerregendem Inhalt. Die Rede ist von einem „Rekordpleitenjahr“, insbesondere, was die Insolvenzen von Firmen betrifft. Diese ist in ganz Österreich angestiegen, besonders stark allerdings in Vorarlberg.
Höchstwert
1091 Firmen sind es, über die in Österreich im ersten Quartal ein Insolvenzverfahren eröffnet wurde. Verglichen mit dem ersten Quartal des letzten Jahres macht das einen Anstieg von 35,02 Prozent aus. Der AKV spricht von einem „Höchstwert der letzten 15 Jahre“.
Die Steigerungsrate ist ebenfalls beachtlich, besonders in Vorarlberg. Im Ländle wurden in den ersten drei Monaten des heurigen Jahres 28 Firmeninsolvenzen eröffnet. Verglichen mit demselben Zeitraum im vergangenen Jahr (14) bedeutet das eine Verdoppelung. In keinem anderen Bundesland stieg die Zahl der Firmeninsolvenzen so stark an (100 Prozent). Am zweitstärksten stieg die Anzahl der Insolvenzen in Oberösterreich (79,45 Prozent), am drittstärksten in Kärnten (72,97 Prozent).
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Infogram angezeigt.
Nach absoluten Zahlen ist in Wien die Zahl der Insolvenzen am höchsten, allerdings ist dort die Anzahl an Betrieben (rund 144.000) so hoch wie in keinem anderen Bundesland.
Branchen
Die meisten Insolvenzen nach Branchen gab es österreichweit im Handel (275) und im Bau (273), auf dem dritten Rang liegt die Gastronomie (180). Die Branchen mit den meisten Insolvenzen in Vorarlberg sind im Diagramm rechts ersichtlich.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Infogram angezeigt.
Im Ländle liegt die Branche „Handel und Kfz-Reparatur“ mit acht Insolvenzverfahren vorn, dahinter folgen die Baubranche und die Beherbergung und Gastronomie mit jeweils vier Insolvenzen. Die höchste Schuldensumme kommt in der Branche „Herstellung von Waren“ zusammen, hier liegt sie bei zwei insolventen Unternehmen bei mehr als 3,9 Millionen Euro. Die meisten Dienstnehmer sind in der Beherbergung und Gastronomie betroffen (23), gefolgt vom Bau (zwölf) und Handel und Kfz-Reparatur (zehn). Der AKV beruft sich bei der Einteilung der Branchen auf die Statistik Austria. Diese führt Handel und Kfz-Reparatur als gemeinsame Branche.
Anträge häufiger von Gläubigern
Bei einem Insolvenzantrag stellt sich immer auch die Frage, wer diesen eröffnet. Seit dem Ende der Coronapandemie seien das laut AKV in den meisten Fällen die Gläubiger. Diese stellten in 581 Fällen den Antrag, während die anderen 510 Fälle Eigenanträge waren.
Bei den Vorarlberger Firmeninsolvenzen ist dieser Unterschied sogar noch deutlicher: Nur in acht Fällen war die Insolvenzeröffnung auf die Initiative der Schuldner zurückzuführen, dagegen lag bei 20 Fällen ein Gläubigerantrag vor.
Platz drei bei Privatinsolvenzen
Österreichweit stieg auch die Zahl der Privatinsolvenzen im ersten Quartal an – von 2173 auf 2335 Schuldenregulierungsverfahren. Die größten Zuwächse gab es in der Steiermark (16,46 Prozent), dahinter folgen Salzburg (9,57 Prozent) und auf Platz drei schon Vorarlberg (9,35 Prozent). Abgenommen hat die Zahl der Privatinsolvenzen lediglich im Burgenland, in allen anderen Bundesländern stieg sie an.
Die durchschnittliche Verschuldung bei Privatkonkursen beträgt national 102.200 Euro. Vorarlberg liegt mit 67.800 Euro am Ende in dieser Statistik. Spitzenreiter ist Oberösterreich (130.800 Euro), dahinter folgen das Burgenland mit 126.800 Euro und die Steiermark mit 116.600 Euro.
Rekordjahr
Der AKV ist anhand dieser Zahlen in Aufregung. „Die Ist-Zahlen für das erste Quartal 2024 zeigen, dass sich Österreich auf dem Weg zu einem ‚Rekordpleitenjahr‘ befindet. Die Steigerungsraten in einzelnen Bundesländern sind alarmierend“, heißt es zu den Firmenpleiten. Auf das ganze Jahr gerechnet schätzt man beim Kreditorenverband 7000 Firmeninsolvenzen.
Auch bei den Privatinsolvenzen nähere man sich den Rekordpleitenjahren 2018 (10.058) und 2019 (9497). „Der AKV rechnet damit, dass im Jahr 2024 über das Vermögen von circa 9400 Privatpersonen ein Schuldenregulierungsverfahren eröffnet werden wird“, prognostiziert man.