Nach Razzia im Rocker-Milieu: Acht Jahre Haft für Drogendealer

Im ersten Prozess nach der Drogenrazzia im Jänner ist ein 31-Jähriger angeklagt. Er gab 13 Kilo Kokain und 26 Kilo Marihuana weiter. Andere Mitglieder der Vorarlberger Drogenbande sollen noch weit mehr Rauschgift verkauft haben.
Sein Mandant sei der „kleinste Fisch“ der Vorarlberger Drogenbande, sagte Verteidiger Nicolas Stieger. Wegen des Verbrechens des Suchtgifthandels wurde der 31-jährige Angeklagte am Mittwoch in einem Schöffenprozess am Landesgericht Feldkirch zu einer Zusatzstrafe von acht Jahren verurteilt. Das Urteil des Schöffensenats unter dem Vorsitz von Richterin Lisa Pfeifer ist nicht rechtskräftig. Verteidiger Stieger meldete Nichtigkeitsbeschwerde und Strafberufung an. Staatsanwalt Simon Mathis nahm drei Tage Bedenkzeit in Anspruch. Der Strafrahmen betrug 1 bis 15 Jahre Haft.

800.000 Euro Umsatz
Der geständige Unternehmer aus dem Bezirk Dornbirn verkaufte zwischen 2020 und Ende 2022 insgesamt 13 Kilogramm Kokain und 26 Kilo Cannabis. Dabei ging der Schöffensenat von einem Umsatz von 800.000 Euro aus. Diese Summe hat der Angeklagte der Republik Österreich als Verfallsbetrag zu bezahlen.

Der Schöffensenat hatte am Mittwoch bei der Strafbemessung Rücksicht auf das Urteil des Landesgerichts vom September 2023 zu nehmen. Damals wurde über den unbescholtenen Angeklagten wegen Drogenhandels und Drogenschmuggels rechtskräftig eine zweijährige Freiheitsstrafe verhängt. Theoretisch hätte schon im Vorjahr auch über die nunmehrige Anklage geurteilt werden können. Wäre dem so gewesen, hätte die Strafe zehn Jahre Haft betragen, meinte der Schöffensenat am Mittwoch.
Infolge einer Razzia festgenommen
Im Jänner erfolgten zwölf Festnahmen in Vorarlberg, der Steiermark und der Schweiz. Die Verhafteten sollen einen Drogenring gebildet haben, dem auch der Angeklagte angehört haben soll. Die Polizei verdächtigt die Bande, rund 100 Kilogramm Kokain und etwa eine halbe Tonne Cannabis verkauft zu haben. Bei zwei Verhafteten soll es sich um führende Mitglieder einer Vorarlberger Rockergruppe handeln. Die meisten Beschuldigten sollen noch höhere Drogenmengen zu verantworten haben als der 31-Jährige. Der Prozess am Mittwoch war der erste in dem Drogenverfahren.

Die Beschuldigten kommunizierten über Krypto-Messengerdienste. Die vermeintlich verschlüsselten Chatnachrichten mit detaillierten Angaben zu Drogendeals wurden aber von ausländischen Polizeibehörden mitgelesen.
Der Angeklagte sagte, er konsumiere keine Drogen. Er habe die Drogenverkäufe aus Gewinnsucht vorgenommen, meinte der Schöffensenat. Mildernd gewertet wurde das reumütige Geständnis, das zur Wahrheitsfindung beigetragen habe.