“Gault Millau” macht einen Götzner zum Sommelier des Jahres

Einst fiel er bei der Weinkellerprüfung durch, nun ist er der Schweizer Sommelier des Jahres: Der edle Tropfen ist das Fachgebiet von Fabian Mennel.
Dass er eines Tages mit Wein zu tun haben sollte, war im Prinzip vorbestimmt. “Mein Papa ist Weinhändler, darum war die Richtung schon ein bisschen vorgegeben”, erzählt Fabian Mennel. Der Götzner wurde kürzlich vom einflussreichen Restaurant-Guide “Gault Millau” zum Schweizer Weinsommelier des Jahres 2025 ausgezeichnet.

Der 33-Jährige arbeitet seit fünf Jahren im kleinen, aber renommierten Feinschmecker-Restaurant “Zum Schäfli” in der 2000-Seelen-Gemeinde Wigoltingen im Schweizer Kanton Thurgau. Dort bekleidet er eine Doppelfunktion als Restaurantleiter und Sommelier. “Im Prinzip bin ich für den gesamten Service-Bereich verantwortlich – und natürlich für die Weine”, erklärt Mennel, der die Doppelrolle schon bei seiner ersten Station – der Griggeler Stuba im Burg Vital Resort in Lech – bekleidete.
Wie ein Sommelier arbeitet
Aus Sicht eines Gastes kann man sich die Arbeitsweise des Sommeliers so vorstellen: “Mein Ansatz ist, zuerst zu fragen: ‘Welchen Wein trinken Sie gern?’ Wenn der Gast einen nennt, weiß ich, in welche Richtung sein Geschmack geht. Dann bringe ich ihm dann eine Flasche Wein – ich weiß, in welchem Segment wir uns als hochdekoriertes Restaurant bewegen, kann also durchaus was Hochwertiges machen. Ich zeige ihm die Flasche, erkläre meine Auswahl und lasse den Gast probieren. Er hat immer auch Möglichkeit, zu sagen, der Wein schmeckt ihm nicht. Dann nehme ich ihn anstandslos zurück und bringe was anderes.” In den allermeisten Fällen seien die Gäste aber zufrieden mit der Auswahl des Sommeliers, sagt Mennel, der selbst am liebsten einen Chardonnay-Weißwein aus dem Burgund trinkt.

Geschmack beim Wein ist aber individuell, betont Fabian Mennel. “Am Ende des Tages muss ein Wein schmecken, egal ob er zehn oder 500 Euro kostet. Nur, weil irgendein Journalist oder Sommelier den Wein mit einer hohen Punktezahl bewertet hat, muss er einem nicht automatisch schmecken. Die persönliche Meinung ist wichtig und die darf man gern vertreten, das ist das Wichtigste beim Wein für mich.” Bei der Weinverköstigung gebe es kein Richtig und kein Falsch: “Wenn ich im Wein Erdbeere rieche und ein Anderer Himbeere riecht, haben wir beide recht.”
Bewertung eines Weins
Wenn Fabian Mennel einen neuen Wein zum Probieren bekommt, geht er wie folgt vor: “Punkt eins ist: Ich lese mir die Flaschenetikette durch, denn darauf steht viel Information, aus der ich erfahre, was mich erwartet. Als Nächstes schaue ich mir die Farbe an: Ist der Wein hell oder blass? Wie schauen die Wasserränder aus? Dann kommt die Nase dran – man prüft, welche Noten entgegenkommt. Anschließend der Geschmack im Mund: Ist der Wein säurebetont? Wie ist er im Abgang?” Das Preisschild möchte Mennel bei einer Weinbewertung außen vor lassen.
Sommelierausbildung
Doch wie wird man eigentlich Weinsommelier? “Dafür gibt es Kurse beim WiFi. Da kann man den Jungsommelier, den Österreichsommelier und schließlich den Diplomsommelier machen. Die Steigerungsform wäre der “Master of Wine”, den man in London absolviert.” Auch Fabian Mennel wählte diesen Weg nach dem Abschluss der Tourismusschule in Bezau. Er betont aber: “Man muss keine Sommerlierausbildung gemacht haben, um sich mit Wein auszukennen. Genügend Menschen, die gern Wein trinken und sich regelmäßig damit beschäftigen, haben ein größeres Wissen als jemand, der die Prüfung absolviert hat.”

Die Sommelierkurse sind recht anspruchsvoll. “Ich muss gestehen, bei einer Sommelierprüfung bin ich durchgefallen”, erzählt Mennel. “Zur Ausbildung gehören fachspezifische Aspekte, zum Beispiel die Chemie in einem Weinkeller. Das interessiert mich persönlich nicht” Während ihm andere Aspekte wie die Blindverkostung des Weins leicht gefallen seien, habe der Schweizer Sommelier des Jahres 2025 im Fach der Kellertechnik ein zweites Mal zur Prüfung antreten müssen. “Ich hoffe, meine Prüfer von damals lesen das”, witzelt Mennel lachend.
Nachricht vom Chef
Von seiner Auszeichnung erfuhr der Götzner Ende Juli, als er im Urlaub war. “Ich war mit einigen Freuden in Deutschland, als mir mein Chef Christian Kuchler eine Nachricht schrieb, ich solle ihn anrufen. Zuerst war ich schockiert, denn normalerweise ist ein Anruf vom Chef im Urlaub nie etwas Gutes”, schmunzelt Mennel. “Erst fragte er am Telefon, was ich gerade mache. Als ich sagte, dass ich gerade in einem Restaurant sitze, meinte Christian, ich solle eine Flasche Champagner bestellen. Der Chef von Gault Millau Schweiz habe ihn informiert, dass ich Sommelier des Jahres 2025 bin.”

Gesagt, getan: Fabian Mennel feierte mit seinen Freunden die Auszeichnung, musste aufgrund einer Sperrfrist aber noch bis Anfang Oktober dicht halten. Nur mit seinen engsten Freunden und der Familie teilte er zunächst den Erfolg. “Papa war zuerst ein bisschen skeptisch und meinte, es zählt erst, wenn die offizielle Übergabe erfolgt. Aber alle haben sich sehr für mich gefreut”, berichtet der preisgekrönte Sommelier.
Große Freude über Auszeichnung
Als die Katze aus dem Sack war, wurde Mennel mit Glückwünschen überhäuft. “Auch einige Gäste im Schäfli gratulierten. Einige haben Blumen und Schokolade mitgebracht, einer schenkte mir sogar ein Stück Fleisch”, lacht der 33-Jährige. Eine Flasche Wein als Geschenk brachte dem Sommelier lustigerweise aber niemand mit.

Vier Tage in der Woche verbringt Fabian Mennel beruflich in Wigoltingen, das etwa eine Autostunde von der Vorarlberger Grenze entfernt liegt. Das “Schäfli” selbst ist übrigens auch preisgekrönt, mit 18 von 20 möglichen “Gault Millau”-Punkten und zwei Michelin-Sternen. Wenn das Restaurant geschlossen ist und Mennel zu Hause in Götzis weilt, treibt er am liebsten Sport und verbringt Zeit mit seiner Frau Laura und der gemeinsamen Tochter Martha.